14. Ganz unten...

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Der Wind war kalt für einen Spätsommer Morgen.
Er pfiff mir um die Ohren, brannte in meinen verweinten Augen,
wehte mein blondes Haar umher.
Mein Körper zitterte, ich trug immer noch nur das hellblaue Sommerkleid und die Ballerinas.
Etwas anderes hatte ich schließlich nicht.

Ich lief eine kleine Landstraße entlang.
Auf der einen Seite nur ein riesiges, halb geerntetes Feld, auf der anderen ein kleiner Wald.
Meine Füße taten weh.
Die ersten Minuten war ich gerannt, egal wohin nur weg,
von Fred, den Weasleys, allem.
Ich musste weg.
Auf dieser Welt gab es keinen Platz mehr für mich.
Ich war allein.

Während ich weiter lief,
lehte ich meinen Kopf in den Nacken, sah zu den Wolken.
Da hoch möchte ich.
Zu ihnen.
Doch um ganz hoch zu kommen, muss man erst ganz runter.
Ganz runter.

Die Sonne war nirgends zu sehen, Wolken versperren den Blick auf die Leuchtkugel.
Mein ganzer Körper verspannt, dauerhaft zwang ich mich nicht wieder von Tränenschüben durchgeschüttelt zu werden, zwang mich ruhig zu bleiben.

Den Wald ließ ich nun hinter mir, stattdessen senkte sich der Boden ab, ging immer weiter in eine Schlucht über.
Auch das Feld endete nun,
links und rechts von mir nun Geländer, eine kleine Hürde zum Abgrund.

Ich blieb stehen.
Der Wind schien stärker
zu werden,
genauso wie das Ziel das sich aus meinen Gedanken formte.

Langsam, jeder Schritt schien Stunden zu dauern, ging ich auf das Gelender rechts von mir zu.
Meine Knie weich wie Pudding.
Mein Hirn ein Haufen Grütze, nicht zu gebrauchen.

Ein Blick hinunter.
Die Schlucht.
Tief. Tief genug.
Ein kleiner Fluss.
Tief. Tief genug.

Ich war in Trance.
Sah nur noch das Ziel.
Die Wolken oben am Himmel.
Und den Weg.
Der Abgrund.

Wenig elegant beginne ich auf das Geländer zu klettern,
so das ich letztendlich auf der Metall Stange sitze.
Wieder der Blick nach unten.

Ein neuer Windstoß wehte mir das Haar aus dem Gesicht,
ließ eine weitere Gänsehaut auf meinem Körper entstehen.
Ich sollte das ganze schnell beenden.
Nicht drüber nach denken.
Einfach nach vorne kippen lassen.
Den Wind im Gesicht spüren und dann auf die Wasseroberfläche klatschen.
Meine Knochen werden brechen.
Die Luft wird mir fehlen.
Ich werde Sterben.
Ende.

So stellte ich es mir vor,
so sollte es passieren.
So und nicht anders.

Einatmen, ausatmen.
Die Gedanken verdrängen.
Die Gedanken an die letzte Nacht.
An Fred, wie er mich berührt hatte.
Sein Blicke, sein Küsse.

Und dann, mitten in der Nacht, kurz bevor ich einschlief,
die Kopfschmerzen.
Nur ein paar Sekunden,
also nicht lang,
doch dann war alles anders.
Mein ganzer Körper fror ein.
Bewegungen unmöglich.
Es kam mir vor als konnte ich mein Hirn arbeiten hören,
wie es die ganzen Informationen die verloren waren wieder Aufnahm.

Meinen Namen. Narcissa.
Meine Kindheit. Kaum existent.
Meine Erziehnung. Streng.
Mein Leben. Hart.
Mein Herz. Zerbrochen.
Meine Gedanken. Durcheinander.

Nun wusste ich auch woher das hellblaue passende Kleid kam.
Und wie ich in die Winkelgasse gelangt war.

Als meine Errinnerungen gelöscht waren, bin ich aufgestanden.
Habe mich umgesehen.
Hatte den Brief und den Taschenspiegel am Boden gesehen.
Den Spiegel legte ich auf dem Schreibtisch ab.
Dann hob ich den Brief auf.
Nicht auf der Seite die ich vorher gelesen hatte.
Nein, ich las die Rückseite.
"Ubi vestimenta mea?"
Hatte ich gemurmelt, verwirrt.

Dann war mir der Zettel überrascht aus der Hand gefallen, zu Boden geschwebt.
Ein blaues Licht breitete sich um mein Körper aus,
zerfraß das viel zu große schwarze Kleid das ich bis dahin trug.
Doch ich war nicht nackt, darunter wartete das hellblaue Kleid.

Nun weiß ich auch das einer der Schuhe die ich nun plötzlich trug ein Portschlüssel war.
Sie hatten sich wie selbst aktiviert in dem Moment als sie an meinen Schuhen erschienen.
Die Schuhe hatten mich in eine kleine Seitenstraße der Winkelgasse katapultiert.
Die Schuhe hatten mich zu Fred gebracht.

Zu Fred..
Wieder stiegen Tränen in meine Augen verschwammen die Sicht.
In dem Moment war ich
mir sicher,
jetzt war es an der Zeit zu gehen.

Mit wackeligen Beinen stand
ich auf,
versuchte mich auf das Gelender zu stellen.
Ich scheiterte, rutschte weg,
stieß mit dem Kopf hart gegen die Metall Stange.
Ein stechender Schmerz im Hinterkopf, das Gefühl zusammen zu sacken, in eine Art Schlaf.
Neben bei bekam ich mit wie ich stürzte, mich im Flug drehte.
Und noch bevor ich die kalte Oberfläche des Flusses traf wurde es komplett schwarz, still.

Ich kippte in Ohnmacht.
Bemerkte dennoch für einige Sekunden den Schmerz den die brechenden Knochen verursachten.

Endlich war ich da wo ich
hin wollte.
Ganz unten und wenn
man dort ist,
kann es nur noch Berg auf gehen.

Die letzten 36 Stunden [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt