Kapitel 6

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„Du kannst auch einfach bei mir schlafen", schlug Marten vor.

Emilia sah ihn überfordert an.

Auf der einen Seite würde sie gerne mitgehen und bei ihm übernachten, nur um nicht nochmal in den Club gehen zu müssen um mach Maddie zu suchen.

Auf der anderen Seite hatte sie Marten Jahre nicht gesehen und er hatte sich bestimmt verändert.

Sie war hin und her gerissen, wie sie sich entscheiden sollte. Man sah es ihr anscheinend auch an, denn Marten lachte ein wenig amüsiert auf.

„Ich tu dir schon nichts und genug Platz habe ich auch in meinem Bett", schmunzelte er. Emilia sah erschrocken zu ihm hoch und wurde ein wenig rot.

Er lachte nun laut über ihren Gesichtsausdruck. Verlegen senkte sie ihren Blick und nickte dann leicht.

„Ja, es wäre sehr nett wenn ich bei dir übernachten dürfte", hauchte sie und traute sich nicht zu Marten hochzusehen.

Dieser schmunzelte schon wieder und fragte sich selbst, wann er das letzte mal so glücklich war, dass eine Frau, und noch dazu so eine hübsche, mit zu ihm nach Hause kommt.

Emilia sah zu ihm auf. Er nickte leicht und ging dann einige Schritte voraus. Die rothaarige blieb stehen und sah gedankenverloren die Straße hinab.

Ihr Geburtstag war ein Reinfall. Sie hatte es genervt im Club immer wieder angetanzt zu werden und das schlimmste war, als sie dann auch noch Timo mit dieser anderen Frau entdeckt hatte. An ihrem Geburtstag wurde ihr das Herz gebrochen.

Aber ihr wurde das Herz auch wieder zusammengesetzt. Sie hatte Marten, ihren besten Freund, endlich wieder. Er hatte sich vom äußerlichen zwar stark verändert, doch sein Charakter war noch immer aus Gold, das hatte sie spätestens bemerkt, als er ihr angeboten hatte bei ihm zu übernachten.

Emilia war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkte, das Marten sich vor sie gestellt hatte und fragend auf sie hinuntersah.

Verdattert erwachte sie aus ihrem Tagtraum und sah hoch in sein Gesicht.  Seine dunklen Augen, sein akkurater Bart, seine Tattoos. Dieser Mann sah einfach verdammt gut aus, und Emilia war froh ihn als ihren besten Freund betiteln zu dürfen.

Sie schüttelte kaum merklich den Kopf um diese Gedanken loszuwerden. „Wollen wir los?", fragte sie vorsichtig und Marten nickte langsam, nicht fähig sich von ihrer Schönheit loszureißen.

Sie gingen durch die Straßen des Kiezes, die nur von Neonlichtern beleuchtet wurden. Irgendwo zwischen St. Pauli und der Schanze lag Marten's Wohnung, die sie auch gleich betraten.

Emilia zog ihre Schuhe aus und stellte diese in den Flur. Marten tat es ihr gleich, stellte seine Schuhe aber nicht fein säuberlich an die Wand, sondern kickte sie einfach irgendwo hin.

Der hochgewachsene Mann ging in sein Wohnzimmer und Emilia folgte ihm einfach. Doch als sie diesen Raum betrat, war sie leicht geschockt. Mitten in dem Raum stand eine Poledance-Stange und die Wand hinter dem Sofa war zur Hälfte verspiegelt. Zudem war das Wohnzimmer in Gold und rot Tönen gehalten.

„Gewöhnungsbedürftig oder?", fragend ließ sich Marten auf das große Sofa fallen und klopfte neben sich.

„Ja, ein wenig", Emilia ließ sich neben ihn sinken, natürlich mit genügend Abstand und fing dann herzlich an zu gähnen.

„Oh Entschuldigung", murmelte sie und wurde leicht rot. Marten fand es sehr süß wie sie sich dafür schämte.

„Komm, wir gehen schlafen, ist spät geworden", mit den Worten und einem Blick auf seine goldene Rolex erhob sich Marten und ging in Richtung Schlafzimmer. Unsicher folgte sie ihm.

Martens Schlafzimmer war nicht so extravagant eingerichtet wie das Wohnzimmer. Ein großes Boxspringbett in der Mitte des Zimmers nahm den meisten Platz ein. Es gab noch einen einfachen Schrank und ein Nachtschränkchen.

„Marten, hast du  vielleicht eine Decke für mich, damit ich mich aufs Sofa legen kann?", Emilia sah ihn an.

„Nein", war seine einfache Antwort, „du schläfst hier im Bett und ich lege mich aufs Sofa".

„Nein, ich bin zu Gast bei dir und schon mehr als dankbar das ich hier schlafen darf, dann kannst du auch ruhig in deinem Bett schlafen, mir macht das nix aus", konterte sie.

Nach einer längeren Diskussion gab Marten ihr schließlich eine Decke und ein Kissen und sie verschwand wieder im Wohnzimmer.

Bevor sie aber schlafen gehen würde, wollte sie noch eben ihre Zähne putzen und das bisschen Schminke das sie trug, abwaschen.

Also tappte sie auf ihren nackten Füßen noch mal zu Martens Schlafzimmer zurück und klopfte kurz an der Tür.

Sie wartete nicht, bis er etwas geantwortet hatte, sondern ging einfach rein. „Ich möchte wirklich keine Umstände bereiten, aber könnte ich mir vielleicht eine-", sie stockte als sie nach oben zu Marten sah.

Er stand in nichts weiterem als einer Boxershorts vor ihr und sah auf sie hinab.

Ihr stockte der Atem. Sie hatte erwartet das er einige Tattoos hätte, aber nicht erwartet das es so viele sind. Sein trainierter Körper ist übersät mit bunten oder auch einfach nur schwarzen Motiven.

„Mund zu mein Schatz", raunte ihr Marten zu und sie erwachte aus ihrer Starre. Natürlich lief sie hochrot an, Marten fand es immer noch süß.

Sie schüttelte verlegen den Kopf und wollte gerade ihre Frage wiederholen, als Marten an ihr vorbei ins Badezimmer lief und ihr eine neue verpackte Zahnbürste reichte.

„Ich hatte extra gewartet und dir noch keine gegeben, damit du noch mal zu mir kommst und ich dich nochmal sehen kann", kam es aus heiterem Himmel von Marten.

Marten dieser kleine Schlingel.
Was sagt ihr dazu, dass Emilia mit zu ihm gegangen ist? Wie hättet ihr euch in ihrer Situation entschieden?

1997 || Marten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt