Kapitel 1 - Prinz Keren

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Am nächsten Morgen erwachte sie vom ersten Hahnenschrei. Bestürzt stellte sie fest, dass sie am Tisch eingeschlafen war.

Außerdem hatte sie furchtbare Rückenschmerzen... Und sie musste zur Arbeit!

Schnell stand sie auf und eilte in ihre Kammer, um sich anzuziehen. Einen Augenblick zögerte sie jedoch, immerhin war sie heute nicht allein... Aber der Mann schlief bestimmt noch, also zog sie sich rasch um und ging in die Küche.

Sie selbst würde zwar auf der Arbeit essen, aber der Mann hatte bestimmt Hunger. Flink holte sie einen Teller heraus und legte ein Stückchen Käse, Brot und ein Messer darauf.

Zum Schluss kritzelte sie noch etwas auf einen Zettel und verließ dann eilig das Haus.

Mit einem Murren erwachte er , sein Schädel brummte und er hatte furchtbaren Hunger. Einen Moment sah er sich verwirrt um, dann erinnerte ein dumpfer Schmerz in seinem Bein ihn wieder daran, was gestern geschehen war.

Ob seine kleine Ärztin schon auf war? Vorsichtig stand er auf und versuchte sein Bein zu belasten. Der Schmerz war erträglich, also ging er in das Wohnzimmer herunter.

Er war ein wenig gerührt, sie hatte ihn sogar hier schlafen lassen. Sie selbst war nirgends zu sehen, jedoch lag auf dem Tisch ein Teller mit Brot und Käse und als er näher kam, stellte er fest, dass ein kleiner Zettel daneben lag.

Ob er für ihn war? Sie schien nicht mehr da zu sein, und er hörte auch nichts, also nahm er den Zettel und las ihn.

(Zettel:)

Ich musste leider schon zur Arbeit gehen, hoffe jedoch sehr, dass es euch nach ein wenig Schlaf wieder besser geht, falls nicht, ruht euch bitte noch ein wenig aus, ihr könntet noch eine Weile brauchen, um den Blutverlust zu verarbeiten! Ich habe gedacht, dass ihr Hunger hättet, daher habe ich euch für diesen Fall Frühstück bereitet.

Sie war also zur Arbeit gegangen, als was sie wohl arbeitete? Vielleicht war sie ja doch Apothekerin, zumindest ihr Wissen lies darauf schließen.

Aber so allmählich sollte er sich im Schloss blicken lassen, Prinz Keren machte sich bestimmt längst sorgen, aber ihr Essen würde er gewiss nicht verschmähen.

Als sie in die Küche geeilt kam, erwartete die Chefin sie bereits und schimpfte:

„Jeden Tag das gleiche mit dir! Wärst du nicht so eine gute Bäckerin, hätte ich dich längst hinaus geschmissen!“

Schnell zog sie ihre Schürze über.

„Es tut mir leid.“

Die Köchin seufzte.

„Schon gut, Liebes, aber sieh zu, dass du dich an die Arbeit machst. Na los, worauf wartest du?“

Eilig huschte sie an ihren Arbeitsplatz.

„Was soll ich heute machen?“

„Heute kommt ein Freund des Prinzen ins Schloss. Wir sollen etwas 'besonderes´ machen.“

Beinahe gleichzeitig verdrehten sie die Augen. Beide wussten sie, was die jeweils andere jetzt dachte denn bei solchen Aufträgen waren ihre Meinungen immer gleich.

Wenn die Adeligen etwas bestimmtes bestellten, war das schön und gut, aber wenn sie einfach etwas 'besondere' haben wollten, konnte man nie wissen, ob es ihrer heutigen Laune entsprach.

Daher nahm sie eines der Konditor-Bücher und blätterte darin. Ein Freund des Prinzen kam zu Besuch... Das war wahrscheinlich ein freudiges Ereignis.

Plötzlich musste sie an den Mann denken, ob es ihm wohl besser ging, war er vielleicht sogar schon gegangen Egal, sie musste sich konzentrieren! Plötzlich entdeckte sie eine dreistöckige Torte, in der die verschiedensten Geschmäcker vereint wurden.

Das war perfekt, für solch einen Anlass, damit würde sie mit Sicherheit ein Lob von der Chefin bekommen! Schnell sammelte sie die Zutaten zusammen und begann ihr Werk.

Er war durch eine kleine Seitentür ins Schloss gekommen und machte sich eilig auf den Weg zu Prinz Kerens Zimmer.

Sein Freund erwartete ihn sicherlich schon , glücklicherweise schienen die Wachen informiert zu sein, weshalb sie ihn unbehelligt passieren ließen.

„Keren,“ begrüßte er seinen Freund.

Dieser sah von den Unterlagen auf seinem Schreibtisch hoch und lächelte ihn an.

„Reyn, wie schön, ich hatte mich schon gewundert, wo du bleibst.“

Er zuckte mit den Schultern und setzte sich auf das Sofa.

„Es gab einen unvorhersehbaren Zwischenfall.“

Keren zog eine Augenbraue hoch.

„Inwiefern?“

„Ich bin auf der Straße angefallen (überfallen ?) worden. Sag mal, ist es in dieser Stadt üblich, Fremden zu helfen?“

Sein Freund sah aus, als hätte er sich verschluckt.

„Üblich?“ fragte er überrascht nach.

„Nicht im mindesten! Es gibt im ganzen Königreich wohl keine Stadt, die misstrauischer ist.“

„Tatsächlich?“

Er nickte.

„Wieso fragst du?“

„Ich wurde am Bein verletzt und noch ehe ich irgendetwas unternehmen konnte, kam mir eine junge Frau – sie war wohl fast noch ein Mädchen – zu Hilfe. Sie hat mich mit zu sich nach Hause genommen und die Wunde verbunden, ich bin wohl wegen dem Blutverlust in mich zusammen geklappt, denn heute Morgen erwachte ich in einem Bett in ihrem Haus und auf dem Esstisch fand ich Frühstück und einen Zettel.“

„Interessant. Und was stand auf dem Zettel?“

„Dass sie schon zur Arbeit musste, ich mich aber doch bitte ausruhen solle, bis es mir wieder besser geht.“

Keren lachte lauthals.

„So eine Frau würde ich gern auch einmal kennenlernen. War sie denn hübsch?“

„Kann man so sagen, eigentlich war sie sogar ziemlich hübsch.“

Keren stand auf und wollte zu ihm kommen, da frischte plötzlich der Wind auf und wehte einige der Dokumente aus dem Fenster.

„Verdammt,“ fluchte er.

„Die sind wichtig.“

Schnellen Schrittes rannte er aus der Tür und die Turmtreppe hinunter.

Wein und andere Verführungen {On Hold}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt