Die Ware aus dem Regal nehmen. Das leere Fach auswischen. Die Ware nach Mindesthaltbarkeitsdatum sortieren und wieder zurückstellen. Sich dem nächsten Fach zuwenden und die ganze Prozedur wieder von vorne beginnen. Langeweile war dabei nicht selten. Ich hasste die Arbeit in diesem Laden. Neben dem Putzen und dem einsortieren der neu angelieferten Waren hatte ich nicht viel zu tun. Meinen Geistigen Kapazitäten füllten diese Tätigkeiten aber überhaupt nicht aus.
Die einzige Abwechslung boten meine zwei Kolleginnen und meine Chefin. Diese waren jedoch noch unangenehmer als das Putzen und so weiter. Bei jeder Gelegenheit hackten sie auf mir rum und fanden irgendwas, was ich Falsch machte. War es da ein Wunder, dass ich eigentlich nicht in diesem superteuren Luxuslebensmittelladen arbeiten wollte?
Mein Traum war es zu Studieren und später Ärztin zu werden, doch mein lieber Herr Papa hatte das alles komplett zunichte gemacht. Als ich 17 war, starb meine Mutter an einer jahrelangen Krebserkrankung und mein Vater... naja, er wurde verschlossen und war auf einmal der Ansicht, ich sollte doch eine Ausbildung zur Verkäuferin machen, denn Studieren wäre nichts für mich. Kaum hatte ich die zwölfte Klasse geschafft, war ich hier gelandet in „Rosas Feinschmeckerladen" und begann eine Ausbildung. Rosa beziehungsweise Frau Elster gehörte der Laden, außerdem war sie eine Geliebte meines Vaters und hatte ihm versprochen sich um mich zu kümmern. Egal, was man der Frau vorwarf, dass sie ein Versprechen brach gehörte nicht dazu. Zwar bog sie es sich passend, aber brechen tat sie es nicht.
Und so saß ich hier seit fünf Jahren fest und wurde beleidigt, rumgeschupst und unter Wert beschäftigt. eigentlich führte ich den Laden fast alleine. Meine Kolleginnen saßen nur herum und redeten über den neusten Klatsch und Tratsch. Die einzige Ausnahme bestand, wenn gutaussehende Kunden den Laden betraten. Schneller als man sehen konnte, waren sie bei ihnen, um sie zu beraten. So war es auch heute der Fall.
„Hey Lehrling, wo ist der Kaviar?!" rief Sissy und kam eiligen Schrittes auf mich zu. ˋˋLehrling'' wie ich diesen Spitznamen hasste. Seit ich meine Lehre hier begonnen hatte, nannte Frau Elster, Sissy und Stella mich so. Leider hatte sie damit auch nicht aufgehört, als ich vor drei Jahren meine Ausbildung beendet hatte. Wäre ja auch zu schön gewesen.
Ich richtete mich auf und schmiss den Putzlappen in den Eimer neben mir. „Im Kühlregal, wo er immer steht."
Sie funkelte mich wütend an und stützte ihre Hände in die Hüfte. „Da ist keiner mehr du Klugscheißer."
„Dann müsste er noch im Lager sein."
„Und warum ist die neue Ware noch nicht ausgepackt?" Stella gesellte sich zu uns und schaute mich herablassend an.
Genervt strich ich mir eine Haarsträhne zurück, die mir aus dem Knoten im Nacken entwischt war. „Weil sie erst vor zehn Minuten angekommen ist." ... Außerdem hättet ihr auch mal einen Finger rühren können.
„Dann hättest du schon längst mit auspacken beginnen können."
„Wie du siehst putze ich gerade."
„Na dann musste du dich halt mehr beeilen. Unsere Kunden sollen schließlich nicht warten." Wütend blitzte ich Sissy an, doch ehe ich was erwidern konnte, unterbrach uns eine männliche Stimme.
„Alles in Ordnung Mädels?" Sofort stellten die zwei Zicken vor mir auf Lieb und Nett um und wandten sich den drei Männern zu, die auf unsere kleine Gruppe zusteuerten.
„Natürlich." Flötete Stella.
Ach du scheiße! Mir klappte der Mund auf. Das waren drei, der berühmtesten männlichen Models auf der Welt. Wie kamen die denn bitteschön in diese Stadt?
„Also, was ist nun mit unserem Kaviar?" fragte der Sprecher von eben – Thomas, 26 Jahre. Er hatte rotbraunes verwuscheltes Haar und überragte mich mindesten einen Kopf. Seine Begleiter waren nicht viel Jünger als Thomas und hießen Lewi und Jakob. Sie waren Zwillinge und hatten platinblonde Haare sowie strahlendblaue Augen. Desinteressiert musterten sie mich und wandten sich dann wieder dem Gespräch zu.
„Wir haben noch welchen im Lager. Einen Moment bitte." Beruhigte Sissy Thomas und wand sich mit einem auffordernden Blick mir zu.
„Was?" fragte ich verwirrt.
„Na los, hol den Kaviar." Sprang Stella ihrer Freundin zur Seite. Wütend machte ich auf dem Absatz kehrt und lief ins Lager. Vor den Kunden mit den Zicken zu streiten würde nichts bringen, außer Ärger von Frau Elster. Also suchte ich den Lagerbestand ab, bis ich das Gewünschte gefunden hatte. Da ich nicht wusste, wie viel gebraucht wurde, schnappte ich mir alle Döschen. Zurück bei den Zicken und den Männern, drückte ich Sissy falschlächelnd alle in die Hand.
„Bitteschön."
„Das hätte schneller laufen müssen, Lehrling!"
Ich verdrehte nur die Augen und wand mich wieder meinem Putzzeug zu. Ein ˋˋDanke'' hätte es auch getan.
„Wie viele brauchen die Herren für ihre Party?" fragte Sissy während sie sich entfernten.
„Wir nehmen alle." Erwiderte Thomas. Überrascht schaute ich auf. Pro Dose waren fünfzig Gramm Kaviar drin. Insgesamt nahmen sie sechs Dosen, was dreihundert Gramm entspricht. Das waren über 600 Euro, wenn ich mich nicht täuschte. Und das nur für den Kaviar! Verdammt, dass würde ein teurer Einkauf für die Jungs werden.
Ich schluckte schwer. Das entsprach fast meinem kompletten Geld, was ich im Monat zur Verfügung hatte. Mein Vater war Reich. Doch seit ich selber Geld verdiente, hatte er mir den Geldhahn zugedreht. Mich wunderte es, dass er mich immer noch als seine Tochter ansah, obwohl er kein Wort mehr mit mir wechselte.
Ich verbannte alle Gedanken an meinen Vater aus meinen Gedanken und wand mich wieder meinen Aufgaben zu. Ich nahm den Eimer und das restliche Putzzeug und brachte es weg. Danach räumte ich die Lieferung in die Regale und langweilte mich fast zu Tode dabei.
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Hey Leute, :)
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Eure MaSoFeh
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altes, neues Märchen - Aschenputtel
Novela JuvenilDas alte Märchen Aschenputtel der Gebrüder Grimm mal anders. Es war einmal ... ... eine junge Frau namens Olivia. Von ihren Eltern verlassen und von ihren Kolleginnen und Chefin ausgenutzt führt sie kein interessantes Leben. Das ändert sich, als sie...