„Das mit morgen steht noch?", unsicher sah Jay mich an, was mich zum grinsen brachte. „Eigentlich habe ich mich ja jetzt revanchiert", gab ich zu bedenken, „Aber klar, wir können uns morgen treffen."
„Nice", zufrieden grinste er mir zu, und sah dann in die Runde: „Bis dann, Leute!"
Damit verließ er die Wohnung, und ich schloss die Tür, nachdem er aus meinem Blickfeld verschwunden war.
„Er ist heiß", kommentierte mein Bruder. Kayla schlug ihm leicht gegen den Hinterkopf. „Und vermutlich nicht halb so schwul wie du, Gaylord."
Belustigt sah Pan sie an: „Verbeuge dich vor deinem Gebieter!"
Ich musste lachen.„Kay, mobb' deinen Bruder nicht", dann sah ich zu Pan, „Er sieht schon gut aus, das stimmt."
„Gut, ich überlasse ihn dir", sagte der Angesprochene großherzig und wich dem nächsten Schlag der Jüngsten gekonnt aus. Nachdenklich ließ ich mich zu ihnen auf die Couch sinken, entgegnete nichts mehr. Ich war nicht interessiert an Jay in dem Sinne, viel mehr machte ich mir Sorgen um ihn. Wenn mein Vater es auf ihn abgesehen hatte, aus welchen Gründen auch immer, schwebte er in großer Gefahr dadurch, dass er zu mir Kontakt hatte. Dass wir uns kennengelernt hatten war offenbar ein purer Glücksfall, sonst hätte er schon in wenigen Wochen für die Zanders gearbeitet und ein viel zu gutherziger Mensch wäre an den Geschäften verloren gegangen.„Wir müssen ihn beschützen", warf ich in den Raum, und sah auf. Kaylas Augen glänzten besorgt, während Pan nun ernst drein blickte, und leicht nickte. „Natürlich. Aber dafür musst du endgültig sein Vertrauen gewinnen, sonst werden seine Freunde misstrauisch, wenn du immer in ihrer Nähe bist."
„Es ist ja nicht so", gab ich zu, „Dass ich ihn nicht tatsächlich sympathisch finde. Aber..."
„Du kannst dich nur schwer an jemanden binden, das wissen wir. Jay scheint aber doch wirklich nett zu sein, er wird dich wohl kaum ausnutzen, nur, weil du kein normaler Mensch bist. Außerdem weiß er ja nicht, dass du Zander bist."
„Wenn er nicht komplett zurückgeblieben ist, weiß er das schon", bemerkte Pan, woraufhin lange Zeit niemand mehr etwas sagte. Er hatte recht.Die Stimmung danach war ein wenig wie das Fondue-Set von Felix Lobrecht: Im Keller. Wir gingen ins Bett, beziehungsweise auf die Couch, und versuchten, ein wenig Schlaf zu bekommen. Doch meine Gedanken kreisten unaufhörlich um die Geschehnisse des Abends. Andauernd sah ich auf mein Handy, ob Jay mir geschrieben hatte. Vielleicht war er ja wieder in Gefahr? Vielleicht wurde er genau in diesem Moment gebissen, gefoltert oder umgebracht? Trotz dieser Horror-Gedanken schaffte ich es, zumindest ein klein wenig Schlaf zu bekommen.
- - -
„Hey", begrüßte ich den Lockenkopf vor mir, und ließ mich auf die kurze Umarmung ein. „Hi", grinste er, und zog mir wie ein Gentleman den Stuhl zurück. Ich fühlte mich wie bei einem Date, wagte es aber nicht, etwas einzuwenden. „Danke."
Er ließ sich auf dem Platz vor mir nieder. „Wie geht's deiner Schulter?"
Ein Seufzen verließ meine Kehle, bevor ich antwortete: „Wenn ich mich irgendwo ablehne tuts weh. Generell ist mein ganzer Körper grün und blau, aber... Kayla geht es schlechter. Sie hatte heute Morgen hohes Fieber, und ist jetzt mit Pan auf dem Weg nach Hause, um sich dort abseits von verschmutzter Luft erholen zu können."„Dann richte ihr gute Besserung von mir aus", trug Jay mir besorgt auf, „Immerhin ist das nur passiert, weil sie mir mein Leben gerettet hat..."
„Ich sags ihr", stimmte ich zu, und lächelte. Es war süß, wie er sich um sie zu sorgen schien, und wieder einmal wurde mir klar, dass wir richtig gehandelt hatten, die Männer außer Gefecht zu setzen. Für immer.
„Wie geht es dir?", ließ ich mich interessiert auf den Smalltalk ein, „Das gestern muss ein ziemlicher Schock für dich gewesen sein..."
„Sagen wir es so", lenkte Jay ein, und machte eine kurze Pause. Er schien mit sich selbst zu ringen. „Ich dachte wirklich, ich würde sterben. Ich habe schon die Schlagzeilen gesehen: Jay Samuelz tot aufgefunden!, YouTuber brutal ermordet!... Irgendwie sowas. Irgendwas, was gut Klicks bringt."Ich konnte mir ein amüsiertes Glucksen nicht verkneifen, und ließ mich auch nicht davon beirren, dass er fasziniert meine Augen musterte.
„Du arbeitest also als Youtuber?", hakte ich eilig nach, bevor er mich auf das seltsame, viel zu intensive Grün hinweisen konnte.
„Ja, ich und mein bester Freund Arya. Wir drehen Kurzfilme, reden über Filmfehler, Schauspieler und sowas", erzählte er bereitwillig, schien aber nicht angeben zu wollen.
„Ein paar Songs gibt's auch schon, die sind aber größtenteils älter oder nicht so richtig ernst gemeint."
„Welches Genre?", wollte ich neugierig erfahren, und im nächsten Moment fand ich mich in einem Gespräch über Musik wieder.Wir bestellten uns etwas zu essen und zu trinken, schlenderten später durch Berlin, und einige Stunden vergingen, bis wir bemerkten, wie viel Zeit eigentlich verstrichen war. Abbey und Rubber schien es allerdings nicht zu stören, so lang draußen zu bleiben, und auch ich hätte nichts dagegen, mit Jay noch mehr Zeit zu verbringen.
„Hast du Bock? Ich lad' dich ein", riss er mich aus meinen Gedanken, und ich sah zu dem Stand, der in einiger Entfernung neben uns stand, und auf den er deutete.
„Klar, gern. Für mich ein Cola-Slusheis bitte", willigte ich fröhlich ein, und folgte Jay zu dem Verkäufer. Nachdem wir beide mit einem Eis versorgt waren, ließen wir uns auf einen Mauervorsprung nieder, der etwa einen Meter hoch war.„Irgendwie ist es mega chillig mit dir", sagte mein Begleiter plötzlich in die Stille.
„Hast du was anderes erwartet?", frech grinsend sah ich ihn an, und es entstand Blickkontakt.
„Weiß nicht genau. Du wirkst so... Frei. Ich war überrascht, als du nicht drauf beharrt hast, das Eis selbst zu bezahlen", erklärte er, und wirkte etwas unsicher.
„Junge... Wer sagt denn zu Gratis-Eis nein?", lachte ich, und stupste ihn gegen die Schulter. Er lachte ebenfalls auf.
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Just like Spiderman // Jay Samuelz (Jay & Arya)
FanfictionEigentlich hat Alycia keine Ahnung vom Spider-Universe. Eigentlich. Denn tatsächlich steckt sie bereits mittendrin, als sie als kleines Kind von den Experimenten ihres Vaters erfährt. Zwölf Jahre später findet sie sich in Berlin wieder, vollkommen a...