[Eins]

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,,Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen."

Johann Wolfgang von Goethe

,,In gröbster Untergliederung teilt man die Moore nach der Art ihrer Wasserspeisung in Hochmoore und Niedermoore ein."

Ich hörte meiner Biologie und Erdkundelehrerin gar nicht mehr zu. Ihr Unterricht war immer total langweilig. Mich interresierten die Moore und sowas nicht. Ich meine, wofür brauchte ich das im späteren Leben? Danach würde keiner mehr fragen, wenn ich erst einen Job hatte. Ich war keiner, der sich sonderlich für Schule interessierte. Mir war es total egal, was für eine Note ich in Biologie und in Erdkunde hatte. Wobei ich dazu sagen musste, dass der Rest mich auch nicht sonderlich interessierte. Nunja, der gesamte Rest- außer Kunst. Ich war Künstlerisch ziemlich begabt, was auch der Grund war, weshalb ich im Unterricht mehr zeichnete, als dass ich zuhörte.

,,Elias", rief mich Frau Bohlters auf. ,,Gib bitte den Inhalt der gesamten Doppelstunde in Deinen Eigenen Worten wieder."

Ja, das tat sie gerne. Sie hatte so eine Art, die sagte: ,,Mach dich mir nicht zum Feind. Deine Noten hängen davon ab!" Sie mochte mich nicht, das war schon klar, als sie das Erste mal durch unsere Tür trat. Und nun wollte sie mich unbedingt jede Stunde blamieren.

,,Nun, Elias? Kommt noch was?"

Nun sah ich von meinem Blatt auf und betrachtete Frau Bohlters mit einem bösen Blick. Das war mein Zeichen dafür, dass nichts mehr von mir kommen würde. Mein Kumpel Ben hatte das Glück, dass sie ihn mochte. Wahrscheinlich, weil er der totale Streber war. Ben hob seine Hand.

,,Ja, Ben?"

,,Sie haben eine Doppelstunde über Moore gesprochen. Was für verschiedene Arten es gibt- und wie sie entstehen. Soll ich Ihnen die Enstehung und Verbreitung erzählen?"

,,Nein Ben, das brauchst Du nicht. Es werden ja alle aufgepasst haben. Alle außer Elias."

Wenn Blicke töten könnten, wäre sie mit ihrem dicken Hintern vom Tisch gefallen. Sie saß immer auf dem Tisch und ihre Hände lagen immer auf ihrem Schoß -außer, wenn sie mich anschrie. Dann wedelte sie immer mit ihrem Finger vor meinem Gesicht rum. Ihr Gesicht wurde dabei so rot wie das Tinkerbells. Und sie schrie immer so unfassbar laut, dass ich dachte, meine Ohren würden dabei explodieren.

,,Ich habe mit dem Direktor ausgemacht -da ihr ja noch einen Wandertag habt, werden wir ins Moor fahren. Und DU, Elias, wirst einen Ausführlichen Bericht darüber verfassen", dabei zeigte sie mit ihrem langen krummen Zeigefinger mal wieder auf mich. Wie.Ich.Diese.Frau.Hasste!

,,Bevor Du es mir abgibst, wirst Du deine grottige Rechtschreibung von Deinem Sitznachbar korrigieren lassen." Moore, ehrlich? Moment... Grottige Rechtschreibung... Alles klar... Meine Rechtschreibung war eigentlich voll in Ordnung. Mein Sitznachbar war Ben, also ging das klar. Wobei er nicht sonderlich begeistert wirkte. Verständlich. Auch er mochte Frau Bohlters nicht. Doch er verhielt sich nicht so, weil er seine gute Noten behalten wollte. Ich war mir sehr wohl bewusst, dass das nicht erlaubt war, jedoch benotete jeder Lehrer so. Einige mehr und andere weniger. Ben war etwa so groß wie ich. Er hatte blonde struppige Haare, die zu allen Seiten abstanden und blaue, klare Augen. Nachdem Frau Bohlters uns sagte, wann wir ins Moor fahren würden, erlöste uns die Klingel von dieser unendlichen Unterrichtsqual. SCHULSCHLUSS!

,,Arrgh, Bohlters... Diese Frau bringt mich noch zur Weißglut!"

,,Ja, mich auch Ben."

,,Hey Leute, wartet auf mich!", rief Paul uns nach. Paul war -genauso wie ich- braunhaarig und hatte braune Augen. Paul und ich sahen uns ähnlich. Wir hätten glatt als Geschwister durchgehen können, wenn Paul nicht eine dickere Nase gehabt hätte. Wir drehten uns zu ihm um.

,,Wie lief es bei Bohlters?", fragte Paul gehässig, als er bei uns ankam.

,,Halt die Klappe, Paul!", sagten Ben und ich laut.

,,Schon gut, schon gut", dabei hob er ergebend die Hände, sagte danach aber ,,also nicht so prickelnd."

,,Paul."

,,Hmm?"

,,Halt die Klappe!"

Das MoormädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt