Kapitel 8

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Emilia hatte schließlich doch Frühstück gemacht, welches aus Cornflakes mit Milch bestand, da Marten's Kühlschrank aus nichts, außer zwei Flaschen Milch und einer Flasche Jägermeister bestand.

Marten hatte sich mittlerweile ein T-Shirt angezogen und saß nun an dem schönen Eichenholz-Esstisch. Emilia ließ sich gegenüber von ihm auf einen Stuhl fallen und fing an sich Cornflakes in ihre Schüssel zu schütten, und sie danach mit Milch begoss.

Kopfschüttelnd sah Marten zu ihr. „Was bist du denn für eine geworden, erst Cornflakes und dann Milch. Ganz schlimm", sie ließ leicht verdutzt den Löffel sinken. „Du Unmensch, wie kannst du nur zuerst die Milch in die Schüssel geben und dann die Cornflakes, ist ja genauso schlimm, wie Nutella ohne Butter", sie fing an zu lachen.

Der tätowierte stieg mit ein, wurde aber schnell wieder ernst. Emilia wusste genau worauf er hinaus wollte. Sie senkte ihren Blick auf ihr Essen, seufzte und fing dann ab zu erzählen.

„Als ich damals nach Hamburg gekommen bin, hätte ich nichts außer einer kleinen Wohnung und meiner Ausbildung. Ich war gerade 18 und einfach nur froh von meinem gewalttätigen Vater wegzukommen", bei der Erwähnung von ihrem Vater ballte Marten die Fäuste. Er konnte ihn noch nie leiden.

„In Hamburg hab ich dann einen Job in dem Büro, wo ich immer noch arbeite bekommen. Meine Chefin ist nett und zahlt mir ein gutes Gehalt.

Mit Timo hat es ziemlich kitschig angefangen. Er hat seinen Kaffee aus Versehen auf meinem T-Shirt verschüttet, er hat es mir ersetzt, mich nach einem Date gefragt und dann sind wir zusammengekommen.

Er war immer nett und rücksichtsvoll zu mir und ich hatte wirklich gedacht, er liebt mich von ganzen Herzen, genauso wie ich ihn. Naja, aber es hätte mir auffallen müssen, sooft, wie er mit seinen 'Freunden' unterwegs war. Anscheinend waren es keine Männer sondern Frauen, mit denen er sich getroffen hat, um mich zu betrügen", sie sah von ihren Cornflakes, auf denen ihr Blick während der ganzen Erzählung lag, auf zu Marten.

Dieser schnaubte nur und spuckte ein, „was für ein Arsch", aus.

Schweigend aßen sie ihr Frühstück auf und brachten dann das schmutzige Geschirr in die Küche. Emilia fing an zu spülen und Marten war so freundlich und half ihr beim abtrocknen.

Als sie fast fertig waren, klingelte auf einmal Emilia's Handy. Sie nahm es vom Couchtisch und ging ran.

„Emilia Doslowski, hallo", eine aufgeregte Maddie antwortete ihr, „hey Darling, du glaubst nicht wer mir gerade eine Mail geschrieben hat. Die University of Boston hat mir geantwortet! Ich darf dort studieren!", am Ende quietschte sie wie eines von Chopper's Spielzeugen.

„Ganz ruhig Maddie", lachte Emilia ins Handy, „das freut mich wirklich für dich. Heißt das dann etwas, dass du mich hier etwa ganz alleine in Deutschland lässt", zum Ende hin tat sie eine auf empört.

Marten hinter ihr schnaubte, „du bist doch gar nicht alleine, du hast doch mich und Chopper", „Milli, wo bist du, wer war das im Hintergrund?", Maddie war einfach viel zu hellhörig und bekam alles mit.

„Das, liebe Maddie, war mein liebreizender bester Freund Marten bei dem ich netterweise schlafen durfte, nachdem wir uns gestern nach Jahren wiedergesehen haben", die Timo-Sache ließ sie erstmal aus. Darüber würde sie in Ruhe mit Maddie reden.

„Ach so, ich muss dann auch mal auflegen, meinen Onkel anrufen und fragen ob ich bei ihm einziehen kann. Tschau mit au!", Maddie war ganz aufgeregt und hatte ihr wahrscheinlich nur mit einem halben Ohr zugehört.

„Mach das, wir sehen uns die Tage. Tschö mit ö!", Emilia legte ihr Handy weg, nachdem die Halb-Amerikanerin aufgelegt hatte.

„Und was machen wir zwei hübschen jetzt?", Marten hatte sich hinter sie gestellt und raunte es ihr ins Ohr.

Der Satz mit dem besten Freund vorhin hatte ihn irgendwie ein bisschen verletzt. Er wollte nicht nur der beste Freund sein, nein, er wollte mehr als das.

Emilia drehte sich um. Sie war während des Telefonats herumgelaufen und war nun im Schlafzimmer angekommen. Marten's Nähe trieb sie immer weiter in Richtung Bett.

Sie spürte die Bettkante an ihren Kniekehlen und ließ sich letztendlich auf das Bett fallen. Sie rollte sich vom Rücken auf den Bauch und sah kurz auf ihr Handy.

„Nichts machen wir jetzt, nur dumm rumliegen"

Sie machte ihn einfach verrückt. Ihre Art, ihr Verhalten, ihr Körper. Marten wusste nicht wie er sich noch lange bei dieser unschuldigen Art und diesem wundervollen Körper zurückhalten konnte.

Und jetzt lag sie da. In irgendein sinnloses Handyspiel vertieft, bei dem es darum ging, eine Flasche möglichst weit zu flippen, auf seinem Bett.

Das T-Shirt, welches im übrigen von ihm war, war ein Stück hochgerutscht und legte den perfekten Blick auf ihr anmutiges Hinterteil frei, welches auch nur in einer, ihr viel zu großen, Jogginghose von ihm steckte.

Er war seinem Ziel so nah und doch so fern. Sie würde bestimmt nie etwas mit ihrem besten Freund anfangen.

Aber er würde weiter um seinen Aufstieg zum festen Freund kämpfen.

Erst Milch und dann Cornflakes oder andersrum?

Marten probiert sich in Selbstbeherrschung, klappt aber anscheinend nicht so gut.

Und Emilia? Die spielt das Sinnloseste Spiel, welches ich je gesehen hab.

1997 || Marten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt