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Am frühen Morgen wecken mich die Sonnenstrahlen die neben dem Kleiderschrank in das Zimmer strömen und das Zimmer in helle Farben tauchen.

Nachdem ich mir gestern Abend jeden erdenklichen Besuch ausgemalt habe, bin ich irgendwann eingeschlafen und habe von sehr vielen Mahlzeiten geträumt. Auf ein logisches Endergebnis bin ich trotzdem nicht gekommen, vor allem weil der Besuch, laut Grandpa, nur für ihn und mich ist.

Neugierig auf den Tag und den entsprechenden Besuch stehe ich schnell auf und binde meine braunen Haare zusammen. Dann mache ich mich, noch mit meinem rosafarbenen Pyjama, auf den Weg zum Esszimmer. Dort sitzen bereits Charlotte und Grandpa und sind gerade dabei Kaffee zu machen.

"Guten Morgen", begrüßt mich Charlotte.

Ich winke ihr verschlafen zu und Grandpa lacht nur. "Gut geschlafen?", fragt er über seine Zeitung hinweg.

"Ja, sehr" Meine dunkle Morgenstimme wird mit einem Gähnen unterstrichen. Aus der Ecke kommt plötzlich Grandma mit einer Gießkanne. "Oh schon wach?", trällert sie und umarmt mich. "Dann können wir ja jetzt endlich essen!"

Großmutter, Charlotte und ich richten den Frühstückstisch mit Brötchen, Belägen, Obstsalat und Joghurt her, während Grandpa gespannt in seine Zeitung vertieft ist und sie erst wegsteckt, als die Teller und das Besteck auf den Tisch klappern.

"Sieht gut aus", lobt er uns lächelnd und greift sofort nach einem Brötchen.

Wir essen genüsslich und lassen den Morgen ausklingen. "Wie läuft es eigentlich mit deinem Karatekurs?", erkundigt sich Grandma an Charlotte gewandt.

"Super. Es gab in den letzten zwei Monaten viel mehr Anmeldungen als sonst. Meine Chefin überlegt sich sogar mich zu befördern", spricht sie mit vollem Mund. Und unsere Großeltern schauen sie gespannt durch ihre Brillen an.

"Da muss man ja richtig Angst vor dir haben", lacht Grandpa. "Und zeigst du Poesy auch manchmal was? Könnte ihr immerhin nicht schaden" Er schaut mich schulterzuckend an.

Ich schüttle aber bloß widerwillig mit dem Kopf. "Manchmal ja. Aber sowas ist nichts für mich. Letztes mal bin ich einfach auf den Boden geklatscht! Ich weiß nicht wie ich das geschafft habe" Alle fangen an zu lachen, auch ich, muss aber mein Gesicht verziehen als ich an die fiesen Schmerzen denke.

Charlotte lacht sich krumm und schief und verschluckt sich beinahe. Anschließend erzählen Grandma und Grandpa uns noch den neusten Klatsch und Tratsch aus dem Dorf und so erfahren wir, dass sich das Ehepaar von nebenan nach 30 Jahren getrennt hat, aber ein neuer Supermarkt aufgemacht hat und sie eine neue Lieblingsleberwurst haben.

Während wir die Küche wieder aufräumen, spielt Großvater nochmals auf den Besuch heute an. "Der Besuch für uns zwei kommt um 13 Uhr. Charlotte, es wäre super wenn du mit deiner Großmutter draußen im Garten bleiben könntest"

Charlotte nickt langsam und legt die Stirn in Falten. "Sagst du mir wer kommt?"

Aber Grandpa schüttelt nur den Kopf. "Das soll bis zum letzten Augenblick meine Sorge sein"

"Ich weiß auch nicht, wer es ist", flüstere ich zu meiner Schwester.

Grandpa geht ins Wohnzimmer und Charlotte und ich räumen weiterhin die Spülmaschine ein. Mit einem Blick auf die Küchenuhr erfahre ich, dass es elf Uhr ist und ich somit noch zwei Stunden Zeit habe.

"Dann gehe ich mal duschen", verkünde ich lustlos und marschiere aus dem Raum.

"Das solltest du auch", ruft Charlotte mir hinter her. "Du stinkst bis nach China!"

Poesy & Emilio - Die SucheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt