„Wer war das?", neugierig sah Kayla dem Mann hinterher. Dann fokussierte sie mich mit ihren ozeanblauen Augen. Es war eine der Veränderungen, die man uns ansehen konnte. Früher hatten wir alle drei braune Augen gehabt, doch nachdem unser Vater beschlossen hatte, uns für seine Experimente zu missbrauchen, hatte sich dies geändert.
Kayla hatte blaue Augen bekommen, dieselbe Farbe, in der die Spinne, die sie gebissen hatte, geschimmert hatte. Pan hatte silbergraue Augen mit seltsamen, lilanen Sprenklern, was oft dazu führte, dass er neugierig angestarrt wurde. Ich selbst hatte giftgrüne Augen bekommen.
Wenn wir darauf angesprochen wurden, redeten wir uns meist damit raus, dass es Kontaktlinsen waren und meist war das Thema damit erledigt.„Unwichtig", wies ich Kaylas Frage mit einer kurzen Handbewegung zurück. Wir ließen den restlichen Tag noch gemeinsam zuhause ausklingen, bei einem Stück Schokoladenkuchen, den ich gebacken hatte. Pan hatte die Serie 'Pretty Little Liars' ausgesucht, parallel klärte ich mit Jay die Einzelheiten für das Treffen am nächsten Tag.
Plötzlich schrieb er mir, dass er sich verfolgt fühle. Stirnrunzelnd richtete ich mich auf, und erntete dafür irritierte Blicke von Kayla und Pan.
Auf meine Nachfrage erläuterte der junge Mann mir, dass er gerade erst auf dem Heimweg war, und dafür durch einige Gassen gegangen war. Er traute sich nicht, die Polizei zu rufen, und schließlich fasste ich einen Entschluss.Ich kenne jemanden, der dich da wegholen kann. Schick mir mal deinen Standort!
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Es war stockdunkel in den Gassen Berlins, der Autolärm und die Musik der Clubs Drang nur noch gedämpft an unsere Ohren. Ein mulmiges Gefühl stieg in mir auf, meine Schritte beschleunigten sich automatisch. Wir näherten uns Jays letzter Position, und ich hoffte, dass er sich noch nicht weiter von uns entfernt hatte. Pan sprang von Seitenweg zu Seitenweg wie ein Ninja, und sorgte für unsere Sicherheit. Kayla sah sich ebenfalls wachsam um, ihre Hand ruhte an der Waffe in der Halterung an ihrem Gürtel. Ich selbst trug einen kleinen Dolch bei mir, und konnte nur hoffen, ihn nie einsetzen zu müssen. Ich hasste Gewalt.
„Da vorn", raunte Pan plötzlich, und wies auf drei Gestalten, nicht weit vor uns. Eilig zog ich mir meine Kapuze über den Kopf und mein Tuch über die Nase, da ich den Anzug verweigert hatte. Ich war nicht Spiderman und ich sah auch nicht ein, mich als solcher zu verkleiden. Unterdessen zogen sich Pan und Kayla die Masken über den Kopf, ihre Spinnenanzüge waren je nach ihren Augenfarben silber mit lila Netzmuster und türkisblau mit schwarzem Muster. Schwarze Spinnen ruhten auf ihren Brüsten und ich kam mir zunehmend albern vor. Misstrauisch betrachtete ich die Gestalten, und konnte tatsächlich Jay ausmachen, der sichtlich in die Ecke gedrängt wurde.
„Ich hab' kein Geld dabei", versicherte er den zwei muskelbepackten Männern mittleren Alters, eingeschüchtert von deren unnatürlich bläulich leuchtenden Messern. Kayla zog die Augenbrauen zusammen. „Diese Männer arbeiten für Vater", stellte sie fest, und perplex starrte ich sie an. Dann spürte ich Adrenalin durch meine Adern pumpen. Eine ungeheure Wut auf meinen Vater und dessen Geschäfte überkam mich, und ohne auf die nächsten Worte der Männer zu achten, sprang ich auf, und hob den Arm. Ein Netz schoss aus meiner Hand, fokussierte einen der Männer an der Wand. Pan und Kayla stürzten hinter mir her auf den Zweiten zu, doch mein Fokus lag nun auf einem kleinen Tierchen, welches auf Jay zukrabbelte. Er hatte es noch nicht gemerkt, starrte stattdessen den Kampf an, welcher sich hinter mir abspielte. Ohne weiter darüber nachzudenken riss ich den Dolch aus der Tasche, und schleuderte ihn auf die gelb schimmernde Spinne.
„Achtung!", schrie Pan plötzlich, und erschrocken wirbelte ich herum. Genau im richtigen Moment, um dem Mann auszuweichen, der mich gerade von hinten angreifen wollte. Mit einem gezielten Schlag versuchte ich ihn außer Gefecht zu setzen, doch er packte meinen Arm, und schleuderte mich gegen die Wand. Mit einem Fauchen hiefte ich mich wieder hoch, riss meinen Dolch vom Boden und versuchte, den pochenden Schmerz in meiner rechten Schulter zu ignorieren. Kayla lag regungslos am Boden, Pan versuchte, sich den Typen vom Hals zu halten, den ich zuvor notbedürftig an der Mauer fokussiert hatte. Gerade holte mein Gegner mit seinem Messer aus, ich versuchte, den richtigen Moment zum Ausweichen anzupassen - da ging er mit einem schmerzerfüllten Stöhner in die Knie. Seine Augen verdrehte er, bis nur noch weiß zu erkennen war, dann kippte er endgültig nach vorn - in die Klinge seines Messers.
Überrascht sah ich von ihm auf, musterte Jay. Seine Brust hob und senkte sich heftig, sein Blick sprach Bände: Er verstand nicht, was hier gerade geschehen war. Mein dankbares Lächeln konnte er wegen des Tuchs nicht erkennen, doch er war ohnehin konzentriert auf den blutüberströmten Mann vor seinen Füßen.
„Ist er...-", er brach ab. Ich zögerte kurz, hockte mich dann herunter, und tastete nach seinem Handgelenk. Kein Puls. Nichts. Schluckend sah ich zu Jay, schwieg lieber - doch er verstand.
„Er ist tot... Ich habe jemanden umgebracht... Ich wollte doch nur..."„Es war Notwehr", ertönte Pans raue Stimme hinter uns, und schlagartig fiel mir Kayla ein. Ohne ein Wort legte ich den Kopf schief, Pan hockte bei ihr, hielt sie schützend in seinen Armen. „Sie lebt noch", erklärte er besorgt, Tränen schimmerten in seinen Augen, „Aber sie hat einiges abbekommen. Wir müssen sie hier wegbringen."
Er sah zu meiner heutigen Bekanntschaft: „Du bist Jay, nicht wahr? Hilf mir mal. Und... Zander? Bereite am besten die Couch in Alycias Wohnung vor."
Mit einem Nicken stimmte ich zu, und verschwand mit einem letzten Blick zu Jay, den beiden Toten und meinen Geschwistern über die Dächer der Stadt aus der Gasse.
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Just like Spiderman // Jay Samuelz (Jay & Arya)
FanfictionEigentlich hat Alycia keine Ahnung vom Spider-Universe. Eigentlich. Denn tatsächlich steckt sie bereits mittendrin, als sie als kleines Kind von den Experimenten ihres Vaters erfährt. Zwölf Jahre später findet sie sich in Berlin wieder, vollkommen a...