Wie mein Leben auf der Kippe stand

15.03.2019

Freitag, 15.03.2019
16:15 Uhr
zu Hause

Ich wache auf und habe unendlichen Hunger.
Es fühlt sich an als würde sich mein Magen umdrehen und verzweifelt versuchen irgendetwas Essbares zu finden.

Ich sehe auf die Uhr.
16:16 Uhr. Welch Ironie.

Ich versuche mein Magenknurren zu ignorieren. Aber es ist so schmerzhaft.

Laut höre ich meine Mutter in der Küche hantieren, während ich die Tür meines Zimmers öffne und die Treppen nach unten gehe. Sofort durchströmt der Geruch nach Spaghetti Carbonara meine Nase und wandert wie es scheint weiter in meinen Magen.
Ich muss eine Hand auf meinen Bauch drücken um den Schmerz einigermaßen erträglich werden zu lassen.

"Hallo Mama.", murmele ich und lasse mich erschöpft auf einen Stuhl fallen.

"Hallo mein Schatz, du siehst müde aus. Essen ist gleich fertig.", meine Mutter lächelt mich aufmunternd an.

"Eigentlich habe ich gar keinen Hunger.", meine ich und male Kreise mit meinem Finger auf den Tisch. Ich hoffe mein knurrender Magen wird mich nicht verraten.
"Ich habe in der Schule schon gegessen.", lüge ich weiter.
Um mich abzulenken und nicht dem forschendem Blick meiner Mutter stand halten zu müssen, versuche ich meine Haare zu einem Zopf zu binden. Es bleiben einige in meinen Händen.
Ich habe schon seit Tagen erstaunlichen Haarausfall.

Meine Mutter setzt sich zu mir an den Tisch und nimmt meine Hände in ihre. Sie scheint besorgt.

"Deine Hände sind eiskalt, Schatz. " Erschrocken sieht sie mich an, sammelt sich kurz und fährt dann fort. "Weißt du, ich mache mir wirklich langsam Sorgen um dich. Du scheinst nur noch abzunehmen, jeden Tag mehr."

Ich versuche ihrem Blick stand zu halten, während ich ihr direkt ins Gesicht lüge. "Das ist nur der Stress, Mama. Abschlussklasse, viele Klausuren und so. Das legt sich wieder."

Dann entziehen ich ihr meine Hände, schnappe mir einen Apfel und rufe ihr über meine Schultern zu: "Ich bin wieder oben, falls du was brauchst."