Liam P.O.V.
Alkoholismus entwickelt sich meist schleichend über viele Jahre hinweg. So auch bei mir. Die Anzeichen dafür waren jedoch klar erkennbar. Mein Leben drehte sich zunehmend um die Droge Alkohol. Ohne Alkohol funktionierte bei mir nach und nach scheinbar immer weniger. Alkohol zu trinken, war für mich das Wichtigste, andere Interessen wurden vernachlässigt. Sogar Louis, meinen Freund, und unsere Beziehung vernachlässigte ich immer mehr. Ein Leben ohne Alkohol war kaum mehr vorstellbar. Er definierte den Alltag und gab das Tempo vor.
Ich plante die Tage so, dass ich Alkohol trinken konnte. Ein klarer Hinweis auf meine Abhängigkeit waren außerdem meine erfolglosen Versuche, weniger oder gar nicht mehr zu trinken. Doch hat man einmal damit begonnen, fällt es einem verdammt schwer aufzuhören.
Die ersten Symptome für meine Abhängigkeit waren zum Beispiel das häufigere Denken an Alkohol. Ich dachte immer wieder daran. Egal ob vor Konzerten, Interviews oder sonstigen Auftritten. Wenn wir als Band feiern waren, konnte ich nicht mehr aufhören zu trinken. Ich trank immer mehr. Von Feier zu Feier. Außerdem begann ich mit meinen Eltern zu streiten. Über belanglose Dinge. Selbst mit Louis begann ich immer häufiger zu streiten. Ich warf ihm die unmöglichsten Dinge vor. Doch er hatte nie etwas getan. Ich hätte die Fehler begangen. Ich hatte unsere Beziehung vernachlässigt.
Ich hatte meine ganze Lebensfreude verloren. Mir war so gut wie alles egal.
Als ich an manchen Tagen mal keinen Alkohol zu mir nehmen könnte, litt ich an Schlafstörungen. Hatte Schweißausbrüche und musste stark zittern. Meine Stimmung war depressiv und ich musste mich immer mal wieder übergeben. Vor Konzerten oder anderen Auftritten hatte ich dann immer Angst, es ohne Alkohol, nicht zu schaffen. Einmal hatte ich sogar einen Krampfanfall und Halluzinationen. Louis hatte sich in diesem Moment solche Sorgen um mich gemacht. Wollte mich gar nicht mehr alleine lassen. Doch ich ließ ihn nicht an mich heran.
Zusätzlich zu meinem Alkoholproblem kamen auch noch Angstzustände. Dadurch, dass wir eine der berühmtesten Boybands der Welt waren, wurde viel von uns verlangt. Wir mussten ständig darauf achten, wie wir uns in der Öffentlichkeit verhielten. Und man konnte noch so vorsichtig sein und trotzdem fanden die Paparazzi ständig etwas neues, über das sie schreiben konnten. Jeden Tag konnte ich eine andere Schlagzeile über mich lesen. Ein weiterer Artikel, der meist gar nicht auf der Realität beruht, sondern erfunden wurde. Ich traute mich schon nicht einmal mehr aus meinem Haus, denn die ständige Angst, unter Beobachtung zu stehen, wurde zunehmend stärker. Ich hatte mich verkrochen und war nur noch im Notfall vor die Haustüre gegangen. Zum Beispiel, wenn mir der Alkohol ausging oder es nicht zu vermeiden war.
Und eines Tages fand es Louis heraus. Mein Alkoholproblem. Er wandte sich nicht von mir ab, so wie ich gedacht hatte. Nein, er besorgte mir professionelle Hilfe und stand immer hinter mir. Er unterstützte mich bei jeder noch so kleinen Kleinigkeit. Dank Louis nahm ich den Kampf gegen den Alkohol auf und gewann am Ende.
Knapp drei Jahre nach meiner Abhängigkeit, als ich endlich trocken war und auch keine Angstzustände mehr hatte, gab ich in den letzten paar Tagen die ersten Interviews dazu und trat wieder öfters in der Öffentlichkeit auf, nachdem ich mich aus dieser zurückgezogen hatte.
Und heute, fast zwei Wochen nach meinem ersten Interview, saß ich vor meinem Handy und las mir die Schlagzeilen der einzelnen Zeitschriften durch und was sie über mich schrieben. Neben mir saß Louis und schaute ebenfalls auf meinen Handybilschirm.
(01.Juni 2019)
Liam Payne: Er hatte Angst, das Haus zu verlassen
Er litt unter "schrecklichen Angstzuständen"