Sirius Black | dark arts

》XXVIII《

In dem rustikalen Pub fanden die sechs Schüler glücklicherweise noch einen Fensterplatz. James und Peter spielten Gentleman und sammelten von jedem die Jacken, Schals und Mützen ein, um diese auf den Kleiderständer am Eingang zu hängen. Unbewusst setzte sich Will auf die Bank neben Sirius. Dieser beachtete sie jedoch nicht weiter. An ihrer anderen Seite saß Lucy und unterhielt sich mit ihrem Gegenüber Remus Lupin über den Aufsatz in Geschichte der Zauberei. Als die beiden Jungen wieder da waren, ließ sich James auf den Stuhl vor Will fallen und Peter Sirius gegenüber. Kaum saßen alle, kam auch schon eine Bedienung. Die junge Frau nahm alle Bestellungen auf und lächelte Sirius dabei freundlich an, welcher Dank seines Drei-Tage-Barts und seiner athletischen Statur einige Jahre älter aussah.

„Du solltest echt den Bart loswerden.", meinte Will zu ihrem Nachbarn. Dieser sah sie überrascht an. Er war es nicht gewohnt, dass das Mädchen einfach so mit ihm sprach.

„Eifersüchtig?", fragte dieser daraufhin, ließ die Frage jedoch eher kalt und unbeteiligt klingen. Will schüttelte nur mit dem Kopf und lehnte sich zurück. Sie ließ den Blick durch den Raum gleiten und beobachtete einige Schüler. Die meisten waren da, um etwas kleines zu essen und sich mit ihren Freunden zu unterhalten. Ihr entging dabei nicht, dass ein paar der Mädchen immer mal wieder zu James und Sirius an den Tisch schielten. Ein Lächeln zauberte sich auf Wills Lippen. Oh Merlin, wenn die nur wüssten dass die Jungen sich wohl nie an eine von ihnen binden werden! All die Schwärmereien, um eventuell mal eine Nacht mit einem der Jungen zu verbringen, die höchstwahrscheinlich nicht mal den Namen des Mädchens wüssten. Wie naiv manche doch sein konnten!

„An was denkst du?", fragte James das blonde Mädchen, das ganz versunken in ihre Gedanken zu sein schien und still vor sich hin lächelte.

„Naivität.", antwortete Will schlicht und behielt ihr Lächeln bei. Bevor irgendjemand jedoch eine weitere Fragen stellen konnte, kam die Kellnerin wieder und servierte allen das warme Butterbier.

„Wollt ihr noch etwas zu essen bestellen?", fragte sie lächelnd in die Runde. Ebenfalls Lächelns lehnte sich Sirius nach vorne.

„Was gibt es denn heute schönes?", fragte er zurück. Die Kellnerin schenkte nun ihm ihre komplette Aufmerksamkeit. Sie strich sich elegant die braunen Haare aus dem Gesicht und zählte die Gerichte des heutigen Tages auf. Letzten Endes bestellte sich jeder die Waldpilzsuppe mit Kürbiskompott.

Kaum war die Kellnerin verschwunden, grinste James seinen besten Freund dreckig an. Die beiden schienen ohne Worte kommunizieren zu können, denn Sirius zuckte nur mit den Schultern und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. Sein bester Freund nickte wissend und klinkte sich in die Konversation von Peter, Remus und Lucy mit ein. Sirius hingegen neigte seinen Kopf leicht in Wills Richtung, während diese noch immer die anderen Schüler beobachtete.

„Verrätst du mir wenigstens ein Geheimnis?", fragte er sie so leise, dass nur sie es verstehen konnte. Will löste ihren Blick von der Masse und schaute nun ihren Nachbarn an.

„Kommt drauf an, welches es ist.", antwortete sie.

„Wo bekommst du deine Zigaretten her?" Überrascht sah Will Sirius an. Sie hätte eher mit einer Frage bezüglich der dunklen Zauber gerechnet. Angestrengt versuchte sie, seinen Gesichtsausdruck zu lesen, um herauszufinden, wie um Merlins Bart er auf diese Frage kam. Doch der Junge neben ihr blickte sie nur weiterhin regungslos an.

„Das möchtest du nicht wissen.", antwortete sie schlicht, schaute ihn aber weiterhin misstrauisch an.

„Hat es wieder etwas mit dunkler Magie zu tun?", fragte Sirius weiter. Alleine bei diesen Worten stellten sich ihm die Nackenhaare auf, doch er versuchte, weiterhin neutral zu schauen.

Will zuckte nur mit den Schultern. „Indirekt." Nun konnte Sirius seinen abschätzigen Blick nicht mehr verbergen. Will wusste, dass er sie so anschauen würde, trotzdem fühlte sie sich dabei unwohl. Es gefiel ihr nicht, dass Sirius sie so ansah. Als das Mädchen dies feststellte, war sie über sich selbst verwundert. Eigentlich war es ihr bis jetzt immer egal, was andere dachten und wie sie sie ansahen. Es gefiel ihr nicht, dass es jetzt bei Sirius anders war. Das sollte es nicht sein. Will zog die Mundwinkel leicht nach oben, um ihre Unbehaglichkeit zu verbergen.

„Willst du jetzt immer noch wissen, wo ich sie herbekomme?", fragte die Hexe ihn provozierend. Sie kannte die Antwort schon. Dachte sie zumindest. Sirius überraschte sie jedoch, als er sie kurz ansah und dann nickte.

„Tatsächlich?", fragte Will nach. Sirius nickte erneut.

„Ich wollte eh schon immer mal die Sorte wechseln. Etwas stärkeres. Dafür sind deine doch gut geeignet.", antwortete er ohne jeglichen Unterton, der Will hätte irgendwas vermuten lassen können. Daraufhin nickte sie nur. Sie wollte nicht weiter nachfragen, wieso er die Sorte wechseln wollte oder ob sein Bedürfnis nach verstärktem Nikotinkonsum etwas mit seiner generell schlechteren Verfassung zu tun hatte.

„Ich gehe nachher noch mit Lucy einkaufen, danach wollte ich welche holen." Sirius nickte als Zeichen, dass er es verstanden hatte. Er würde da sein, sagte er dann und die beiden beendeten ihre Konversation, pünktlich, als die Kellnerin kam und ihnen ihr Essen servierte. Bei Sirius verweilte sie etwas länger und schenkte ihm ein extra freundliches Lächeln, welches er, etwas verhaltener, zurückgab.

Die Suppe war kochend heiß und Peter verbrannte sich bereits beim ersten vollen Löffel die Zunge. Trotzdem schmeckte sie allen, zwar nicht so gut, wie die Suppen in Hogwarts, jedoch war sie ziemlich nah dran. Nach dem Essen verabschiedeten sich die Mädchen und gingen in das Kleidergeschäft „Zart Besaitet", welches jedoch sicher bald schließen musste, da die Verkäuferin im Sommer in den Ruhestand ging.

Lucy probierte etliche Kleider an und fragte Will jedes Mal nach ihrer Meinung. Diese antwortete schonungslos ehrlich:

„Darin siehst du dick aus."

„Die Farbe passt überhaupt nicht zu deinem Hautton, damit siehst du aus wie tot."

„Ich mag den Schnitt nicht."

„Wirklich? Knallpink?"

Nach etlichen Kleidern gab sich Lucy mit einem zarten Rosaton zufrieden. Das leichte Kleid glitzerte im Rock etwas und ließ sie wie eine Fee aussehen. Nun überredete sie Will, sich nach einem Kleid umzusehen. Diese sträubte sich zwar anfangs dagegen, ließ sich dann aber doch breitschlagen, sich fünf Kleider auszusuchen und diese anzuprobieren. Wenn kein passendes dabei wäre, würden sie trotzdem aufhören, versprach ihr Lucy.

Die größte Hürde bestand für Will darin, erstmal fünf Kleider zu finden, die sie auch wirklich anprobieren wollte. Viele Kleider waren, passend zum nächsten Ballmotto, rosa oder rot. Das entsprach ganz und gar nicht Wills Geschmack. Am Ende hatte sie dann doch ein rosafarbenes und zwei rote Kleider auf dem Arm. Daneben noch ein schwarzes und ein cremefarbenes. Letzteres hatte Will nur gegriffen, um endlich fünf Kleider beisammen zu haben. Trotzdem musste sie auch alle anziehen. Die rosafarbenen und das cremefarbene wählte auch Lucy ab, als Will es anhatte. Beide Mädchen waren sich einig, dass Rosa nie zu der Blonden passen würde. Das schwarze, Wills Favorit, war Lucy zu aufreizend und passte, ihrer Meinung nach, nicht zum Thema. Also blieben nur noch die zwei roten Kleider. Eines hatte einen eher weiten Rock, war oben jedoch sehr enganliegend. Lucy liebte es, doch Will wollte eher das andere anprobieren. Es war aus glänzendem, roten Samt. Die dünnen Träger sorgten dafür, dass es perfekt saß. Von den Schultern aus fiel der leichte Stoff auf den Boden, wurde am Dekolté leicht zusammengerafft und an der Taille etwas enger, ohne an ihr anzuliegen. Das linke Bein zierte ein langer Schlitz, der bereits kurz unter der Hüfte anfing. Will wusste, dass sie es kaufen würde, bevor sie es überhaupt Lucy zeigte. Diese grinste breit und sagte nur:

„Da habe ich die perfekten Schuhe für dich!"