KAPITEL 52

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Antonia fuhr mich bis zu mir nach Hause und hielt genau vorm Hauseingang an. Das ich mein Fahrrad noch bei ihr vor der Firma zu stehen hatte war mir egal. Sollte es doch verrosten. Mir alles egal. Mit Tauben Fingern betätigte ich den Riegel und öffnete die Tür.

„Ich erwarte Perry heute Abend vor meiner Tür. Und wehe er hasst dich nicht. Ansonsten mache ich die Transaktion rückgängig", warnte sie. Nickend stieg ich aus und knallte die Autotür zu. Mit quietschenden Reifen fuhr sie an und weg. Hoffentlich sah ich sie in meinem Leben nie wieder.

Die Transaktion sollte zwei Tage dauern, dann hatte ich 5 Millionen Dollar auf meinem Konto. Und konnte am Montagmorgen von hier verschwinden, ein für alle Mal. Und sah hoffentlich keinen, von diesen Menschen die konstant versuchen mein Leben zu ruinieren, mehr wieder.

Egal wie sehr ich meinen Vater hasste, oder Antonia, niemanden hasste ich in diesem Moment mehr als mich. Ich fühlte mich dreckig und wie das größte Arschloch auf Erden. Wie konnte ich das rechtfertigen? Wie sollte ich das Perry bloß erklären?

Es war schließlich meine Schuld und ich hatte das Maul so weit aufgerissen. Da gab es nichts zu entschuldigen oder zu verzeihen. Ich hatte meinen Ehemann betrogen und das nicht mal einen Tag nach der Hochzeit. Ich war Dreck.

Und die Option es ihm nicht zu beichten gab es nicht, denn Antonia würde diesen Kuss sicher gegen mich verwenden. Und bevor sie das tat, machte ich es lieber selber.

Mit wackeligen Knien und wummernden Herzen betrat ich das Haus. Zu hören war Gelächter und die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben die ihre Freude miteinander teilten. Und das obwohl Kit heute Morgen noch gemeint hatte er würde nie wieder mit uns reden.

„Hey, da ist er ja!", verkündete mein Bruder. Er hatte sich über die Lehne gelehnt und sich zu mir umgedreht und streckte mir sein Bier entgegen. Perry hatte ebenfalls ein Bier in der Hand und freute sich mich zu sehen. Das glänzen in seinen Augen hatte ich nicht verdient, das Lächeln was er mir schenkte hatte ich nicht verdient.

Kits Blick wechselte zu besorgt, nachdem ich nichts gesagt hatte und dreinschauen musste als hätte ich gerade eine Naturkatastrophe miterlebt. „Was ist los? Bekommst du doch kein Geld? Haben wir uns zu früh gefreut?", hakte er nach und ließ sein Bier sinken.

„Corbin?" Perrys Ton war alarmierend.

Ich schluckte. „Doch! Wir bekommen das Geld. In zwei Tagen ist es auf meinem Konto", stotterte ich.

Beide fingen wieder an zu grinsen und stießen ihre Bierflaschen klirrend aneinander. Ihnen schien es vor lauter Freude über den Sieg nicht aufzufallen das mein innerstes sich gerade nach außen stülpte. Ich musste wirklich gleich jeden Moment kotzen.

„Wie viel bekommen wir?", fragte dann Kit, nachdem er einen großzügigen Schluck getrunken hatte.

„5 Millionen Dollar", sagte ich.

Kit und Perry jubelten und stießen wieder ihre Bierflaschen aneinander und lagen sich lachend in den Armen.

Es war ein Kuss, es war doch nur ein verdammter Kuss. Warum konnte ich es nicht einfach runterschlucken? Vergessen, als Mittel zum Zweck ansehen. So einfach war es aber nicht, so einfach machte es sich mein schlechtes Gewissen nicht. Dabei kannte ich das noch nicht mal so lange.

Und es brachte mich um, es killte mich.

Es hasste mich und ich hasste es. Und vor allem hasste ich mich.

Und mir war schlecht, so schlecht dass ich es nicht mehr aushielt und hoch zum Badezimmer rannte und mich übergab. Die Tränen schossen in meine Augen und so schnell konnte ich gar nicht gucken, da klammerte ich mich jammernd und heulend am Toilettenbecken fest.

You've been poisoned [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt