KAPITEL 41

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Mit blinzelnden Augen sah ich auf den Bildschirm meines Handys und weil ich so blöd war und vergessen hatte die Helligkeitsstufe vor dem schlafen gehen etwas runter zuschalten, kam ich mir in diesem Moment vor als würde ich in ein verdammtest Flutlicht starren und erblinden.

Es war Sonntag, kurz vor Mitternacht, also rein praktisch gesehen war es schon Montag. Der Tag an dem ich mit meinem Praktikum anfangen würde, der Tag an dem Perry nach England fliegen würde um seiner Familie die Stirn zu bieten. Um für ein eigenes, freies Leben einzustehen.

Ich legte mein Handy wieder auf den Nachttisch. Vor meinen Augen flimmerten Sternchen und ich tastete unbeholfen Perrys Seite vom Bett ab. Zu meinem Unbehagen fühlte ich nur kalte Leere. Er muss wohl wieder aufgestanden sein, denn er mit mir zusammen ins Bett gegangen ist.

Streng genommen hatten wir den ganzen Sonntag eigentlich nur im Bett verbracht und waren nur zum essen und zum pinkeln aufgestanden. Mein Bruder war mal vorsichtig reingekommen um zu schauen ob wir noch leben oder gerade am U-Boot-Versenken spielen waren. Erst hatten wir ihn nicht verstanden, dann hat es klick gemacht.

Und nein, waren wir nicht, wir haben einfach nur gekuschelt, die Nähe des anderen genossen und viel geredet.

Schweratmend und mit streikenden Muskeln, die unfreiwillig aus dem Schlaf gerissen wurden, schob ich meinen Körper am Rand des Bettes und stellte meine Füße auf den kalten Boden, kleine Krümel bohrten sich in meine nackten Sohlen.

Vielleicht war er ja unten bei Letty, die hatte sich nämlich dazu entschieden die Nacht auf dem Sofa zu verbringen, da die beiden ganz früh raus mussten um den Flug zu bekommen. Denn sie wollten ja auch rechtzeitig da sein, zwecks Zeitverschiebung und so.

Meine Knochen jaulten und meine Muskeln beschwerten sich als ich mich streckte und langsam nach unten bequemte. Ich hörte leise Stimmen die von unten kamen, mehrere. Ich nahm eine Treppenstufe nach der anderen und mein Körper erschauerte bei jedem neuen Schritt.

Der Fernsehbildschirm projizierte flackernde Lichter an die Wand, dort stritten sich gerade zwei Personen lautstark. Müde rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und näherte mich weiter dem Wohnzimmer. Ich konnte Perrys und Lettys Umrisse auf der Couch erkennen.

„Ich würde mit ihm darüber reden", sagte Letty gerade zu ihren Bruder und ich stoppte in meiner Bewegung. Kuru blieb ich stehen, wartete ein paar Augenblicke ab um abzuwarten ob sie mich schon bemerkt hatten und ich so lauschen konnte.

War dieser ihm ich? Oder ging es noch um jemand ganz anderes?

Ich lehnte mich vorsichtig gegen den Türrahmen, darauf bedacht keine Geräusche zu machen. Aber wenn sie es schon nicht mitbekommen hatten das ich die Treppe runterkam, denn würden sie mich jetzt auch nicht bemerken. Trotzdem war ich mir da nicht ganz so sicher.

Mein Herz schlug mir bis zu den Ohren und es dauerte ein paar ohrenbetäubende Schläge bis Perry antwortete.

„Ich wollte es erst auch, aber ... was würde es bringen?", fragte er. „Ganz viel würde ich mal behaupten. Es wird passieren, glaube es mir und dann ist er wenigstens vorbereitet", redete sie weiter auf ihn ein. „Sie hat mir versprochen dass sie es nicht tut", sagte Perry daraufhin. Er war leiser geworden und es war schwerer ihn zu verstehen, weshalb ich mich mehr konzertieren musste.

Das einzige was ich dadurch aber besser verstand waren die zwei Streithähne im Fernseher.

„Mein Gott, Perry. Wie naiv bist du? Dieses Mädel hat einen kompletten Sockenschuss, sie sagt zwar dass sie dich unterstützen wird, das wird sie aber nicht. Das wird genauso enden wie beim letzen Mal", stöhnte sie. Letty hatte sich die Hand gegen die Stirn gelegt.

You've been poisoned [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt