Teil 7

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Aller Schmerz schien vergessen, all die Sorgen und Ängste. Lange liefen sie durch die Felder, bis sie irgendwann eine Stelle fanden, an der das Getreide plattgetreten war und somit einen schönen Platz hergab, um sich auszuruhen. Sie machten Halt, setzten sich auf den Boden und schauten umher. Nichts könne sie hier stören, sie waren geschützt von jeglicher Sicht und nur die Sonne strahlte auf sie hinab.

Paul war ziemlich außer Atem als er sich auf dem trockenen Gras niederließ und mit einem Lachen auf den Lippen hechelte.
"Es fällt mir ein Stein vom Herzen, zu wissen, dass es dir letztendlich an deinem Glückstag gut geht.", brachte er nach einer Weile heraus und sah Richard an, ja fast schon verliebt.
Doch er kicherte das Lächeln und die roten Wangen hinfort und sah verlegen und voller Glück in die Ferne der Felder.

Mit einem Lächeln legte sich Richard auf die Getreidehalme und starrte in den Himmel. "Was willst du noch in den letzten Wochen machen? Soviel Zeit ist ja leider nicht mehr übrig." Bei dem Gedanken daran, Paul verlassen zu müssen, wurde Richard wieder ein wenig traurig, dennoch schenkte er Paul ein Lächeln, als er zu ihm aufsah. "Vielleicht kann ich dir Briefe schreiben.", fügte Richard noch hinzu, auch wenn er wusste wie lange es dauern würde, bis ein Brief bei seinem Freund ankommen würde.

"Ich würde mich sehr darüber freuen.", sagte Paul und setzte sich Richard gegenüber.
"Und ich würde immer tüchtig zurück schreiben und alle Briefe, die du mir schickst aufbewahren. Für, wenn wir uns wieder sehen.", Paul blickte verträumt drein. Zwar war Distanz ja nichts Positives, aber durch die Briefe bleiben sie in Kontakt.
"Und wenn es darum geht, was ich noch so vor habe...", Paul zögerte für eine Millisekunde bevor er sanft Richards Hand nahm und diese anhob. Er gab ihm einen sanften, langen Kuss auf den Handrücken und sah rotbäckig wieder auf zu ihm.

Mit einem leichten Lachen richtete sich der Jüngere auf und sah dem Blonden in die Augen, bevor er sich nach vorne beugte und ihn sanft auf den Mund küsste. "Ich wünschte, dieser Sommer würde niemals enden, ich wünschte, ich könnte ewig hier bleiben, mit dir.", meinte Richard und seine Augen leuchteten, bei der Vorstellung daran. "Sobald ich wieder zu Hause bin, fange ich an, dir Briefe zu schreiben, ach was, ich werde schon damit anfangen wenn ich im Zug nach Berlin sitzte!"

"Ich werde jeden Morgen hinter der Tür auf die Post warten und Freudentränen vergießen, wenn ich einen neuen Brief in der Hand halte.", sagte er ruhig.
Er genoss diese Idylle, wie seine Hand immer noch die von Richard umfasste und den Nachgeschmack von Richards Lippen auf seinen.
Es beförderte ein weites Lächeln auf seinen Mund.
Warum hatten sie nur noch so wenig Zeit miteinander...
"Man würde meinen, an seinem Geburtstag läge einem die Welt zu Füßen und ein jeder Wunsch würde einem erfüllt... aber wir müssen einfach hoffen, dass wir uns wieder sehen. Und weiter wünschen, dass die Welt eine tolerante wird.", er deutete mit dem letzten Satz auf die vergangene Nacht an und auch den Morgen, da eben sowohl Richards als auch Pauls Familie, als auch die scheinbar liebe, weite Welt einfach keine Akzeptanz hegte.

"Die Welt wird wohl kaum toleranter werden.", meinte Richard traurig, doch fügte noch hinzu. "Allerdings kann uns niemand verurteilen, wenn keiner davon weiß und vorallem hier, auf dem Land haben wir so viele Freiheiten. Uns sieht keiner. Keiner kann uns stören." Er schien fröhlich bei dem Gedanken daran und lächelte Paul an, bevor er zu einem weiteren Kuss ansetzte.

Paul musste ihm bei diesem Punkt zustimmen. Sie hatten sowieso unzählige Tabus gemeinsam gebrochen und hier draußen war tatsächlich niemand weit und breit. Klar schmerzte es wohl, dass sie ihre Liebe nie in die weite Welt hinaustragen könnten, doch dann sollte es eben so sein.
Der Kleinere lächelte in den warmen Kuss hinein und erwiderte diesen gefühlvoll als er seine Arme um Richards Hals schlang um ihn noch ein Stück näher bei sich zu haben.

1933Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt