Lou wusste nicht wie viel Uhr es war als sie zum ersten Mal ihre strahlendblauen Augen öffnete. Normalerweise war sie eine Langschläferin und nur schwer zu wecken.
Vor 10:00 Uhr und erst gar nicht vor dem ersten Kaffee ansprechbar. Heute war aber ein besonderer Tag und die kleine Italienerin wie ein Flitzebogen gespannt. Im Motorhome war es noch ruhig. Es schienen noch alle zu schlafen. Sie griff in ihre Reisetasche und bemerkte, dass sie ihr Handy gar nicht mitgenommen hatte.
Scheinbar hatte sie es nach dem Telefonat mit Uccio in Valentinos schwarzen BMW M6 liegen gelassen. Lou beschloß dass, das Handy noch warten könnte, da sie alle wichtigen Personen in ihrem Leben direkt um sich hatte. Nach einem Abstecher im Badezimmer schlich Lou sich in den Wohnbereich des Motorhomes. Uccio schnarchte auf der Couch vor sich hin. Draußen dämmerte es – Lou schätze, dass es bald 6 Uhr sein musste. Sie hatte keine Ahnung, wann ihr Vater aufstehen würde und zum Training gehen würde. Ein lauter Schnarch-Aussetzer erschreckte sie. Uccio hatte sich wohl selber wach geschnarcht. Er bemerkte, dass er beobachtet und lautlos ausgelacht wurde. „Guten Morgen." Grummelte er verschlafen vor sich hin. „Wach?" „Nein, ich tue nur so." Lou grinste über beide Ohren und Uccio fluchte. „Dein Ernst..."
Lou kniete sich zu ihm zur Couch hinunter und schuppste ihn an. Das sollte die Rache sein für alle unsanften Weck-Aktionen ihres „Onkels". „Rache ist süß." Grinste sie ihn immer noch an. „Kaffee?? Kaffee? Wo bekomme ich Kaffee?" „Du bekommst gleich eine Valium. Ist ja nicht auszuhalten mitten in der Nacht." „Wann steht Vale auf?" „Wenn du weiterhin so rumpolterst gleich. Nervensäge..." Er gähnte ausgiebig. Er zog unter seinem Kopfkissen sein Handy hervor. „Mamma, es ist noch nicht mal 6:00 Uhr." Lou zog einen Schmollmund auf. „Kaffee?" „Vale steht um 07:00 Uhr auf zum Frühsport. Frühstück gibt's um 08:00 Uhr." Mit diesen Worten drehte Uccio sich auf dem Sofa um und signalisierte dem kleinen Quälgeist, dass er noch eine Stunde schlafen wollte. „Na gut." Dachte sich Lou. „Dann habe ich eben das Bad für mich alleine." Sie richtete sich wieder auf und verschwand ins Badezimmer.
30 Minuten später kam sie frisch geduscht und frisch gestylt aus dem Badezimmer des Motorhomes, eingewickelt in ein Handtuch. Ihre langen dunklen Haare trug sie zu einem hohen, lockeren Zopf hochgebunden. Ihr Make-Up war dezent, da sie dank ihrer sonnengebräunten Haut gut und gerne komplett auf Make-Up hätte verzichten können. Mascara definierte ihre strahlend blauen Augen und ein süßes Lächeln schmückte ihr Gesicht und war sowieso das schönste Accessoire.
In ihrem vorübergehenden Zimmer kramte sie frische Unterwäsche, eine hautenge Röhrenjeans und ein Yamaha-VR46 Shirt aus der Reisetasche. Kurz darauf war sie bereit für den Tag.
Mittlerweile war es fast 07:00 Uhr und Lou konnte das Klingeln von Valentinos Wecker hören. Ein paar Minuten später war er wohl aufgestanden, da sie Bewegung im Motorhome hören konnte. „Der Tag kann beginnen." Grinste sie vor sich hin.
Valentino schloss gerade die Badezimmertür hinter sich, als Lou wiedermal in den Wohnbereich des Motorhomes hereinplatze. Dieses Mal war Uccio allerdings schon wach und stand im Küchenbereich. Er kochte Kaffee. Lou hüpfte auf ihn zu sprang ihm fast in den Rücken.
„Guten Morgen du Morgenmuffel." „Moment mal, das sagt gerade die Richtige. Bist du jemals freiwillig vor 12:00 Uhr aufgestanden." „Na klar!" „Heute zählt nicht." „Bekomme ich jetzt endlich meinen Kaffee bevor ich noch schlecht gelaunt werde?" „Dauert noch kurz. Setz dich doch."
Lou setze sich an den Tisch des Wohnbereichs. „Sag mal, machst du eigentlich auch Frühsport? Ich meine. Weil man es dir nicht ansieht." „Du bist wirklich die Tochter deines Vaters."
„Ja, meine Principessa. Guten Morgen." Valentino kam in seinen Sport-Shorts und T-Shirt in den Wohnbereich. „Frühstückt schon mal ohne mich. Ich habe noch zu tun." Ein wenig enttäuscht darüber antwortete Lou ihm. „Okay."
Nach dem Valentino sich zum Sport verabschiedete saßen Lou und Uccio am Tisch. „Keine Sorge. Er ist einfach nur im Rennmodus." Lou nickte.
Sie mochte es nicht, wenn Valentino so kurz angebunden war. Sie erinnerte sich gleich an die vielen Streitereien die in schmerzendem Schweigen endeten.
„Was gibt es zum Frühstück?" Fragte Lou Uccio um von ihren Gedanken abzukommen. „Wir haben hier Toast und Eier." „Habt ihr nichts Süßes da?" Schaute sie ihn entsetzt an. „Dein Vater ist Hochleistungssportler, hast Du jetzt Nutella erwartet." „Nein, ich weiß nicht. Vielleicht. Gehofft zumindest." „Dann zieh dir Schuhe an und wir gehen zur Yamaha-Hospitality." „Bitte wohin?" „Das siehst Du dann." „Und mein Kaffee?" „In Arbeit."
Uccio schnappte sich zwei VR46 Coffee-to-go-Becher und füllte das schwarze Gold ein. Währenddessen schnappte Lou sich ihre Converse und schlüpfte hinein. Mit dem Weg-Kaffee in der Hand gingen die beiden zur Yamaha-Hospitality.
Davor angekommen staunte Lou nicht schlecht. „Was ist das denn?" Mit halboffenen Mund starrte sie abwechselnd ihre Begleitung und das Hightech-Gebäude an. „Wir sind hier ja nicht im Ferienlager." Grinste Uccio. „Wahnsinn." Lou ging weiter und in genau diesem Moment lief sie gegen einen harten Arm und kippte ihren Kaffee darüber.
„Mierda!! Mach doch einmal deine Augen auf."
Diese Stimme konnte sie zuordnen, da es kaum mehr als 12 Stunden her war, dass sie diesen Satz aus genau diesem hübschen Mund gehört hatte. „Hast Du keine Augen im Kopf."
Oh. Oh.
Da war jemand nicht sonderlich erfreut. „Vinales komm' runter. Es tut ihr leid."
Das tat es ihr in diesem Moment ganz und gar nicht. „Wie zur Hölle soll ich dich sehen, wenn du mich von hinten umrennst?! Hast Du keine Augen im Kopf." Die beiden knurrten sich an und eine eigenartige Spannung lag in der Luft. „He, he, ihre Beiden. Fahrt mal runter. Tut uns leid Vinales." Uccios Entschuldigung schien den jungen Spanier zu besänftigen. Vinales schnaufte genervt. „Ich gehe mich dann mal umziehen."
Und drehte sich auf dem Absatz um und machte kehrt.
„Junge Dame, das war nicht sehr freundlich. Dir ist schon klar wer das ist?" „Jepp, die Nummer 2." „Lautet eine Regel nicht keinen Ärger machen?" „Pfff.. aber, i.." Uccio unterbrach sie. „Basta. Ein bisschen mehr Respekt vor den Fahrern, ja?" Lou bemerkte, dass es keinen Sinn machte, sich auf eine Diskussion einzulassen, scheinbar hatte sie in diesem Fall mit ihrem Pseudo-Onkel keinen Verbündeten gefunden. „Ich brauche einen neuen Kaffee." „Dann auf Bambini."
Zusammen gingen sie in die Hospitality. Lou hoffte, dass sie Maverick Vinales so schnell nicht wieder über den Weg laufen würde. Entschuldigen würde sie sich definitiv nicht. Und da sie keinen Ärger machen durfte wäre ein erneutes aufeinandertreffen nicht das beste.
Nach einem ausgedehnten Frühstück, vier Kaffee und einem dicken Nutella-Brot war Lou glücklich. Uccio erzählte ihr Geschichten von der Rennstrecke. Lustige Situationen, die er auf dem Grid mit Valentino erlebte. „Denkst Du, das ist eine einmalige Geschichte?" „Lou, ich kann das nicht entscheiden. Aber ich denke, wenn du keinen Ärger machst, ausnahmsweise brav und nicht die Tochter deines Vaters bist, sieht das ganz gut aus. Komm, lass' uns gehen. Ich führe dich noch ein bisschen rum, bevor der Sturm los geht."
Gemeinsam verließen die beiden die Hospitality und spazierten an der Rennstrecke entlang.
Um halb zehn machten sie sich auf zu Valentinos Box. „Ich will Vale unbedingt noch viel Glück wünschen."
An der Box angekommen gingen Uccio und Lou hinein es herrschte mehr Gedrängel als sie sich vorstellen konnte. Reporter, Fans, Mechaniker, ihren Vater konnte sie nur durch eine Menschenmenge sehen. Sie konnte gar nicht so einfach zu ihm durchkommen, das hatte sie sich einfacher vorgestellt. Als sie nach durchdrängeln fast bei Valentino angekommen war, hielt Uccio sie am Arm zurück. „Warte. Er spricht gerade mit seinen Mechanikern." Lou versuchte Blickkontakt mit ihrem Vater aufzubauen, damit er sie zu sich winken würde. Aber dem war nicht so.
In seinem Tunnel ging Valentino zu seinem bereitstehenden Motorrad vor die Box.
Er führte sein Ritual durch und stieg auf die Yamaha R1M. „Komm hier an den Monitor, hier kannst Du alles sehen." Etwas traurig nickte Lou und setzte sich vor den Zeitenmonitor. "Ich muss jetzt auch rein und meinen Job machen." "Ja, ja. Ich komme klar." "Nichts anstellen Bambina."
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Loving the Apex
Fanfiction"Was zur Hölle tust du da? Dios..." Lou zuckte zusammen als sie die unfreundliche Stimme mit spanischem Akzent in der Box hinter sich hörte. Mist. Sie hätte sich ja denken können, das diese Aktion nicht gut aus gehen würde. "Runter. Von. Meinem. Mo...