Out on loan

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9K reads? Wow Leute das ist einfach unglaublich. Danke für die Unterstützung die ihr mir mit jedem weiteren Kapitel schenkt. Das bedeutet mir unglaublich viel. Danke

Lg CoolerBenutzername
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Scott läuft mit sicherem Schritt vor mir. Seine Bewegungen sind langsamer geworden und trotzdem habe ich noch immer Probleme auf einer Höhe mit ihm zu bleiben. Die Dunkelheit des Waldes scheint etwas gewichen zu sein. Aber vielleicht haben sich meine Augen inzwischen auch schon einfach an die dunklen Schatten gewöhnt. Ich fühle mich auch in meinen Schritten schon viel sicherer. In der Zwischenzeit haben wir sogar silberne Zugschienen gefunden, die ich anfangs für Einbildung gehalten habe. Doch sie verlaufen tatsächlich durch den Wald und wirken dabei mehr als nur Fehl am Platz. Ich habe Scott danach gefragt und obwohl ich ihm ansehen kann, dass er im Moment nicht wirklich Zeit für ausführliche Erklärungen hat, hat er es zumindest versucht.

Er hat mir erklärt, dass die Ghostrider eigentlich nur „markierte" Menschen aus der Wirklichkeit auslöschen und dann in die nächste Stadt weiterziehen. So weit auch mein Wissen. Doch dass sie aus irgendeinem Grund in Beacon Hills stecken geblieben sind und erst dann weiterziehen können, wenn sie alle Bewohner ausgelöscht haben. Angesichts unserer Situation, eine logische Erklärung. Er hat mir erzählt, dass die ausgelöschten Menschen in einer Bahnhofswartehalle „aufwachen" und dort wie in Trance auf einen Zug warten, der jedoch nicht ankommt. Deshalb die Schienen. Falls die Ghostrider es schaffen sollten, alle Bewohner in Beacon Hills auszulöschen, würden sie endgültig in den Zug steigen, sich selbst in Ghostrider verwandelt und mit ihnen weiterziehen. Die dunkel Verfärbung auf meiner Haut, lässt mich schlimmes vermuten. Scott hatte nicht erwähnt, dass Beacon Hills dann genauso enden wird, wie Canaan. Doch es ist offensichtlich. Sollten die Ghostrider Erfolg haben, würde Beacon Hills eine Geisterstadt werden...und keiner von uns würde mehr existieren.

„Pscht...," Scott macht eine warnende Bewegung in meine Richtung und langsam komme ich zum Stehen. Meine ungelenkigen Schritte verstummen in der Stille der Nacht und schwer schlucke ich. Der Mond ist noch immer hinter den dicken Wolken verschwunden und nur das grelle Aufleuchten der Blitze erleuchten das Himmelszelt für wenige Sekunden. Ich kann sehen wie sich Scott's Gesichts nachdenklich, fast schon unzufrieden, verzieht und während ich tief durchatme, macht er erneut eine demonstrative Handbewegung. Dieses Mal soll es wohl bedeuten, dass ich mich verstecken soll. Dass er kein weiteres, erklärendes Wort mehr dazu sagt, lässt mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen und mit leisen Schritten überquere ich die wenigen Meter, um meinen zitternden Körper an einen dicken Baumstamm zu drücken. Derweilen kann ich hören wie sich Scott erneut in Bewegung setzt.

Mein Herz rast und ich kann seinen festen Schlag in meiner schmerzende Brust spüren. Das Adrenalin rauscht ungestoppt durch meinen Körper. Es lässt meine angespannten Muskeln unkontrolliert zittern und eine unangenehme Hitze breitet sich langsam in meinem Körper aus. Sie steigt mir ins Gesicht und tief versuche ich durchzuatmen. Im selben Moment ertönt eine ruhige Stimme und durchbricht die unheimliche Stille der Nacht.

„Ich würde fast schon sagen, du genießt das Scott." Ich presse mich fester gegen den Baumstamm und spüre die harte Rinde in meinem Rücken. Sie bohrt sich teilweise spitz in meine Haut und hilfesuchend klammern sich meine Finger daran fest. Die männliche Stimme hallt in meinen Ohren wieder und ohne den Mann sehen zu müssen, erkenne ich nur anhand seines deutschen Akzentes wieder. Mr. Douglas. Ich schlucke schwer und hoffe, dass er mich weder hören, noch sehen, noch riechen kann. „Den Versuch dich äußerst vergeblich zu bemühen."

„Trete von der Weiche weg. Oder ich werde dich dazu zwingen."

Scotts Stimme klingt angespannt und selbstbewusst zu gleich. Ich kann ihn nicht direkt sehen, doch ich kenne ihn gut genug, um ihn sofort vor meinem Inneren Auge zu sehen. Zu sehen wie er sich selbstbewusst vor dem Lehrer aufgebaut hat. Wie sich seine Muskeln kampfbereit anspannen, sich seine Hände zu Fäusten ballen und er seinen Kopf leicht erhoben hat. Er wird dem Gegner nicht das Gefühl geben, eine unausweichliche Gefahr zu sein, die man angreifen muss. Seine Ausstrahlung sagt jedoch deutlich, dass er bereit ist für das Richtige zu kämpfen und keinen Zweifel hat, dass er dabei gewinnen wird. Ich bewundere ihn dafür. Ich dagegen kann mich nicht einmal mehr von der Stelle bewegen.

Ich kann hören wie Douglas leise auflacht. Dann das Rascheln von Laub, als würde er sich minimal bewegen. Ein kurzes Räuspern, dann spricht der Lehrer fast schon lobend weiter: „Das ist die deutsche Art um Sachen anzugehen." Ich möchte an dem Baumstamm vorbeischauen. Ich möchte mich aus meiner Starre lösen, Scotts Befehl mich zu verstecken ignorieren und ihm zur Hilfe kommen. Doch meine Muskeln sind erstarrt und ich spüre das Pulsieren meines Herzens so stark in meiner Brust, dass ich glaube, gleich mein Leben daran zu verlieren. Ich habe Angst und ich weiß, dass Douglas bereits weiß das ich hier bin. Auch wenn er noch nicht die Anstalt macht, mich aus meinem Versteck zu ziehen und mit der gestohlenen Peitsche des Ghostriders auszulöschen, wie Corey nur wenige Tage zuvor.

„In der Hitlerjugend wärst du großartig."

Obwohl mein Körper den Geist aufgegeben zu haben scheint, arbeitet mein Gehirn auf Hochtouren. Trotzdem verstehe ich nicht, wie der Biologielehrer in diesem Moment auf die Idee kommt, dass Scott einen ausgezeichneten Soldaten im dritten Reich ausgemacht hätte. Ich drücke meinen pulsierenden Körper fester gegen den Baum und versuche mich selbst dazu zu überreden, an ihm vorbeizuschauen. Im selben Moment ergreift Scott selbstbewusst das Wort: „Vielleicht hast du mich nicht gehört," eine kurze Pause und ich kann mir vorstellen, wie Scott sich minimal vor dem Lehrer aufbaut, „Ich sagte, trete zurück."

Plötzlich tönt ein gefährliches Brüllen durch den Wald und erschrocken zucke ich zusammen. Unförmige Rinde schürft über meinen Rücken, doch der brennenden Schmerz auf meiner Haut streift noch nicht einmal meine Aufmerksamkeit. „Und vielleicht hast du mich nicht gehört," unter der angespannten Stimme von Mr. Douglas schwingt ein Knurren mit und obwohl mir mein Herz bis zum Hals schlägt, schafft es mein pulsierender Kopf noch, schlusszufolgern, dass es der Lehrer ist der sich angesichts seiner Wut verwandelt zu haben scheint. Wieder ertönt ein lautes Brüllen. Doch dieses Mal mischt es sich mit einem zweiten und panisch drücke ich mich enger an den Baumstamm. Keine Sicht auf die Situation zu haben ist gut. Schlecht. Beunruhigend. Ich erwarte, dass sich die beiden Männer gleich aufeinander stürzen und sich gegenseitig in Stücke reisen. Doch entgegen meinen Erwartungen bleibt es im ersten Moment unheimlich ruhig.

Dann plötzlich.
Ein gleißend heller Blitz.
Geblendet schließe ich die Augen und zucke vor mir selbst zurück. Mein Körper verliert die Berührungspunkte zu dem Baumstamm und ich spüre das unkontrollierte Zittern, dass meine Muskeln erfasst. Ich taumele leicht von der Situation zurück und halte das Rascheln der Blätter und das Klirren von Metall im ersten Moment für Geräusche, die durch mich selbst entstehen. Dann jedoch komme ich zitternd zum Stehen und die schweren Schritte setzen sich fort. Verwundert drehe ich mich um meine eigene Achse. Meine eigenen Haare peitschen gegen meine glühenden Wangen und nehmen mir für wenige Sekunden die Sicht. Doch dann fallen sie mir erneut über die Schultern und ich erblicke die Ghostrider, die sich nähern. Es sind viele. Zu viele, um sie auf den ersten Blick zählen zu können. Sie nähern sich mit bedrohlichem Schritt und erneut lasse ich meinen Blick panisch durch meine Umgebung schweifen. Sie kommen von allen Seiten.

Scheiße.

Psychotic  [Teen Wolf FF ~ Theo Raeken]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt