Prolog

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"Die Geschichte unseres Volkes beginnt mit dem ersten Reich. Dieses Reich umfasste das ganze Land, zwischen den vier Grossmeeren. Das Volk der Menschen lebte glücklich mit den Riesen aus den Bergen im Norden und den Nixen, welche das Meer bevölkerten, und allen anderen Wesen unterschiedlicher Art und Größe zusammen. Das Reich der Menschen wurde von einem Alten, Weisen König regiert. Er hatte schon früh die Nutzen der Magie für sich und sein Volk erkannt, und so Heiratete er eine Magierin, welche niemand im Land an Klugheit, Schönheit und Zauberkraft zu übertreffen vermochte. Der König regierte viele Jahre und war immer weise und gütig, und als er schließlich starb, hinterließ er drei starke Söhne, welche das Reich nun führen sollten. Diese drei Söhne hatten die Zauberkraft ihrer Mutter geerbt, und da das Blut der Magie nie versiegte, gaben sie es auch ihren Kindern und ihren Kindeskindern. So hatte jeder Sohn des Königs eine Gabe, die ihm beim Regieren helfen sollte. Der erstgeborene, welcher unter den dreien der klügste und besonnenste war, der hatte die Gabe der Gedanken erhalten. Er konnte jedem Wesen, dem er begegnete, sein Begehren von den Augen ablesen. Der zweite Bruder, welcher von den dreien am Stärksten und tapferen war, hatte die Gabe des Fliegens erhalten, er regierte nicht nur den Boden, es waren auch die Lüfte, die er sein Reich nennen konnte. Der dritte und jüngste Bruder, der von den dreien am flinkesten und gerissenen war, der hatte die Gabe des Kämpfens geerbt. Er konnte in einem Augenblick die Schwächen seines Gegners erkennen, und beherrschte es, sie im nächsten auszunutzen. Seine älteren Brüder lachten ihn jedoch aus, da sie glaubten, dass die Gabe des Jüngsten nichts magisches an sich hätte, und das sie ihm, zu Zeiten des Friedens, nur wenig nutzen würde. Jeder dieser Brüder war stark und klug, doch zum Herrschen fehlte ihnen die Weisheit ihres Vaters.

Die Brüder stritten sich, welcher von ihnen am besten König werden könnte, sodass er das Reich regierte. Der Streit war so schlimm, das sie vergaßen, dass sie Brüder waren und von nun an sich als Feinde sahen. Als sie schließlich keine Lösung fanden, teilten sie das Reich zwischen sich auf. Jeder bekam sein eigenes Land, in dem er herrschen sollte. Das erste Reich gab es an diesem Tag nicht mehr. Die beiden ältesten Brüder Regierten die größten Länder, Osromerii und Wesromeii, während der jüngste, nur ein Viel kleineres Land bekam. Dieser war wütend, weil ihm ein Viel kleineres Land zugeteilt wurde, und beschwerte sich bei seinen Brüdern. Diese meinten jedoch nur, dass er nur der jüngste der drei Brüder sei, und als solcher nicht den Anspruch auf ein größeres Territorium hätte. Er solle das beste aus seinem reich machen, fügten sie hinzu, die Berge wären schließlich voller Eisen und in dem Meer, an dem das Land grenzte, schwammen die dicksten Fische. Das erzürnte den jüngsten noch mehr und er schwor, für diese Demütigung eines Tages Rache zu nehme. Also kehrte er zurück in sein Reich, und überlegte , was er daraus formen konnte. Ihm gelang es in kürzester Zeit ein starkes Land zu erschaffen, sein Volk war gut genährt, und er hatte eine Armee aus starken Kriegern, welche die härtesten und schärfsten schwerter besassen. Der jüngste Bruder hatte nun ein Reich erschaffen, das trotz seiner geringen Größe den reichen seiner Brüder um nichts nachstand. Jedoch hatte er seine Rache nicht vergessen. Er wusste, dass er nun mindestens so stark war wie seine Brüder, und so erhob er sein Schwert gegen sie und erklärte ihnen den Krieg. Er hatte gewusst, dass er es unmöglich gegen die beiden Reiche zugleich bestehen konnte, und so hatte er Zwietracht in den Herzen seiner älteren Brüder gesät, und so hatte er sie gelehrt, sich zu hassen. Der Krieg dauerte viele Jahre an, und übertraf alles Elend, welches die Bewohner der drei Reiche jemals erlebt hatten. Im siebenten Jahr des Krieges hatte der jüngste Bruder die beiden anderen Reiche so geschwächt, dass diese in Gefahr liefen, den Krieg zu verlieren. In einem letzten verzweifelten Schlag fielen sie in das Reich des Jüngsten Bruder ein, und so begann die letzte Schlacht. Die drei Brüder kämpften jeder mit all ihrer Kraft, und schließlich trafen sie zu einem letzten Kampf aufeinander. Der Kampf war ungleich, die Brüder setzten ihre Gaben gegen einander ein. Der älteste konnte mit seiner Gabe die Züge seiner Gegner aus ihren Gedanken ablesen, und so wich er allen Schlägen aus. Der zweitälteste, attackierte mit seiner Gabe seine Gegner aus der Luft, während der jüngste seine Gabe voll nutzte, um Schläge gegen seine Brüder zu richten, welche diesen jedoch geschickt auswichen. Erst während dieses Kampfes erkannten sie den wahren Geist ihres jüngeren Bruders und so kämpften sie gemeinsam gegen ihn. Es War ein langer, und brutaler Kampf, und als er endete, fiel der jüngste Bruder. Osromerii und Wesromeii blieben fortan bestehen, doch das Reich des toten Bruders wurde niedergebrannt und seine Söhne wurden vertrieben. Sie flüchteten sich in die kleineren Dörfer, und lebten dort ein einfaches leben. Auch sie besassen Gaben, welche sie an ihre Nachfahren weitergaben, jedoch hielten sie sie geheim, da sie nicht das schreckliche Erbe ihres Vaters antreten wollten.

Viele Jahrhunderte vergingen, und dann geschah es, dass der Prinz von Osromeii, welcher Alcais genannt wurde, sich unsterblich in die Prinzessin von Wesromeii verliebte. Sie wurde Marlies genannt, und besass tiefschwarzes, langes Haar, und dunkelgrüne Augen. Sie war zu allen freundlich und gütig. So hielt Alcais, welcher fast ebenso schwarzes Haar und eisblaue Augen besass, um die Hand der Prinzessin an. Die Prinzessin willigte ein, und bald wurde eine grosse Hochzeit gefeiert. Das Volk beider Reiche kam zusammen, um dem jungen Paar seine Glückwünsche auszusprechen und mit ihm die Hochzeit bis tief in die Nacht zu feiern.

Das Leben in Osromerii und Wesromeii ging weiter, und bald wurde die freudige Nachricht verkündet, dass die junge Prinzessin schwanger sei. Das Volk freute sich sehr, und nach einiger Zeit, bereitete die Prinzessin sich auf die Reise nach Wesromeii vor um dort, wie es der Brauch war, ihr Kind zu gebären. So geschah es aber, dass die Eltern des Prinzen verstarben, und so musste er in Osromerii bleiben, und seine Krönung sowie die Beerdigung seiner Eltern vorbereiten. Es war eine lange und beschwerliche Reise für die Prinzessin, welche mehrere Tage andauerte, und als sie am Hof ihrer Eltern ankam, war das Kind bereits auf dem weg, es kam zu früh. Schnell wurde die Prinzessin in ein Zimmer gebracht, wo sie Ihr Kind in Ruhe gebären konnte, doch sie war so erschöpft, das sie noch während der Geburt verstarb. Das Kind, was sie geboren hatte, überlebte, es war ein Mädchen, und sie hatte die Augen ihrer Mutter geerbt. Die Ärzte wunderten sich, denn das Mädchen schrie nicht, wie alle anderen Kinder, sondern es blickte seiner Mutter an, und als ob sie wüsste, dass sie tot sei, fing sie leise an zu wimmern.

Sofort wurde ein Bote ausgeschickt, um die Nachrichten dem jungen König zu überbringen. Als der König die Botschaft erhielt, war er ausser sich vor Kummer und Wut. Anstatt Trost in der Geburt seiner Tochter zu suchen, schloss er sich in seinen Gemächern ein. Drei Tage lang ließ er niemanden hinein, aß nichts und schlief nicht. Als er schließlich, am dritten Tag wieder hinaus kam, wirkte er gänzlich verändert. Er hatte den Ärzten von Wesromeii die Schuld am Tod seiner Frau gegeben. Er meinte, sie hätten zu schlecht gearbeitet, und so den Tod seiner Frau zugelassen. Er erklärte Wesromeii den Krieg um den Tod seiner Frau zu rächen. Sein Kind aber, seine einzige Tochter, verfluchte er. Auch ihr gab er die schuld. Wäre sie nicht so früh gekommen, so meinte er, wäre seine Frau noch am Leben. Er entschied, dass sie, zusammen mit Wesromeii, untergehen sollte. Und dort beginnt unsere Geschichte." Tullio schloß das Buch, verabschiedete sich von mir, und verließ den Raum. Er hatte recht: Dort begann unsere Geschichte, meine Geschichte.

Wie ein Phönix im WasserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt