1 - Freundschaft/A

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„Ich habe dich schon wieder geschlagen!", lachte ich meinen besten Freund aus.

„Das stimmt doch gar nicht. Du bist ein Mädchen, ich habe dich gewinnen lassen!", sagte er und klopfte sich den Dreck von seiner Kleidung.

„Jace, gib es zu. Ich bin viel stärker als du. Ich gewinne jedes Mal. Außerdem bin ich viel größer als du!", neckte ich ihn.

Jason – oder wie ich ihn als einzige nannte – Jace, war elf Jahre alt. Trotzdem war ich mit meinen acht Jahren fast einen Kopf größer als er. Er fand das alles andere als amüsant. Aber wir waren seit meiner Geburt die besten Freunde.

Jace ist der Kronprinz des Königreichs Jermaine. Derzeit ist noch sein Vater Edmund II. der König. Mein Vater, Lord Avan war seit er regierte, die rechte Hand des Königs. Deshalb waren wir auch zusammen aufgewachsen. Unsere Mütter lebten beide nicht mehr. Sie waren beide am Kindbett gestorben, weshalb wir keine Geschwister hatten.

Mein Vater gab mir nie den Schuld an den Tod meiner Mutter. Er liebte mich über alles. Ich wusste, dass er sich natürlich einen Jungen gewünscht hatte, aber er hatte nie etwas gesagt. Dies war vielleicht auch der Grund, weshalb ich mich wie ein Junge benahm.

...

Während dem Essen sah mich Jace mit seinen meeresblauen Augen an. Fragend blickte ich ihn and und streckte ihm die Zunge heraus.

„Arlena!", mahnte mein Vater mich. Wir hatten die Ehre zu jeder Mahlzeit mit Jace und seinem Vater zu speisen. König Edmund behandelte mich wie seine eigene Tochter und meinen Vater wie seinen Bruder. Wir gehörten zu ihrer Familie.

Jace schenkte mir ein freches Grinsen und widmete sich wieder dem Essen zu. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nicht gemerkt, dass unsere Väter nachdenklich wirkten.

Nachdem Essen wollte Jace reiten gehen. Ich lehnte es wiederholend ab, da ich eine große Phobie davor hatte. Ich saß mit sechs Jahren auf einem Pferd und war damals ziemlich hart gestürzt. Ich lag wochenlang im Bett und Jace wich mir nie von der Seite. Er war ziemlich besorgt deswegen.

„Jace, du weißt, dass ich nicht gerne reiten möchte."

„Ich werde dich auch nie dazu zwingen. Ich will nur, dass du mit mir mitkommst. Es ist sehr langweilig ohne dich. Schenke mir deine Anwesenheit."

Ich rollte mit den Augen und gab schließlich nach. Zusammen entschuldigten wir uns vom Essen und gingen nach draußen. An den Ställen angekommen, wartete schon Jace' Reitlehrer. Als Prinz musste er ausgezeichnet reiten können. Während er sich anzog, ging ich zu Phoenix rüber. Es war Jace' Pferd. Ein wunderschöner, rotbraunes Vollblut. Ich streichelte ihn und er wieherte glücklich auf. Ich mochte Phoenix.

...

Was war das für ein Lärm? Überall Krach und besorgte Schreie. Ich machte verschlafen meine Augen auf und sah durchs Fenster, dass immer noch der Mond schien. Ich stand von meinem Schlafplatz auf und verließ mein Gemach. Überall rannten Bedienstete und Soldaten durch die Flure. Ich entdeckte meinen Vater und ging zu ihm rüber.

„Vater?", fragte ich verschlafen. Dieser drehte sich entsetzt um und sah mich streng an.

„Geh auf der Stelle zurück in dein Zimmer, Arlena!"

„Was ist geschehen?", fragte ich.

„Es gab ein Attentat auf Prinz Jason. Er wird heute noch fortgeschickt!", antwortete er ruhig. In seiner Stimme erkannte ich Panik und Trauer.

„Was? Ich muss zu ihm! Bitte."

„Es ist besser, wenn er keinen sieht. Der Abschied fällt euch beiden nicht leicht. Es ist das beste. Geh ins Bett!", sagte er und streichelte kurz meine Wange. Mit schnellen Schritten stürmte er die Treppen runter und ließ mich allein.

Nein, ich musste mich von ihm verabschieden. Ich musste sicher gehen, dass es ihm gut ging und er nicht verletzt war. Schnell rannte ich ebenfalls die Treppen hinunter. Ich hoffe, dass ich nicht zu spät war und ihn rechtzeitig fand. Ein Stein fiel von meinem Herzen, als ich sein verzweifeltes Rufen hörte. Ich sah, wie jemand versuchte ihn mit Gewalt in die Kutsche zu setzen. Er wehrte sich mit aller Kraft und schrie: „Ich will sie nur kurz sehen. Ich muss zu Ari!"

Sobald seine Worte fielen, erblickte er mich. „Ari!", rief er und löste sich schnell von den Soldaten. Er rannte auf mich zu und schloss mich in seine Arme.

„Es geht dir gut, Jace. Ich bin froh. Was ist passiert?", fragte ich und wir lösten uns schließlich.

„Jemand wollte mich umbringen. Damit mein Vater keinen Erben mehr hat. Es war schon das zweite Mal."

„Was? Wieso wusste ich nichts davon?"

„Ich will nicht, dass du dir Sorgen um mich machst. Mein Vater meinte, dass es hier zu gefährlich für mich wäre. Er will, dass ich mich für eine kurze Zeit verstecke. Solange bis alles geregelt ist. Aber ich verspreche dir, dass ich bald wieder zurückkommen werde. Warte auf mich."

Mit Tränen in den Augen nickte ich. Er nahm meine Hand und platzierte einen Kuss darauf.

„Ich bin bald da, Prinzessin." Ich trug kein adeliges Blut und war auch keine Prinzessin, jedoch nannte mich Jace immer so. Er lies meine Hand los, kletterte in die Kutsche und fuhr weg.

Vergeblich wartete ich auf ihn. Wochen, Monate, Jahre, aber er kam nicht mehr zurück. Er hatte sein Versprechen gebrochen.

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Dies ist das erste Kapitel von "Die Kriegerprinzessin".

Die Kriegerprinzessin (Jason & Arlena)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt