You gotta love

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Ich friere.
Nicht körperlich, seelisch.
Ich spüre mein Herzschlag. Er ist schnell. Unregelmäßig. Das nervöse Kribbeln in meinem Bauch, bringt meine schweißnassen Finger zum Erzittern und ich habe Schwierigkeiten sie ruhig zu halten. Meine Atmung ist stoßweise und mit jedem Atemzug steigt eine weiße Wolke in die dunkle Nacht. Mein Blut rauscht in meinen Ohren und meine Nerven sind zum Zerreißen angespannt. Ein lauter Donner bricht über mir zusammen und der laute Knall lässt mich leicht zusammen zucken und nur die Nähe zu Theo, der dicht neben mir steht, lässt mich nicht völlig durchdrehen. Alle sind auf Position und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Ghostrider auftaucht und unser Plan umgesetzt werden kann.

Ein neues Donnerrollen fährt über uns hinweg und ich lasse meinen Blick hilfesuchend zu Theo schweifen. Er steht dicht neben der geöffneten Türe und hat seinen Körper fest gegen die Fassade gedrückt. Er hat seinen Kopf in Richtung Türe gedreht, lässt mich dabei unbeobachtet. Unsere Finger berühren sich fast und hinter ihm, auf der anderen Seite der Türe, kann ich Stiles entdecken. Er hat den metallischen Baseballschläger fest in der Hand und sieht dadurch mindestens genauso kampfbereit aus wie Theo. Ein greller Blitz schlägt nur wenige Meter von uns entfernt auf den Waldboden und erschrocken zucke ich zusammen. Ich presse mich fester gegen die Wand und rutsche ein Stückchen näher zu Theo. Doch dieser stößt sich in diesem Moment von der Fassade ab und stürmt mit einer fließenden Bewegung in das Innere der Hütte. Ich starre ihm überrascht nach. Seine Eigeninitiative gehört nicht zum Plan. Irgendetwas muss gehörig schief laufen. Ich höre ein lautes Brüllen. Eine Gänsehaut legt sich auf meine Arme und ein Schauer läuft bei dem markerschütternden Schrei durch meinen
Körper. Ich glaube Scott's Stimme für wenige Sekunden zwischen dem lauten Donnerrollen wahrzunehmen, bevor Mason im nächsten Moment an uns vorbei stürmt. Er hält das Glas mit Eberesche in den Händen und ich weiß, dass sein Einsatz, ein deutliches Zeichen für mich und Stiles ist. Wie auf Kommando lösen wir beide uns von der Wand und eilen mit schnellen Schritten in das Innere der Hütte. Ich atme erleichtert aus, als ich alle Jugendlichen wohlbehalten vor mir stehen sehe. Doch diese Erleichterung verfliegt schnell als ich den Ghostrider im Inneren des Käfigs sehen.

Sie haben es geschafft.
Wir haben es geschafft.

Der Ghostrider tritt einen kleinen Schritt zurück. Er scheint zu wissen, dass er keine Chance hat aus dem verschlossenen Käfig zu kommen. Er versucht noch nicht einmal mit einem verzweifelten Rütteln die Schlösser an den beiden Türen zu öffnen. Etwas, was mich beim genaueren Nachdenken beunruhigt. Ich lasse den Ghostrider nicht aus den Augen. Mit einer langsamen Bewegung hebt er in diesem Moment die Hand und das Donnerrollen über uns wird immer lauter. Ich schlucke und dann ertönt plötzlich elektrisches Knistern und ein greller Blitz prallt auf uns herab. Er wird von dem Blitzableiter auf dem Dach durch das Kabel geleitet, verfängt sich am Schluss jedoch im Käfig. Das Metall scheint Funken zu sprühen und geblendet schließe ich die Augen. Die Elektrizität des Blitzes wird erst durch den Käfig geleitet, bevor es neutralisiert wird. Eine warme Hand legt sich um meinen Oberarm und ich kann in meiner eigenen Paralyse spüren, wie ich zurück gezogen werden. Ich stolpere wenige Schritte nach hinten und pralle gegen eine männliche Brust, die sich bereits wenige Sekunden später vor mich schiebt. Im grellen Licht des verblassenden Blitzes kann ich den Jungen als Theo erkennen. Ich bin dankbar, dass er mich geistesgegenwärtig von dem elektrischen Käfig wegzieht, durch den in diesem Moment tausend Volt strömen.

„Es hat funktioniert."
„Geschafft."
„Ja wir haben es geschafft."

Der kurze Austausch zwischen Scott und Liam überhöre ich fast. Ihre Atmung ist schwer und die nervöse Anspannung in ihren Körpern ist nicht zu übersehen und das, obwohl meine Augen wenige Sekunden brauchen, bevor sie sich nach dem grellen Licht des Blitzes wieder an die Dunkelheit des Raumes gewönne haben. Ich kann den Jugendlichen ansehen, dass sie erleichtert sind, ja, trotzdem scheinen sie nicht die Gefahr zu vergessen, die noch immer von dem eingesperrten Ghostrider ausgeht.
„Was tun wir jetzt?"
Theo ist der Erste, der sich nach der kurzen Welle der Erleichterung zurückbesinnt und unsere Aufmerksamkeit wieder zurück auf den Plan lenkt. „Wir versuchen mit ihm zu reden," beantwortet Scott die Frage und macht einen kleinen Schritt auf den Käfig zu. Somit verschwindet er hinter dem Körper von Theo, der noch immer schützend vor mir steht. Ich möchte ebenfalls einen Schritt nach vorne treten, um dem Schatten des Jungens zu entkommen, traue es mir jedoch selbst nicht zu. Meine Beine zittern und ich bin mir sicher, in der Dunkelheit des Raumes über meine eigenen Füße zu stolpern. Also bleibe ich hinter Theo stehen und vertraue auf meine Ohren, die versuchen jedes Geräusch im Zimmer in ein visuelles Bild umzuwandeln.

„Mr. Ghostrider."
Liam tritt nach vorne. Er hat das Wort ergriffen und da er links neben Theo steht, habe ich einen guten Blick auf ihn. Ich starre etwas überrascht seinen breiten Rücken an, während er seine höfliche Ansprache tatsächlich ernst zu meinen scheint. Der Ghostrider zeigt keine Reaktion und mit einem nervösen Räuspern verbessert er seine eigenen Worte: „Mr. Rider." Aus dem Augenwinkel kann ich sehen, wie Theo einen verwunderten Blick mit Scott tauscht und obwohl ich nur für wenige Sekunden lang sein dunkles Serienprofil erkennen kann, glaube ich in Theos Blick die Frage, ist das sein Ernst, ablesen zu können. Scheinbar hat er dieselbe Meinung über Liam's Initiative wie ich. Trotzdem scheint keiner der Anwesenden etwas einwenden zu wollen und mit einem steigenden Selbstvertrauen spricht Liam weiter: „Wir lassen Sie raus. Wenn Sie uns sagen wie wir unsere Freunde zurückbekommen."

Schweigen.
Der Ghostrider macht noch nicht mal den Anschein antworten zu wollen und ein kribbelndes Gefühl sagt mir, dass er uns vielleicht gar nicht versteht. Dass würde unser ganzen Plan über den Haufen werfen. „Alle," dieses Mal ergreift das Scott das Wort und ergänzt die Worte seines jüngeren Freundes, „Wir wollen alle zurück." Ich muss an Gwen denken und an die restlichen Bewohner von Beacon Hills, die die Ghostrider in den letzten Tagen ausgelöscht haben. Noch immer kann ich mich an das beängstigende Gefühl erinnern, vor ihnen zu stehen und zu wissen, gleich meine Seele zu verlieren. Ich bin so in meinen eigenen Gedanken gefangen, dass ich Liam's nächsten Satz überhöre und stattdessen nur noch Theos kritische Das-ist-der-Plan-Frage höre. Dafür hat er den Kopf leicht schräg gelegt und scheint tatsächlich kaum glauben zu können, dass Liam und Scott planlos versuchen mit dem Ghostrider zu kommunizieren. Denn dieser schweigt noch immer und zeigt weiterhin keine Reaktion auf unsere Forderungen und Fragen.

„Es gab keinen Plan für diesen Teil des Plans."

Liam's Stimme ist so leise, dass sie fast im Donnerrollen untergeht, dass in diesem Moment über uns hinweg fegt. Obwohl er versetzt neben mir steht, kann ich in sieben Gesicht sehen, dass er sich genauso hilflos fühlt wie wir alle. Wir haben den Plan nicht durchdacht, was uns nun in die Quere kommt. „Es ist okay," Scott macht erneut einen Schritt nach vorne und tritt somit zurück in mein Blickfeld. Er hat die Arme leicht ausgebreitet und scheint seine Aufgabe als gutgläubigen Anführer wahrnehmen zu wollen. „Wir haben ihn gefangen. Er kann nicht fliehen." Seine Worte klingen hoffnungsvoll. Beruhigend. Ich zwinge mich selbst dazu einmal tief durchzuatmen, während ich weiterhin Scotts Worten lausche.

„Wir müssen nur noch einen Weg finden, um mit ihm zu kommunizieren."

Psychotic  [Teen Wolf FF ~ Theo Raeken]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt