An dem darauffolgenden Tag trennte sich Hella unter Tränen von Sirius. Sie hätte ihn die gesamte letzte Nacht nicht mehr gesehen. Das konnte nur eines bedeuten: Er hätte sie betrogen, warf sie ihm vor und Sirius machte sich nicht einmal die Mühe, etwas dagegen einzuwenden. Stattdessen fragte er sich, ob jemals ein Mädchen mit ihm Schluss gemacht hatte. Normalerweise war es andersherum. Auch wenn diese Trennung nicht sonderlich angenehm war, war Sirius doch froh, es nicht selber tun zu müssen. Was hätte er denn als Begründung angeben sollen? Er hatte nächste Woche ein Date mit einer Anderen? Als ob das bei ihm eine Rolle spielen würde. Er war schließlich Sirius Black! Damit war diese Ausrede nicht sehr glaubhaft. Außerdem wollte er Hella nicht mit der „du bist mir zu langweilig geworden"-Nummer kommen, denn das war sie eigentlich nicht. Sie war eine angenehme Partnerin gewesen, wenn man das so sagen darf. Sicherlich hatte sie auch recht gut zu Sirius und seinen Freunden gepasst, doch sie war nun mal keine blonde Hufflepuff, sondern eine dunkelhaarige Gryffindor. Sie war nun mal nicht Will, sondern Hella. Für Will würde er sicher alle Mädchen der Schule sitzen lassen; früher oder später. Für Hella würde er Will nicht in hundert Jahren vergessen können. Es war nun einmal, wie es war. Nach zehn unangenehmen und, zumindest einseitig, tränenreichen Minuten, war die Trennung auch schon gegessen und jeder ging seinen eigenen Weg. Sicherlich hätte Sirius sie noch trösten können und ihr irgendwie widersprechen können. Doch, was hätte das gebracht? Hellas Herz war anscheinend gebrochen und zwei Worte mehr oder weniger schienen daran auch nichts zu ändern, also ging Sirius in die große Halle zu seinen Freunden und ließ das verheulte Mädchen alleine in den Gemeinschaftsraum gehen.
In der großen Halle saßen bereits James, Remus und Peter. Während Letzterer genüsslich sein Mittagessen aß, redete James auf Remus ein und bedankte sich tausend Mal dafür, dass er ihn letzte Nacht gerettet hatte, sich vor Lily Evans zum Affen zu machen. Dass er das eigentlich tagtäglich tat, verschwieg ihm Remus natürlich. Er war zu erschöpft. Seine gesamte Kraft hatte er letzte Nacht verbraucht, als er bis fünf Uhr morgens wach war, um James vor Dummheiten zu bewahren. Lily Evans schien ihn nun endlich zu mögen und wenn dieser Chaot sich das verspielte, würde er, laut Remus' Befürchtungen, wohl in tiefste Depressionen versinken. Merlin sei Dank war heute Sonntag und diesen würde der blasse Junge im Bett mit einem guten Buch verbringen. Seinem Date vom letzten Abend, einer blonden Ravenclaw, mit der Remus immer mal einige Zeit in der Bibliothek verbringt, wollte er heute nicht begegnen. Er musste sich am vorherigen Abend zwischen ihr und seinem besten Freund entscheiden. Natürlich war die Wahl auf James Potter gefallen und natürlich hatte Remus versucht, sein Handeln so gut wie möglich zu erklären. Florence, so hieß sie, hatte verständnisvoll genickt und ihn gehen lassen, doch Remus war besorgt, dass dies nur gespielt war und sie in Wahrheit fürchterlich wütend auf ihn war. Also ging er ihr lieber aus dem Weg und verbrachte den Tag mit Schokolade und einem guten Buch in seinem großen Bett.
Leider ging sein Plan die Woche über nicht so ganz auf. Am Mittwoch traf er Florence wieder in der Bibliothek. Diese war gerade in einem dicken Wälzer über Alte Runen versunken, doch als Remus an ihr vorbeilief, schaute sie auf und fragte ihn, ob er sich nicht neben sie setzen wollte. Vorsichtig hatte er genickt und sich auf den Platz ihr gegenüber gesetzt. Schnell schlug er „Magische Geschöpfe und ihre häufigsten Krankheiten" auf und vertiefte sich in ein Kapitel über Hippogreife und Erkältungen. Er wusste, dass sie ihn beobachtete. Er spürte ihren Blick auf sich, doch er wagte es nicht, sie anzuschauen. Erst als sie seinen Namen sagte, blickte er auf. Ein paar hellbraune Augen lag auf ihm und beobachtete jeder seiner Regungen.
„Was ist denn?", fragte er und stützte unbehaglich sein Kinn in seine rechte Hand. Er konnte sie kaum anschauen. Vielmehr ließ er seinen Blick durch den großen Raum schweifen und beobachtete einige Schüler beim Lernen.
Merlin! Seit wann zum Henker verhielt er sich so? Was war bloß in ihn gefahren?
„Was ist los mit dir?", fragte Florence und schlug demonstrativ ihr Buch zu. Sie stützte sich darauf und schaute ihn fragend an. Doch Remus zuckte nur mit den Schultern.
„Nichts, was soll denn sein?", fragte er zurück, doch klang dabei nicht ganz überzeugend. Das Mädchen zog einer helle Augenbraue nach oben. Einige Sekunden war es still.
„Du verhältst dich so komisch seit Samstag... Hast du.. Also, hast du vielleicht eine Andere..?", fragte sie leise und fuhr sich durch die Haare. Sie fühlte sich sichtlich unwohl.
„Wie bitte?", fragte Remus erschrocken und sah sie an. Damit hatte er nicht gerechnet. Vielmehr war er auf eine böse Ansprache gefasst, in der sie ihm weismachte, dass er sie schlecht behandelte und sie deshalb nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte.
Doch Florence redete, vielmehr stotterte sie, einfach weiter:
„Weißt du, ich würde das verstehen.. Also du bist schließlich.. Naja, du bist eben du und halt.. Ich weiß, dass es bei euch normal ist, viele Mädchen zu haben.. Also, es wäre nicht schlimm.. Oder doch, vielleicht doch.. Also nicht für dich, aber, naja.."
„Florence.", unterbrach Remus die verzweifelte Schülerin vor ihm, „Es ist nicht so. Ganz und gar nicht. Wie kommst du denn darauf?"
Verlegen fuhr sie sich erneut durch die hellen Haare. So war das alles eigentlich gar nicht geplant gewesen.
„Naja, so abwegig ist das nicht. Du bist schließlich, naja, eben einer der beliebtesten Jungen der Schule und.." Ein leichtes Lachen unterbrach sie.
„Verwechselst du mich mit Sirius oder James?", fragte Remus amüsiert und lächelte sie verspielt an. Daraufhin musste auch Florence lächeln.
„Nein, ganz und gar nicht. Ihr seid alle vier die beliebtesten Jungs, auch, wenn ihr das nicht so wahrnehmt. Vielleicht solltest du deiner Umgebung mal etwas mehr Aufmerksamkeit widmen. Nicht nur Sirius und James werden von etlichen Mädchen beobachtet.." Als Florence den letzten Satz aussprach, färbten sich ihre Wangen in einem zarten Rotton. Auch Remus errötete. Es war ihm nie bewusst, wie viel Aufmerksamkeit er bekam. Eigentlich war es ihm auch egal, er wollte seine Schulzeit nur mit seinen besten Freunden zusammen verbringen und Mist bauen und gute Bücher lesen. Eine Freundin wäre in seinen Zustand eh nie möglich. Es würde sie jeden Monat unglaublicher Gefahr aussetzen und das wollte er nicht. Er brauchte keine Freundin; keinen Menschen, der sich seinetwegen in Gefahr begab und dies Monat für Monat. Vielleicht hatte er die Mädchen deswegen kaum wahrgenommen. Er verbot es sich und schenkte Büchern und seinen Freunden viel mehr Aufmerksamkeit, um sich davon abzulenken.
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Sirius Black | dark arts
Fanfiction》Eine kleine Geschichte, in der Sirius Black sein Herz an ein Mädchen verliert, das es eigentlich gar nicht haben möchte.《 Will ist schon lange in Hogwarts. Seit ihrem 1. Jahr. Doch sie fiel nie auf. Sie war lieber alleine. Es gab nur eine Person, m...