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23:15 Uhr.

Mein Wecker signalisierte mir, dass ich mich nun abfahrbereit machen musste. Meine Augen waren noch schwer, von dem kurzen Nap, auf den ich mich nach langem hin und her überlegen doch noch eingelassen hatte, aber ich ignorierte die Müdigkeit und stand auf.

Ich musste mich nun auf dem Weg zum Flughafen machen, weil mein Flug nach Hause für 2:45 Uhr angesetzt war. Bis zum Flughafen würde ich ungefähr eine halbe Stunde brauchen, also hatte ich genug Zeit für Sicherheitschecks und alles, was sonst noch am Flughafen erledigt werden musste.

Der Koffer stand bereits fertig neben der Tür meines Hotelzimmers, meine Schuhe und ein dicker Pullover, sowie eine Regenjacke daneben oder darauf. Auch, wenn es hier in LA im Oktober noch mehr als angenehm warm war, war in England bereits der Herbst im vollen Gange und ich musste bereit sein, wenn mich London mit bestem Wetter begrüßte.

Bevor ich mich schlafen gelegt habe, hatte ich noch schnell alles zurecht gelegt, damit ich nun nur noch kurz wach werden musste und abfahrbereit war. Geregelte Abläufe beruhigten mich immer ein wenig.

Ich gehörte zu den Menschen, die lieber viel zu früh als kurz vor knapp am Flughafen ankamen. Fliegen machte mich nervös. Es kaum nicht häufig vor und noch seltener, dass ich alleine reiste.

Der Grund für meinen Aufenthalt in Los Angeles war, dass ich zuerst Verwandte besucht hatte und anschließend auch nochmal die Stadt auf eigene Faust erkundet hatte.

Ich war nun knapp drei Wochen hier und freute mich so langsam aber sicher wieder nach Hause zu kommen und wieder in mein alltägliches Unileben zu starten. Die Semesterferien neigten sich so langsam aber sicher auch dem Ende zu, weshalb ich noch so einiges vorbereiten musste.

Dass ich diese Reise machen konnte, sah ich absolut nicht als selbstverständlich an. Mit meinen 21 Jahren war ich schon so rumgekommen, wie so manch einer auch viel später noch nicht und das machte mich mehr als glücklich...

Ich griff nach meinem Pullover und der Jacke, band sie mir um, warf meinen Rucksack über die Schulter und nahm die Schlüsselkarte von meinem Nachtisch fest in die Hand.

Langsam ging ich zum Fenster, ließ meinen Blick noch einmal über die mit Lichtern hell erleuchtete Stadt schweifen und ging dann in Richtung Tür.

Ein letztes Mal checkte ich das Zimmer und Bad und schaltete den abschließend das Licht aus. Die Tür rastete ins Schloss, als ich sie hinter mir zuzog und ich zuckte bei dem Geräusch leicht zusammen, im Hinterkopf die Hoffnung, niemanden gestört zu haben.

Mit Koffer und Rucksack bepackt ging ich den Flur entlang zum Aufzug und ehe ich mich versah saß ich im Uber auf dem Weg zum Flughafen. Mein Fahrer war ein freundlicher junger Mann mit dem ich mich die Fahrt über immer mal wieder kurz unterhielt und schon kamen wir am Flughafen an.

Ich trat in die Eingangshalle und mein Herz beschleunigte schon ein wenig. Ich hoffte einfach, dass alles glatt laufen würde und ich heile wieder in London ankam.

Schlendernd lief ich auf die Anzeigetafel zu, mein Blick auf den Bildschirm fixiert, um möglichst schnell meinen Flug zu erblicken.

Ich stellte mich direkt vor dem Bildschirm hin und suchte lange nach meinem Flug.

Plötzlich lief mir jemand in den Rücken und ich erschrak so sehr, dass ich einen kleinen Schrei von mir gab. Eine unglaublich lästige Angewohnheit.

Ich drehte mich schmunzelnd um und mein Gegenüber sah mich entschuldigend an. „Es tut mir so Leid! Ich habe nicht darauf geachtet, wo ich hingelaufen bin, weil ich auf die Anzeigetafel geguckt habe," sagte er ruhig aber peinlich berührt und ich schüttelte grinsend den Kopf.

Ein paar seiner dunkelbraunen Locken schauten unter seiner Mütze heraus und jetzt fiel mir auf, dass sie die gleiche Farbe hatten, wie seine Augen. Er wirkte freundlich.

„Ist gar kein Problem!" sagte ich nur und drehte mich wieder um, um weiter auf den Bildschirm zu schauen. Er trat neben mich und sah ebenfalls auf den Bildschirm.

Der junge Mann fluchte noch kurz, ehe er dann langsam in Richtung Check-In lief. Mit sich hatte er einen Gitarrenkoffer und einen dunklen Hartschalenkoffer.

Er trug eine schwarze, locker geschnittene Hose und eine Jeansjacke. Ich glaubte, mich an ein simples weißes Shirt zu erinnern.

Ich erwischte mich dabei, wie ich ihm hinterher sah und blickte wieder zum Bildschirm. Es gehörte sich nicht, Fremde anzustarren.

Ich wusste immer noch nicht, welcher jetzt genau mein Flug war. Vielleicht brauchte ich doch mal eine Brille, denn ich musste mich schon ziemlich anstrengen, das geschriebene lesen zu können.

Lockenkopf von eben trug auch eine Brille, dachte ich und runzelte die Stirn. Ich schüttelte nur wieder den Kopf und konzentrierte mich endlich auf die Anzeige, auch wenn ich es lieber nicht hätte tun sollen.

Hinter meinem Flug stand ein wunderbares delayed und ich seufzte lange. Mir blieb nichts anderes übrig, als hier nun zu warten und ich machte mich nun auch auf den Weg zum Check-In. Ich konnte sicherlich so einiges an Zeit in den Shops totschlagen.

00:07 Uhr

Nachdem ich der jungen Frau am Schalter mein Handy Ticket gezeigt und mein Gepäck aufgegeben hatte, lief ich geradewegs zur Sicherheitskontrolle und ließ mich durchchecken.

Nun stand ich hier, mitten im Flughafen in LA, alleine und musste noch mindestens 3 Stunden rumkriegen. Ich warf einen Blick auf mein Handy und bis jetzt hatte mein Flug knapp eine Stunde Verspätung. Na klasse.

Es gab einige Shops, die ich noch auf meine Liste zum Durchstöbern packte, aber ich wollte zu aller erst einen Kaffee trinken, weil ich wohl noch länger Energie brauchte, ehe ich im Flugzeug schlafen konnte.

Das erstbeste Café mit Sitzgelegenheiten wurde direkt angesteuert und ich bestellte mir geschwind einen Cappuccino mit dem ich mich an einen Tisch an der Wand setzte.

Mein Blick schwankte über die Menschen um mich und ein mir schon ein bisschen bekannter Lockenkopf, der gerade einen Platz suchte, sprang mir ins Auge. Gott, er musste sich fühlen als würde ich ihn verfolgen oder so.

Schnell wandte ich meinen Blick ab und wieder zur Theke, wo mich meine Bedienung von eben kurz anlächelte, ehe auch sie ihren Blick wieder abwandte.

Ich sah herunter zu meinem Cappuccino und rückte die Tasse langsam auf der Untertasse hin und her. Ich hob die Tasse und sippte an meinem Getränk, bevor ich es langsam wieder abstellte. Die Zeit verging jetzt schon unglaublich langsam...

Hinzu kam, dass nun auch ich mich fühlte, als würden Augen auf mir ruhen und ich blickte ganz langsam auf.

Der nicht-ganz-unbekannte Unbekannte, der nun in meinem direkten Blickfeld saß an seinem Laptop saß, sah blitzschnell nach unten und ich musste leicht grinsen. Vermutlich hatte er genauso gedacht, wie ich noch vor ein paar Minuten.

Seufzend drehte ich mich wieder von ihm weg, darauf bedacht, ihn einfach nicht weiter zu beachten, damit er sich nicht komisch vorkam. Vermutlich fand er mich jetzt schon, ohne mich zu kennen, merkwürdig.

Dieser Aufenthalt würde sich außerdem wahrscheinlich doch noch länger ziehen, als ich es mir eigentlich erhofft hatte. Wenn ich nun schon hier herumsaß, konnte ich mir auch eigentlich etwas zu essen holen, oder?

Ich stand auf und lief zur Theke, bewusst vermeidend, wieder zu dem einen Tisch zu schauen. Hätte ich es mal getan, wäre mir mein Herz vermutlich nicht in die Hose gerutscht, als ich ihn vor mir in der Schlange erblickte.

Natürlich war er der letzte in der Schlange und ich hatte nicht mehr die Möglichkeit, mich unauffällig umzudrehen. Etwas unwohl stellte ich mich hinter ihm an und ich glaubte ein winziges schmunzeln zu hören.

Er dachte wirklich, dass ich ihn stalke. Klasse, Ruby!

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