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Wir sind gerade auf dem Weg in unser neues Zuhause. Nach Trofors, ein kleines Dorf in Nordnorwegen. Ich weiß nicht so wirklich ob ich mich darüber freuen soll, denn eigentlich mochte ich unser altes Zuhause. Mein Tante meint wir brauchen noch eine gute Stunde. Aber ich glaube ich sollte erstmal ganz von vorne Anfangen.

Ich bin Lisa und noch 15 Jahre alt. Eigentlich bin ich eher schüchtern, auch was Freundschaften schließen angeht. Was ein Grund dafür ist, dass ich mich eher weniger auf den Umzug freue. Vorher haben wir in Tromsø gelebt, eigentlich lebe ich da schon mein ganzes Leben lang. Was meine Tante angeht, da ich sie gerade erwähnt habe, ich lebe seitdem ich ein halbes Jahr alt bin bei ihr und meinem Onkel. Meine Eltern sind gestorben als ich gerade wenige Monate alt war, bei einem Autounfall. Sie reden nicht gerne darüber, wie sie waren, wer sie waren und was passiert ist. Eigentlich weiß ich gar nichts über meine Eltern, als wenn ich niemals welche gehabt hätte. Doch mir hat es bei ihnen nie an was gefehlt. Für Außenstehende ist mein Leben so gut wie perfekt, großes Haus, viele Sachen, ich bekomme sie gut wie alles was ich will, aber trotzdem fehlt was. Ein Teil von mir, ein Teil in meinem Herzen, was ich ständig versuche zu füllen, aber da ist einfach nur Leere. Meine Tante und mein Onkel geben sich alle Mühe, mir die Liebe zu geben, die mir fehlt, aber so sehr sie es auch versuchen, diese Liebe kann mir keiner geben.

Inzwischen sind wir dann auch endlich angekommen, denn ich kann nicht mehr sitzen. Ich helfe meiner Tante und meinem Onkel beim auspacken. Achso meine Tante heißt übrigens Emily, aber jeder nennt sie Emmi und mein Onkel heißt Jack. Sie sind beide erst 30, da meine Mom mich mit 18 bekommen hat und ihre Schwester vier Jahre jünger ist. Als meine Eltern gestorben sind ist Emmi gerade 17 geworden und ist mit ihrem Freund zuhause ausgezogen. Da meine Oma sich nicht um mich kümmern konnte, haben Emmi und Jack mich mit zu sich genommen. Deswegen haben sie auch keine eigenen Kinder und ich glaube nicht, dass da noch was kommt.

„Lisa such doch mal den Sportplatz, da soll heute die Jugendmannschaft trainieren. Fußball magst du doch so."

Meint Emmi.

„Ja klar ich geh mal hin."

Sage ich.

Ich mach mich sofort auf den Weg dorthin, das war zum Glück ausgeschildert wo der Sportplatz ist. Ich komme dort an und es ist wirklich Fußballtrainig. Es sind auch ganz schön viele da und gucken zu. Ich stelle mich nach ganz vorne, damit ich auch was sehe, denn groß bin ich nicht besonders. Ich beobachte die Sache eine ganze Weile, bis einer der vielen Jungs ein Tor schießt. Er stellt sich danach zu mir an den Rand.

„Und beeindruckt?"

Fragt er.

„Sah nich schlecht aus."

Meine ich.

Er fängt an zu lächeln und ich muss ebenfalls lächeln. Er rennt weiter und guckt ständig rüber. Ok er ist schon süß. Nach dem Training machen sich eigentlich alle wieder auf den Weg, ich auch so langsam, aber ich will diesen Typen nochmal wiedersehen. Und da kommt er auch gerade an.

„Du bist neu hier oder?"

Fragt er.

„Ja wir sind heute hergezogen."

Sage ich.

„Vielleicht hast du ja Zeit und Lust, dann kann ich dir ein wenig das Dorf zeigen."

Meint er.

„Klingt gut."

Meine ich.

„Martinus kommst du?"

Kommt plötzlich noch ein Typ an.

Der ihm ziemlich ähnlich sieht, eigentlich sieht er sogar fast genauso aus. Er hat auch gespielt, aber der andere war interessanter.

„Marcus geh schon mal vor, weißt du sie is neu hier und ich zeig ihr noch ein wenig das Dorf."

Meint er.

„Ok ich bin übrigens Marcus..."

Meint er.

„Und lass mich raten, sein Zwillingsbruder."

Vervollständige ich seinen Satz.

„Was wie kommst du denn darauf?"

Fragt er belustigt.

Ich muss ebenfalls lachen. Ja ne sieht man halt auch gar nicht, dass sie vielleicht irgendwie Zwillinge sein könnten oder wenigstens verwandt. Er macht sich auf den Weg und ich gucke wieder den anderen an, der anscheinend Martinus heißt.

„Achso ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Martinus."

Reicht er mir die Hand.

„Lisa."

Nehme ich sie an.

Wir laufen los und sind trotzdem noch kurz bei ihm zuhause ran, denn er wollte wenigstens seine Sachen wegbringen. Jetzt laufen wir wieder durchs Dorf.

„Und woher kommst du?"

Fragt er.

„Tromsø."

Meine ich.

„Wow ok, dass ist etwas weiter weg
und warum? Scheidung, neuer Job oder einfach mal was neues?"

Fragt er.

„Nein ähm, ich kenne meine Eltern nicht. Sie sind gestorben, als ich noch ganz klein war, seitdem lebe ich bei meiner Tante und meinem Onkel."

Sage ich.

„Oh das tut mir leid, dass wusste ich nicht."

Entschuldigt er sich für die Frage.

„Nein schon gut, dass konntest du ja nicht wissen. Außerdem ist das ja auch nicht schlimm, ich lebe gerne dort und mein Leben ist toll."

Sage ich.

„Und trotzdem würdest du gerne wissen wie es gewesen wäre, wenn sie noch leben würden."

Sagt er.

Im Prinzip hat er gerade genau das ausgesprochen, worüber ich seid meiner Kindheit drüber nachdenke.

„Ja, irgendwie hab das Gefühl falsch zu sein. Nicht nur in der Familie, sondern auch im Leben. Ich hab das Gefühl ich lebe nicht mein Leben."

Meine ich.

„Das eines anderen?"

Fragt er.

„Nein das meine ich nicht. Es fühlt sich so an, als wenn ich zu was anderem bestimmt wäre, als dieses normal Teenager Leben. Ok das hört sich jetzt bestimmt total bekloppt an."

Sage ich.

„Ja da hast du recht."

Lacht er.

„Aber wer weiß, vielleicht wirst du ja dem nächst das neue Teenie Idol."

Lacht er.

Ok jetzt lacht er mich aus. Aber ich muss auch lachen.

„Ey mach dich nich über mich lustig, aber so meine ich das nicht. Ich kann's nicht beschreiben, aber irgendwas in mir, sagt mir, dass hier bist nicht du."

Meine ich.

„Was auch immer es ist, du wirst es herausfinden."

Zwinkert er mir zu.

Stranger Things | Marcus&MartinusFFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt