Andreas' Sicht
Amüsiert sah ich in Jules schmollendes Gesicht und legte meine Hände an ihre Wangen, ehe ich sie erneut küsste. „Ich will nicht dass du gehst" murmelte sie und grinsend sah ich sie an. „Ich auch nicht, aber Chris ist Papa geworden" erinnerte ich sie und grinsend verdrehte sie die Augen. „Jaa, schon gut, schon gut" winkte sie dann ab und ich lachte leise, ehe ich sie erneut küsste. „Und ich will den kleinen Wonneproppen ja auch kennen lernen, bevor wir am Donnerstag wieder in die Tourwoche starten" sagte ich dann und Jule seufzte. „Das hat Greta ja wirklich gut abgepasst" befand sie und brachte mich zum lachen. „Schick mir auf jeden Fall ganz viele Fotos" sagte sie und ich sah sie nur tadelnd an. „Du hast jetzt schon ungefähr fünfzig auf deinem Handy" sagte ich und sie grinste unschuldig und zuckte dabei mit den Schultern. „Ich liebe dich, weißt du das" grinste ich dann und sie nickte, während ihr Grinsen immer breiter wurde. Und dann legte ich meine Lippen erneut auf ihre, ehe der letzte Aufruf für meinen Flug durch die Sprechanlage vom Flughafen dröhnte. „Ich muss los.. aber wir sehen uns in acht Wochen" sagte ich und Jule nickte erneut. „Wir sehen uns in acht Wochen" bestätigte sie, ehe sie nun mein Gesicht in ihre Hände nahm und mich leidenschaftlich küsste. Nur schwer konnte ich mich von ihr lösen und sah mich noch ein mal nach ihr um, ehe ich endgültig durch die Kontrolle ging und Jule für eine kurze Zeit hinter mir ließ.
Als ich abends müde und geschafft nach Hause kam konnte ich das Grinsen immer noch nicht von meinem Gesicht löschen. Viel zu glücklich war ich darüber, dass Jule und ich endlich ein Paar waren und ich war ebenso glücklich darüber, dass mein Bruder Vater geworden war. Ich hatte mich schon über das Telefon hundert mal bei ihm entschuldigt, dass ich die Geburt von seinem Sohn verpasst hatte, doch war Chris so im Babyrausch, dass es ihm fast nichts ausmachte. Er betonte immer wieder, dass ich ja nicht ahnen konnte, dass der Kleine zwei Wochen zu früh kam und dass unsere Mutter ihm nicht von der Seite gewichen war. Ich war stolz auf meinen kleinen Bruder und irgendwie auch auf mich, da zum ersten Mal seit Langem alles wieder perfekt schien.
Gedankenverloren ging ich zu seinem Haus und öffnete die Türe, die nicht abgeschlossen war. „Hallo" jodelte ich fröhlich und hörte nur Greta leise lachen, die ein „Hallo Andi" erwiderte. Und als ich ins Wohnzimmer kam sah ich meinen Bruder, der seinen Sohn im Arm wiegte und mein Herz machte einen kleinen Sprung. Ihn so zu sehen war tatsächlich schöner, als ich es mir vorgestellt hatte und als ich sein stolzes Grinsen sah, musste ich augenblicklich auch grinsen. „Och Gott, ist der klein" sagte ich und ging auf meinen Bruder zu, um seinem Baby über die Wangen zu streichen. Der Kleine wackelte ganz leicht mit dem Kopf als Reaktion auf die Berührung und stolz legte ich einen Arm, um Chris. „Glückwunsch, Bruder. Er ist perfekt" meinte ich und Chris grinste glücklich. „Da sitzt noch jemand, der perfekt ist" sagte er dann und deutete auf Greta, die in einer Wolldecke eingewickelt auf der Couch saß und ihren Mann liebevoll ansah. „Glückwunsch, Gretchen" sagte ich, während ich auf sie zuging, um sie in eine feste Umarmung zu ziehen. „Danke" grinste sie und dann fiel mein Blick auf Emma, die eingewickelt in der Decke auf der Couch schlief. „Als große Schwester ist man ziemlich schnell müde" lachte ich leise und Greta tat es mir gleich. „Sie hat den ganzen Tag geholfen und ist nicht von Henrys Seite gewichen" erzählte Greta und Chris schnaubte lachend, während er sich mit seinem Sohn im Arm zu uns setzte. „Sie hat zwar erst ein bisschen protestiert, dass es keine Schwester geworden ist, aber sie meinte es gibt ja bestimmt bald noch ein Baby" erzählte er und ich lachte leise, um Emma nicht aufzuwecken, ehe ich mich neben sie auf die Couch setzte und ihr die Decke bis zum Kinn zog. „Sie weiß auf jeden Fall was sie will" grinste ich, während ich sie ansah und dann fiel mein Blick wieder auf Chris, der ebenfalls grinste und dann liebevoll seinen Sohn ansah. Henry machte kleine Glucksgeräusche, während Chris ihn dabei fragend ansah. Seine Unsicherheit war nicht zu übersehen, doch konnte ich ihn verstehen. Immerhin war er sein erstes eigenes Baby und ich hatte mich damals nicht viel besser angestellt. Im Vergleich zu mir bleib Chris sogar noch relativ cool. „Ich glaube dein Sohn möchte zu seinem Patenonkel" sagte ich dann und Chris sah mich grinsend an, ehe er aufstand und mir seinen Sohn ganz langsam und vorsichtig in die Arme legte. „Pass auf den Kopf auf" mahnte er mich und ich legte den Kopf schief. „Bruder, weiß ich doch" sagte ich, während Greta leise lachte und ich den Griff um Henry verstärkte. „Er weiß was er tut" sagte Greta dann leise und legte meinem Bruder eine Hand auf den Arm, ehe er sich wieder auf die Couch setzte und nur unschuldig grinste. „Ich bringe die Kleine eben ins Bett und danach berichtest du wie es bei Jule war. Aber deinem Grinsen nach zu urteilen weiß ich schon Bescheid" lachte mein Bruder dann, ehe er Emma vorsichtig hochhob und dann ins Bett trug.
„So" sagte Chris dann, als er sich kurze Zeit später neben mich auf die Couch setzte und seine Hände erwartend ausstreckte. Fragend sah ich ihn an und er deutete auf Henry, während Greta leise lachte. „Du hast ihn die ganze Zeit!" protestierte ich und Chris zog seine Augenbrauen zusammen. „Stimmt gar nicht, außerdem sind wir Donnerstag Abend wieder auf Tour für ein paar Tage, dann sehe ich ihn schon nicht" beschwerte er sich und dann mischte sich Greta ein. „Es ist vielleicht auch mal ganz gut, wenn Henry in seiner Wiege schläft. Nachher gewöhnt er sich daran, dass er immer gehalten wird und dann muss ich das ausbaden, während ihr auf der Bühne rum hüpft" sagte sie und nahm ihren Sohn kurzerhand aus meinem Arm, um ihn in die Wiege neben der Couch zu legen. „Mh" grummelte Chris dann, was Greta und mich zum Lachen brachte und entschuldigend sah sie meinen Bruder an. „Jetzt erzähl lieber mal von Jule" grinste sie dann und ich konnte mir schon denken, dass Jule bereits Bericht erstattet hatte. „Ich bin so verliebt" platzte es aus mir heraus und Chris prustete los, was Henry kurz quengeln ließ. Er verstummte sofort und hob entschuldigend die Arme, während er kurz besorgt zur Wiege sah. Doch der Kleine gab sofort wieder Ruhe und dann lag die Aufmerksamkeit meines Bruders wieder auf mir. „Wir haben uns versöhnt" grinste ich dann und mein Bruder tat es mir gleich. „Also wollte sie meinen alten Bruder doch zurück haben, ja?" fragte er dann und tadelnd legte ich den Kopf schief. „Hör auf, du Blödmann" lachte ich und er tat es mir gleich. „Du hättest sie schon viel früher wieder zurück haben können" mischte sich dann Greta ein und ich rollte nur mit den Augen. „Ihr Frauen seid so kompliziert. Warum hat mir das denn keiner gesagt?" fragte ich und Greta schnaubte. „Weil du da selber drauf kommen musstest, mein lieber Schwager" grinste sie und ich tat es ihr gleich. „Aber das ist er ja jetzt" nahm mich mein Bruder in Schutz und triumphierend grinsend sah ich ihn an. „Genau und wenn sie in acht Wochen wieder hier ist, lasse ich sie auch nicht mehr los" meinte ich dann und sah meinen Bruder fragend an, der wild auf seinem Handy rum drückte. „Was machst du?" fragte ich verwirrt. „Ich bestelle mir Ohropax" sagte er dann gequält und gleich darauf mussten wir alle Drei herzlich lachen.