„Einen Latte, einen Cappuccino und einen Blaubeermuffin, bitte," sagte mein Vordermann und die Bedienung drehte sich um, um ihm seine Heißgetränke zu machen. Ich konnte sein Gesicht in der Spiegelung der Glastheke sehen.
Er runzelte die Stirn und für einen kurzen Moment trafen sich unsere Blicke und seine Mundwinkel zuckten.
Noch bevor ich es realisierte drehte er sich zu mir um und grinste mich an. Ich war vollkommen perplex, lächelte aber schüchtern zurück.
„Wir sind doch vorhin zusammengestoßen," schmunzelte er und ich lachte verhalten. „Stimmt," war alles, was ich dazu sagen konnte und er nickte. „Ich hab mich gar nicht erkundigt, ob alles gut war," fuhr er fort und ich wusste nicht so recht, worauf er hinaus wollte.
„Ja, nichts passiert," antwortete ich ihm und sah peinlich berührt auf meine Füße, ehe ich ihm kurz wieder in die Augen sah. Er hatte wirklich schöne braune Augen.
„Dann ist ja gut," sagte er und drehte sich mit einem leichten Lächeln wieder nach vorne, um seine Bestellung anzunehmen. Nachdem er bezahlt hatte, drehte er sich wieder zu mir.
„Der ist für dich. Ich habe mich schlecht gefühlt, wegen vorhin," schilderte er und reichte mir vorsichtig den Cappuccino. Ich nahm langsam die Tasse entgegen, weil es sie eigentlich nicht annehmen wollte.
„Aber das wäre doch nicht—" fing ich an, doch er unterbrach mich. „Doch, doch! Sieh es als Entschuldigung," grinste er.
„Danke—" ich stockte, weil ich seinen Namen ja gar nicht kannte. Ich sah ihn auffordernd an, doch er kam mir bereits zuvor. „Brad, mein Name ist Brad," strahlte er und ich konnte nicht anders, als ihn süß zu finden, wenn er immerzu so strahlte.
„Vielen Dank, Brad," grinste ich und er lief zurück zu seinem Platz. Er ließ mich grinsend am Thresen zurück und beinahe hätte ich vergessen, dass ich mir etwas zu essen bestellen wollte.
Kurze Zeit später lief ich mit meinem spendierten Cappuccino und einem Stück Apfelkuchen zurück zu meinem Platz. Vielleicht würde der Aufenthalt ja doch nicht so schlimm werden.
Mein Blick wanderte wieder einmal zu Brad und er tippte gerade Dinge in seinen Laptop ein. Ich fragte mich, woher er kam, wo er hinfliegen würde und ob er vielleicht auch studierte. Er war irgendwie eine willkommene Ablenkung zum Flughafentrott und meine Gedanken wollten einfach nicht aufhören um ihn zu kreisen.
Der Duft des Apfelkuchens stieg mir in die Nase und zog meine Aufmerksamkeit auf sich. So langsam bekam ich auch wieder Hunger und schnell war der Teller auch schon wieder leer, ebenso wie die zweite Tasse Cappuccino am heutigen Tag.
Ich hielt mich noch eine Weile länger in dem kleinen Kaffee auf, ließ meinen Blick ein zwei weitere Male zum Lockenkopf zu schauen, doch er war auf seinen Laptop fokussiert. Ein kleiner Seufzer entkam mir, ehe ich meine Sachen zusammen räumte, den Rucksack über die Schulter warf und das Tablett in Richtung Ablage trug.
0:58 Uhr
Die Gänge waren nur mäßig gefüllt und momentan war es nicht allzu trubelig hier. Einige Menschen sprinteten durch die langen Hallen, andere schliefen auf den Sitzen am Rand oder in der Mitte.
Als ich die ersten Shops erreichte, betrat ich zunächst einen 0-8-15 Klamottenladen, der aber schnell wieder an Reiz verlor. Die Klamotten waren zu girly und keine einzige Mom Jeans war zu finden, weshalb ich mich relativ schnell wieder auf den Weg zum nächsten Shop machte.
Rechts über dem Eingang zu einem weiteren Klamottengeschäft hing eine Anzeigetafel und ich wagte einen Blick auf meinen Flug.
voraussichtliche Abflugszeit: 4:20 Uhr.
„Das kann doch nicht wahr sein," grummelte ich vor mich hin und atmete tief aus.
„Hat dein Flug auch Verspätung?" fragte eine bekannte Stimme neben mir und ich hüpfte leicht vor Schreck. Ich sah ihn mit großen Augen an.
„Verfolgst du mich eigentlich?" lachte ich und die Anspannung fiel langsam wieder von mir ab. „Oh mein Gott, nein, du verfolgst mich!" lachte er und rückte seine Mütze zurecht. Sein Blick wanderte kurz wieder zum Bildschirm und dann mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir.
„Und?" fragte er und ich konnte nicht ganz folgen. „Mhh?" gab ich von mir und er grinste wieder. „Na, hat dein Flug jetzt auch Verspätung oder nicht?" fragte er und ich nickte, als ich mich wieder an seine Frage erinnerte.
„Ja, mittlerweile 1 1/2 Stunden. Und deiner?" versuchte ich mich darin, ein kleines Gespräch anzufangen, nachdem ich dafür ja eben etwas zu sozial-inkompetent war.
„Meiner auch. Ist ziemlich ätzend, wenn einem dann auch noch einen 11 Stunden Flug vor sich hat," sagte er und seufzte. Ich verstand ihn da nur zu gut. „Wo geht's denn für dich hin, wenn ich fragen darf?" sagte ich, noch immer etwas verhalten.
„Nach London, nach Hause," grinste er und ich war überrascht, dass er auch nach London wollte. Wobei ihn sein stark britischer Akzent auch ein wenig verraten hatte.
„Oh echt, ich auch! Der 2:45 Uhr Flug?" fragte ich fast aufgeregt und er nickte ebenso euphorisch. „Jaa," grinste er.
„Ist ja witzig. Na, dann sehen wir uns ja spätestens im Flugzeug..." stellte ich fest und glaubte ein wenig Enttäuschung in seinem Blick zu sehen. Ich fragte mich warum, bis mir klar wurde, dass sich das wie ein Korb angehört haben musste.
„Achso, ja!" sagte er, als er sich wieder gefangen hatte und ich wollte es direkt klarstellen, doch er wandte sich bereits ab. Ich konnte aus welchem Grund auch immer nichts herausbringen und lächelte nur schwach.
„Dann bis nachher, vielleicht," sagte er leicht gekränkt und winkte kurz, ehe er sich ganz abwandte und in Richtung Buchhandlung lief. Mein Herz schmerzte, weil ich es gar nicht so gemeint hatte und ich blieb einfach stehen und sah ihm nach, wie er mit seinem braunen Rucksack zwischen den Büchern verschwand.
Nach einer gefühlten Ewigkeit innerlichen Zwiespalts lief ich ebenfalls auf den Buchladen zu. Ich hatte mich dazu entschlossen, ihm mich wenigstens noch einmal vorsichtig anzunähern.
Er war so zuvorkommend und höflich, dass ich ihn definitiv nicht so abweisen wollte. Vor allem, weil ich wirklich neugierig auf die Person hinter den braunen Kulleraugen und der Mütze war. Ich wollte ihn kennenlernen, ganz einfach weil er so sympathisch wirkte — und sicherlich ein guter Wegbegleiter für den Aufenthalt hier war.
Offensichtlich war er auch alleine und hatte sich bei mir echt bemüht, obwohl ich mich zuerst so merkwürdig verhalten hatte. Mir war es ein Rätsel, wie er so schnell mein Interesse geweckt hatte.
Wobei ich bezweifelte, dass er mich nach der Nummer von eben nochmal ansprechen würde.
Ich hoffte es, denn ob ich letztendlich die Courage aufbringen würde, wusste ich noch nicht so wirklich...
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Stuck
FanfictionKurzgeschichte - In einem Flughafen festzusitzen nervt. Allerdings macht es den gezwungenen Aufenthalt wohl um einiges besser, wenn man auf einen Gleichgesinnten trifft... started on 22/08/19 finished on 22/08/19 A Brad Simpson FanFic - Kurzgeschich...