Den Buchrücken hatte ich für mehr Geld reparieren lassen, als das Buch mich damals gekostet hatte. Ein zweites zu kaufen war für mich nicht infrage gekommen, schließlich hatte es mich durch meine Oberschulzeit und später auch durch mein Studium begleitet. Und dadurch, dass ich es nachts unter mein Kopfkissen legte auch durch mein erstes, zweites und drittes Mal.
Byun Baekhyuns Name war mir spöttisch vom Buchdeckel entgegengesprungen, als ich es vom Restaureur abgeholt hatte.
"Junge, noch mal repariere ich dir diesen Schinken nicht, egal wie viel du zahlst." Der Restaureur hatte gezwinkert, doch das Lächeln war ausgeblieben. "Du könntest dir einfach ein neues kaufen und das Andere in einen Hochsicherheitssafe einschließen, wenn es so wichtig ist."
Ich hatte nicht geantwortet. Stunden später, nachdem ich längst wieder zuhause angekommen war, tief über meine Notizen und meinen Laptop gebeugt, kam mir erst der Gedanke.
"Wenn man den Autor wegschließen würde, bräuchte ich mir um das Buch keine Sorgen mehr zu machen."
Ich schloss das Manuskript an dem ich seit vier Monaten arbeitete und verfasste eine Kurzgeschichte.
Eine Frau die so besessen von ihrem Traum war Schauspielerin zu werden, dass sie ihr großes Idol ungefragt mit Aufnahmen ihrer Auftritte überhäufte, die jedes Mal mit einer Stichpunktliste an Dingen zurückgesandt wurden, die dem Schauspieler nicht gefallen hatten. Dennoch wandte er sich persönlich an sie und unternahm taktlose Versuche ihr näher zu kommen. Schließlich, entmutigt und zornig wegen des offensichtlichen Interesses an ihrem Körper, das das Interesse an ihrem Können deutlich überwog, lockte sie den Schauspieler unter einem Vorwand in ein leeres Fabrikgebäude und schloss ihn in einem Tresorraum ein.
Dass der Schauspieler den Vorfall nicht überlebte machte ich unverkennbar, doch ob die aufstrebende Schauspielerin den Durchbruch schaffte, ließ ich offen.
Ich nannte die Kurzgeschichte "Tod eines Kritikers" und verkaufte sie wenige Tage später an ein Boulevardblatt. Unter Alkoholeinfluss.
"Du hast also vor mich wegzuschließen, weil ich dich nach deiner Nummer gefragt habe?"
Byun Baekhyun klopfte mir freundschaftlich auf den Rücken und ließ sich neben mir auf dem Barhocker nieder. Das gedimmte Licht schimmerte auf seiner hellen Haut und ich bemerkte, dass er sich die Haare gefärbt hatte. Schon wieder.
Mein Strohhalm schwang in seine Richtung und zufrieden sah ich ihn vor den Tropfen zurückzucken, die in seine Richtung spritzten. "Haben Sie keine Angst, dass Sie irgendwann als trauriger Kahlkopf ohne Frau enden?"
Byun Baekhyun bestellte einen Martini und die prätentiöse Art, mit der er meine Sticheleien überhörte und sich mir zuwandte - einen Ellbogen auf dem glatten Stein der Bar, den Kopf auf den Handballen gestützt - reizte mich. Dazu ihm mein Getränk über das Armani Jackett zu kippen, zum Beispiel.
"Warum bist du immer allein, Jongin?"
Die Dusche blieb aus, stattdessen seufzte ich.
"Wie haben Sie mich gefunden, wieso haben Sie mich gesucht und warum hab ich noch keinen Rotstiftschmier auf einem Zeitungsausschnitt bekommen?"
"Die Geschichte ist wirklich gut, Jongin."
"Ich halte das für eine maßlose Untertreibung, Herr Byun."
"Hast du mal darüber nachgedacht, dass der Schauspieler nicht jedes Mal einen neuen Versuch sehen wollte, sondern eine verbesserte Version des vorigen Versuchs?"
"Sie nehmen meine Manuskripte jedes Mal auseinander. Egal wie gut sie sind, kein Wort des Lobs. Nichts als Rotstift." In einem Zug leerte ich mein Glas und erhob mich. Das Aufrechtsstehen fiel schwer. "Denken Sie mal drüber nach, wie ich mich fühle."
"Soll ich dir einen Kuchen backen auf dem steht "Gut gemacht, Jongin, versuch es weiter!", oder willst du ernstgemeinte, professionelle Ratschläge?"
Seine Stimme hob sich, sogar er schien verstimmt zu sein. Aber das Spiel konnten Zwei spielen und ich war mir sicher, ich spielte um Einiges besser als er.
"Professionell? Sie haben Milchreis nach mir geworfen! Wollen Sie für jede Sekunde Ihrer Aufmerksamkeit eine Dankesrede und wenn Ihr Tag nicht auf die Sekunde so läuft wie Sie gerne hätten, werfen Sie Dinge nach Menschen, die Ihnen nichts getan haben?"
"Jongin-" Sein Gesicht wurde kreidebleich, es kümmerte mich nicht. "Ich kann nichts für Ihren exzentrischen Egomanismus, aber so wie Sie sich benehmen, will nicht mal ich - der Sie jahrelang angebetet hat - Ihr Freund sein!"
Sein gelassenes Gesicht zog sich zu einer angeekelten Maske und taumelnd hielt ich mich an seiner Schulter fest. Ich roch nach zu viel Alkohol und Erbrochenem.
"Ganz genau.", lachte ich. "Sie sind so wie ich gerade rieche."
"Jongin, warte, ich rufe dir ein Taxi."
"Wenn Sie mich noch einmal duzen, breche ich Ihnen die Nase."Die Hand zum Gruß gehoben, warf ich meine Jacke über und stolzierte geradelinig an ihm vorbei, auf die weit geöffnete Glastür zu.
"Vorsicht Jongin, du läufst auf das-" Ich verfehlte sie um einen halben Meter und klebte für eine beschämende Unendlichkeit am bodentiefen Fenster, bis Byun Baekhyun sich meiner erbarmte und mich von der Scheibe kratzte. "Fenster zu."
Mich vor Byun Baekhyun bis auf die Knochen zu blamieren schien zur Gewohnheit zu werden. Doch zu meiner persönlichen Erheiterung war ich nicht der Einzige, der mit blutender Nase in das Taxi stieg, das wir uns teilten.
Weell, ja
Dieses Kapitel ist leider nicht besonders lustig, weil Jongin sich gerade an seinem Selbstmitleid ergötzt, aber es wird wieder besser (?hoffe ich😅)
Danke fürs Lesen ^_^
Alles Liebe
♡ christinchen ♡
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Milchreis
FanfictionByun Baekhyun jeden dritten Morgen um 17 Minuten nach Sechs an meinem Tresen stehen zu haben, war ebenso erfreulich, wie meine Spucke in seinem Milchreis. Baekhyun liebte Milchreis. Und ich liebte meine Ruhe.