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Es klingelte. Eilig drückte ich auf den Türsummer, joggte runter zu Jay und Pan, die versuchten, Kayla zu stützen, die zwar noch etwas benebelt, aber wach war. Sofort half ich den beiden, und spürte dabei Jay's Blick auf mir ruhen.
„Wo ist Zander?", fragte Pan, um meine Tarnung aufrecht zu erhalten. „Sie ist schon weg", log ich, und versuchte, mir mein Unbehagen nicht ansehen zu lassen. Wir erreichten die Wohnung. Rubber und Abbey winselten leise, als sie Kayla erblickten, doch vorsichtshalber hielt ich die beiden von meiner Schwester fern. Sollten die zwei über ihre Wunden lecken, könnten diese sich infizieren und das könnte gefährlich werden.
„Bringt sie ins Wohnzimmer. Der EHK steht auf dem Fernsehtisch", befahl ich. Pan starrte mich überfordert an.
„Der Erste-Hilfe-Kasten, du Spasti."

Unterdessen brachte ich die Hunde ins Schlafzimmer, wo sie ruhig in ihren Körbchen verweilten, in denen sie tagsüber meist lagen. Dann verschwand ich kurz im Bad, um meine eigenen Wunden besser zu verbergen. Meine Schulter schmerzte mittlerweile höllisch, und nach einem kurzen Blick darauf stellte ich fest, dass dort die Haut großflächig abgeschürft war, und die Wunde extrem blutete. Mein Hoodie, den ich mir vorhin übergestreift hatte, war nun endgültig durchgeblutet, und fluchend versuchte ich, die Wunde mit einem nassen Tuch zu reinigen.
Mir wurde leicht schwindelig, doch das überschatteten meine Schmerzen am ganzen Körper recht gut.

Es klopfte. Erschrocken sah ich mich um, fand auf die Schnelle aber nur mein schwarzes Top von gestern, welches ich mir über den Kopf zog. Die Tür wurde geöffnet, und Jay steckte seinen Kopf vorsichtig in den Raum. „Kann ich reinko- Was ist da denn bitte passiert?", geschockt trat er näher, legte eine Hand sanft auf meinen Arm und betrachtete meine Schulter. „Ich bin heute Nachmittag vom Skateboard gestürzt", versuchte ich mich rauszureden. Der Lockenkopf wirkte wenig überzeugt, sagte aber nichts dazu. „Das muss behandelt werden. Warte kurz."
Wo sollte ich denn schon hin, in meiner Wohnung? Wie er gesagt hatte, wartete ich, bis er wiederkam. Er hatte eine Salbe in der Hand, und einen Verband. Kritisch musterte ich letzteres. Der Verband würde definitiv nicht um meine Brust oder sonst worum gewickelt werden, ich hatte wenig Lust, zu ersticken.

Tatsächlich verband er aber nur meine Schulter, obwohl die Wunde viel weitläufiger war. Für den Rest holte er ein Tuch und irgendein Klebe-Zeug, wobei das definitiv komplizierter war, ohne, dass er meine Brüste sehen konnte. Irgendwie schafften wir es, und ich schenkte ihm wiedermal ein erleichtertes Lächeln. „Danke, Jay. Wie geht es Kayla?"
„Sie hat eine Kopfverletzung und Schrammen, aber das ist wohl halb so wild", beruhigte er mich, und ich nickte verstehend.
„Sie ist ziemlich empfindlich", erklärte ich ihm, „Ihr Kreislauf ist verdammt instabil, seit ihrer scheiß Diät. Aber wir konnten sie nicht davon abbringen. Irgendwas ihrer Idole."

„Vielleicht hört sie ja jetzt damit auf", sagte Jay, und erwiderte mein Lächeln, „War übrigens echt krass, plötzlich Spiderman zu sehen. Wobei das eine Mädchen ja keinen Anzug getragen hat. Ich komm immer noch nicht drauf klar..."
Ich suchte nach den richtigen Worten, zögerte einige Sekunden lang.
„Die Anzüge sind von unserem Vater. Zander will nicht bei seinen Geschäften mitmachen, also weigert sie sich, den Anzug zu tragen. Kay und Pan machen nur wegen der Ausbildung mit, und wollen ihn dann stürzen, aber wenn du mich fragst..."
Ich brach ab.
„Sie schaffen es nicht?"
Schulterzuckend verließ ich das Badezimmer, Jay folgte mir. Während ich mir einen neuen Hoodie raussuchte, erklärte ich: „Sie sind stark, keine Frage. Ich würde ihnen mein Leben jederzeit anvertrauen. Aber Vater hat hunderte Männer, die allesamt verdammt gut ausgebildet sind."

„Krass", murmelte Jay, und drehte sich nach einer Aufforderung von mir weg. Eilig wechselte ich meine Klamotten, warnte ihn zuvor noch grinsend: „Wenn du schaußt, kastrier' ich dich!". In frischen Klamotten fühlte ich mich um einiges wohler, und zog Jay wieder mit ins Wohnzimmer. Kayla und Pan musterten uns ernst von der Couch aus, Kayla im liegen, während ihr großer Bruder neben ihr saß.
„Al, die beiden Angreifer waren Vaters Männer", brachte Pan schließlich hervor, und begann dann zu erzählen, als würde ich nicht wissen, was genau vorgefallen war. Aufmerksam hörte ich zu, um selbst nochmal alles Revue passieren zu lassen. Ich hatte mich auf den Esstisch gesetzt, der im Wohnzimmer stand, Jay nahm nach kurzem Zögern neben mir Platz. Er schien sich verloren vorzukommen.

Der faszinierte Blick zu den Anzügen entging mir nicht, und nachdem mein Bruder fertig war, wandte ich mich ihm zu. „Jay", begann ich, und nahm Blickkontakt auf, „Ich denke, du kennst Spiderman?"
„Natürlich. Ich kenne generell viele Superhelden, also-"
Eilig unterbrach ich ihn: „Also weißt du, dass du niemandem von meiner Familie erzählen darfst, nicht wahr? Nicht von den Machenschaften meines Dads, nicht von Kaylas, Pans, Zanders oder meinen Geheimnissen. Du wärst heute fast gebissen worden, wenn Zander nicht gewesen wäre, um dich davor zu bewahren. Wenn du plauderst, wird eine Spinne dein geringstes Problem sein."
„Warte", fiel Jay auf, „Du meinst... Ich wäre heute beinahe auch zu 'nem Spiderman geworden?" 

Just like Spiderman // Jay Samuelz (Jay & Arya) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt