no time to die (parley)

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parley

»u were my life
but life is far away from fair«

Harley kam auf mich zu und hob das Messer. Er schnitt meine Gelenke frei. Ich wurde dummerweise von dem plötzlichen Gewicht meiner Wenigkeit komplett überrascht und knickte, kaum dass ich auf dem Boden aufgekommen war, schon ein. Ich fiel dirket in Harleys Arme.
Er fing mich auf und hielt mich sicher fest. Er ging langsam auf die Knie, damit ich mich besser hinlegen konnte.
"Ich hab dich, ich hab dich. Alles ist gut. Ich hab dich"

Ich hab dich, ich hab dich.

Die Wörter wiederholten sich häufiger wie ein Mantra in meinem Kopf, als Alles wird gut.
Und sie wirkten besser als alles wird gut.
Ironie des Schicksals wäre meine Diagnose.

Mein Gesicht war seiner Brust zugewandt. Meine Atmung ging viel zu schnell. Meine Handgelenke brannten wie Hölle, meine Wunden hatten sich entzündet und mir wurde immer mal wieder schwarz vor Augen.

Ich spürte seine Hand auf meinem Hinterkopf, die er rauf und runter bewegte. Er sagte nichts und schnell wurde ihm auch das Streicheln zu anstrengend und er ließ seine Hand einfach als Stütze um meinen Nacken. Ich hielt mich an seiner Schulter fest, als gäb's kein Morgen.

"Ich hab dich." Er drückte mich an sich und ich bemerkte, wie er slebst begonnen hatte zu zittern. Ich schluckte und versuchte den Klumpen in meinem Hals zu verscheuchen, was allerdings von sehr geringem Erfolg gekrönt war.

Ich hob meinen Kopf und sah zu Harley hoch. Er erwiderte meinen Blick und ich erkannte, dass er geweint hatte. Feine, schon fast wieder getrocknete Tränenspuren zogen sich seine blassen Wangen hinab.
"Weinst du etwa meinetwegen?", fragte ich ihn, einfach um ihn zu necken. Meine Stimme war immernoch leise und rau. Ich sollte ganz dringend Wasser finden. Harley lächelte kurz und schüttelte den Kopf, während er total genervt die Augen verdrehte.

"Du hast mir Dreck in die Augen gepustet, als du runter gefallen bist", sagte er und lächelte nochmal schief. Er nahm die Hand von meinem Hinterkopf, was ich sehr bedauerndswert fand, und rieb sich die Augen.
"Also hoff' es gar nicht erst" Ich lächelte etwas und legte meinen Kopf wieder erschöpft auf seine Brust und er legte wieder wie selbstverständlich eine Hand auf meinen Hinterkopf. Ich schloss die Augen und seufzte. Endlich vorbei.
Ich hätte wahrscheinlich an Ort und Stelle einschlafen und zwei Wochen durchschlafen können (okay, kurz was essen), aber etwas hielt mich wach.
Nämlich Harleys Anwesenheit.
Nicht, dass sie mich dirket störte, aber sie macht mich aufgeregt. Mein Bauch gab keine Ruhe und meine Haut prickelte.

"Peter?" Ich horchte auf.
"Hm?"
"B-Bitte tu' mir das nie wieder an. Nie wieder, Okay?" Ich nickte langsam, etwas überrascht.
"Versprochen?"
"Ja", hauchte ich bloß. Ich spürte wie sein Kinn sachte auf meine Haare schlug, als er nickte.
"Bist du oaky?"
"Naja"
"Ich bring dich ins Krankenhaus"
Ich schüttelte den Kopf.
"Besser zu den Avengers. Wegen... Du weißt schon" Harley nickte und ich seufzte.
"Danke"
"Klar"

Plötzlich setzte sich Harley gerade hin und drückte mich etwas von sich weg. Ich sah perplex auf.
"Was ist?", wollte ich kleinlaut wissen. Harley sah mich lange einfach nur an. Dann streckte er seine Hand aus und berührte einen blauen Fleck auf meinem Wangenknochen. Ich zuckte zusammen.
Aber ich wich nicht zurück, nein nicht vor Harley.
Ich schloss die Augen und spürte wie seine Finger meine aufgeplatzte Stirn entlang fuhren.
Meine Wange mit den Schnitten hinunter, mein Kinn mit den Schürfwunden und sogar über meine kaputte Lippe.
Ich holte langsam tief Luft. Ich wusste, dass alles heilen würde. Dass alles schnell heilen würde. Aber die Erinnerung blieben erstmal.
Aufeinmal spürte ich, wie sich zwei weiche Lippen auf meine legten. Etwas erschrocken riss ich die Augen auf. Harley hatte eine Hand um meinen Nacken gelegt und küsste mich.
Er löste den Kuss und sah mich etwas verwirrt und traurig an, als hätte sein Körper etwas getan mit dem er nicht gerechnet hatte.
"Tut mir leid", flüsterte er und senkte den Blick. Ich legte meinen Kopf schief und musterte das leicht errötete Gesicht von Harley.
"Ich weiß auch nicht, ich-"
Ich unterbrach ihn, indem ich sein Gesicht in meine Hände nahm und ihn zu mir zog. Er wehrte sich nicht und legte seine Arme so eng um mich wie es nur irgendwie möglich war. Ich küsste ihn und er küsste mich, als wäre das das einzige auf der Welt, das uns sicher beschützen würde.
"Ich hab dich so vermisst", hauchte er, als er den Kuss abbrach und sein Kinn auf meine Schulter legte.
"Ich dich auch..." Ich schloss die Augen.
"Verlass mich nicht...bitte"
"Tue ich nicht"
"Du musst kämpfen okay? Komm wieder zurück zu mir"
"Ich bin doch bei dir"
"Bitte, Peter. Tu mir das nicht an, Bitte"
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich bleibe bei dir"



"Bei solch einer Kopfverletzung ist es ein Wunder, dass er nur im Koma liegt, Mrs. Parker", sagt die Ärztin und legt beruhigend eine Hand auf die Schulter der Frau. Die Frau sieht gestresst aus. Müde. Sie hat rote Augen vom ganzen Weinen.
"W-wird er wieder aufwachen?" Die Ärztin sagt nichts und sieht die Frau nur mitleidig an. Mrs. Parker schließt die Augen und lässt wieder Tränen ihre nassen Wangen runter laufen.
"Es wäre natürlich möglich, Mrs. Parker. Er ist nicht Hirntot. Geben Sie nicht auf." Mrs. Parker hört nicht mehr auf die Ärztin. Sie dreht sich von ihr weg und sieht ihren Neffen in dem Bett an. Überall Bandagen. Überall Geräte, die ihn piepend am Leben erhalten.
Am Bettrand sitzt ein Junge, der die Hand von ihrem Neffen hält und mit ihm spricht. Er streicht über seine Handrücken und bettelt ihn an wieder auf zu wachen und zu ihm zurück zukehren. .

"Harley?", fragt sie und tritt näher.
"E-es tut mir leid, May. Vielleicht wenn ich früher da gewesen wäre... Vielleicht, wenn ich... Ich-"
"Es ist nicht deine Schuld", sagt sie schnell und kommt auf ihn zu, um ihn in den Arm zu nehmen.
"Es ist nicht deine Schuld"

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