The Games We Play (BoyxBoy)

Win some, lose some

„Ach Gott... was ist denn passiert?"

„Bin von der Treppe gefallen." Die Worte drangen ein wenig undeutlich aus seinem Mund, die Schwellung von der Aufschürfung an seiner Wange hatte sich inzwischen bis auf die Lippe fortgezogen und ließ ihn vorsichtiger sprechen. Ace saß auf dem Krankenbett im zuständigen Schulflügel, absolut regungslos, während eine der Schulsekretärinnen mit Erste-Hilfe-Ausbildung an ihm herumfummelte, um sich einen Ersteindruck der Lage zu verschaffen. Der Vorschlag Krankenhaus war in den Raum geworfen und von Ace abgewiesen worden. Es ging ihm hervorragend - glaubte er. Sie hatte ihn zählen und Fragen beantworten lassen, und als Ace das mehr oder weniger zu ihrer Zufriedenheit geschafft hatte, hatte sie seinem Wunsch seufzend nachgegeben.

„Er ist von einem Schüler geschubst worden.", klang von der Seite, beinahe schneidend, und Ace zuckte zusammen.

Noch immer wusste er nicht, was er von dieser ungefragten Verbündeten halten sollte - wenn es denn eine war. Katherine hatte ihn zum Krankenzimmer gebracht, vorbei an tuschelnden und kichernden und erschrockenen Schülern auf den Gängen, und all denen, die zu weit in ihren eigenen Universen gefangen waren, um groß auf den Jungen zu achten, dessen Wange aussah wie ein geplatzter Ballon.

Sie war einer der Schüler, von denen er nie erlebt hatte, dass sie negative Worte über ihn verloren ... aber gleichzeitig hatte Ace auch immer angenommen, dass er ihr eigentlich egal war. Einfach nur jemand, an dem man moralische Überlegenheit illustrieren konnte, indem man nicht ganz so schlimm war wie die anderen. Du solltest nicht so negativ von Katherine denken, versuchte er sich gleichzeitig zur Ruhe zu rufen. Sie alle haben ihre Gründe, nicht einzugreifen. Immerhin besteht die Gefahr, dass sie Querschläger abbekommen, sobald sie sich in den Kugelhagel stürzen. Seinem Kopf genügte es, während sein Herz sich gegen den Gedanken sperren wollte wie ein stolzes, wütendes Tier.

Aber die Tatsache, dass sie bereit war, Ethan anzuschwärzen, wo er noch gezögert hatte... Ace war sich nicht sicher, ob er das überhaupt wollte. Das konnte doch auch alles schlimmer machen. Dennoch überraschte ihn die Geste noch mehr als die Tatsache, dass sie ihm geholfen hatte. Aus den Augenwinkeln warf er Katherine einen vorsichtigen Blick zu, und sie stand da, die Arme verschränkt und mit aufgebrachtem Blick, während der blonde Flechtzopf auf ihrem Rücken herumbaumelte.

Katherine war ein Mädchen, das in den Gesprächen in der Jungsumkleide mit den Worten ‚Gesichtsaward' und, bei den gehässigeren Exemplaren, mit ‚Für nen Facefuck reichts' gehandelt wurde. Hauptsächlich deswegen, weil ihre hübschen Züge das einzige waren, was diese Kerle interessierte. Brüste und Hintern hatte sie nicht nennenswert, und obwohl Katherine hochgewachsen war, ließ ihre schlanke Statur sie sehr mädchenhaft wirken statt so fraulich wie zum Beispiel Angel. Und wen scherte da schon sowas nebensächliches wie Persönlichkeit?

„Ist das war?" Die Sekretärin versuchte behutsam seine linke Hand zu biegen, und Ace sog scharf Luft ein. „Was für ein Mistkerl... gut, dass du Zeugen hast. Dann wird die Schule hoffentlich nicht nur die anfallenden Kosten übernehmen, sondern wahrscheinlich auch dafür sorgen, dass der andere Junge Konsequenzen erfährt..." Sie hob den Kopf und lächelte ihn breit an. „Manch einem würde es gut tun, sowas mal zu erleben." Ace fühlte sich ein wenig überrumpelt. Dieselbe Frau hatte ihm noch vor wenigen Wochen scherzend gesagt, wenn er nicht so ein netter Junge war, würde sie vermuten, dass er sich heimlich prügeln musste, so oft, wie er bei ihr einkehrte. Damals hatte er sie für naiv und ein wenig hohlköpfig gehalten, und jetzt bereute er das still. Vielleicht sah sie doch mehr, als Ace klar gewesen war.

„Oh, ich wünsche es ihm.", hörte er Katherine leise grollen, während die Sekretärin sich erhob.

„Die meisten Verletzungen sehen nur oberflächlich aus, zum Glück, aber deine Hand wird mindestens gestaucht sein. Da solltest du doch nochmal einen Arzt drüberschauen lassen... kann ich irgendwen anrufen, damit du abgeholt wirst?" Ace schüttelte rasch den Kopf. Seine Eltern waren von ihren Jobs genug eingenommen, ohne dass er sie für irgendwelche Kleinigkeiten zur Schule bestellte.