Kapitel 9.1

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~Cleophea

,,Du hast heute Nacht ernsthaft beim Mähnenschaf  geschlafen? In seinem Bett?" Chris war nicht allzu begeistert von der Tatsache, dass sie Seth bei der Party vorgestern im betrunkenen Zustand vollgesabbert hatte und konnte es seitdem nicht lassen, ihn auf irgendeine Art und Weise zu mobben. Aktuell nannte sie ihn äußerst gerne 'Das Mähnenschaf'. Nachdem mich der Vasanist gestern angegriffen hatte, hatte ich ihr geschrieben, dass sie bei ihren Freundinnen schlafen sollte- jetzt hatte ich mich allerdings verplappert und ihr erzählt, dass ich die Nacht bei Seth verbracht hatte. Sie bombardierte mich seitdem mit Fragen, wobei sie die Tatsache, dass ich zuvor von einem verdammten Vasanisten angegriffen worden war lustigerweise völlig außen vor ließ. 

,,Ja, in seinem Bett. Er hat ein Doppelbett. Also nicht sehr aufsehenerregend." Ich schob mir eine Gabel Spaghetti in den Mund und kaute genüsslich. Das Essen war hier wirklich ein Segen. Eigentlich hatte ich mich wieder zu Zeke setzen wollen, aber Chris hatte sich auf der Stelle auf mich gestürzt.

,,Du hast in einem Bett mit dem Mähnenschaf geschlafen und es ist nichts passiert?", fragte Chris mit weit aufgerissenen Augen.
Eigentlich mochte ich Chris ja, aber gerade ging sie mir wirklich auf die Nerven. Sie verhielt sich, wie die kreischende beste Freundin aus einem schlechten Highschool-Film.

,,Exakt", erwiderte ich und schob mir weitere Spaghetti in den Mund. Köstlich.

,,Interessant", sagte sie, ,,eigentlich ist er ja bekannt dafür, dass er nichts anbrennen lässt."

Sollte mich das jetzt kränken? Eventuell tat es das sogar ein klitzekleines Bisschen, denn Seth hatte nicht einmal versucht, mir irgendwie näher zu kommen. Anscheinend fand er mich richtig ätzend. Ich zuckte mit den Schultern und widmete mich wieder meinen Spaghetti.

,,Aber weißt du schon das Neuste? Damian ist wieder hier und liefert sich heute Abend einen Kampf mit Seth", erzählte Chris mit echter Begeisterung in der Stimme.
Wow, das hatte ja schnell die Runde gemacht. Ich nickte nur und legte das Besteck zur Seite.
,,Kommst du mit zum Zuschauen? ", fragte Chris.
,,Sollte ich denn?", erkundigte ich mich.
Chris nickte energisch. ,,Aber ja. Damian und Seth sind die Besten- ein Kampf zwischen ihnen könnte äußerst interessant werden. So etwas gibt es hier nicht oft."
Okay, irgendwie würde mich das wirklich mal interessieren. Zwar hatte ich Seth bereits gegen Vasanisten kämpfen sehen, allerdings hatte er sie meistens einfach nur umgebracht, ein wirklicher Kampf war gar nicht zustande gekommen. 

,,Okay, ich komme mit."

Chris lächelte und stand auf.  ,,Cool, dann sehen wir uns später. Bis dann!"

Seufzend sah ich ihr nach. Eigentlich hatte Seth mir aufgetragen, mich nach dem Mittagessen in den Krafttrainingsraum zu begeben, aber ich hatte gerade absolut keine Lust darauf. Deshalb stand ich auf und machte mich auf die Suche nach Zeke. Ich fand ihn an dem Tisch, an dem er auch gestern gesessen hatte, allerdings war er gerade dabei, aufzustehen.
,,Hi", begrüßte ich ihn.
,,Hey Cleo", erwiderte er lächelnd und blickte anschließend schnell zur Seite, als hätte er Angst, ich könne ihn mit meinem Blick aufspießen. 
,,Was hast du am Nachmittag noch so vor?", fragte ich ihn beiläufig, während wir uns langsam in Bewegung setzten und auf den Ausgang zusteuerten.
Er zuckte mit den Schultern. ,,Nichts Besonderes. Und du?"
,,Seth hat mir befohlen, mich heute Nachmittag in den Krafttrainingsraum zu verziehen, aber ich hab absolut keine Lust." Ich seufzte. ,,Er ist ja nicht mal da, also kann er es nicht kontrollieren..." Zekes Mundwinkel hoben sich zaghaft. ,,Ich an deiner Stelle wäre mir da nicht so sicher. Seth weiß irgendwie immer alles."
,,Ach was, Seth ist bestimmt damit beschäftigt, sich mit Yoga Übungen auf seinen Kampf heute Abend vorzubereiten", winkte ich ab.
Zeke strich sich eine dunkle Haarsträhne hinters Ohr, die ihm gleich darauf wieder ins Gesicht fiel. ,,Ich bin ehrlich gesagt kein Fan von Seth, aber Damian ist noch viel schlimmer."
Kaum hatte er zu Ende gesprochen, sah er sich bereits fast panisch um, als befürchtete er, Damian würde im nächsten Moment hinter ihm auftauchen und ihm eine verpassen. Ich war mir irgendwie ziemlich sicher, dass ich mich in diesem Fall ritterlich vor ihm aufgebaut hätte, was lächerlich war, da Zeke immerhin die Ausbildung abgeschlossen hatte. Zwar war er groß und muskulös, aber sein Charakter weckte in mir aus irgendeinem Grund das Bedürfnis, ihn schützen zu wollen. Das war in der Tat lächerlich.
,,Hast du immer noch Rückenschmerzen?", fragte Zeke vorsichtig.
Ich seufzte. ,,Ja, aber irgendwie habe ich den Dreh mit dem richtigen Fallen immer noch nicht raus."

,,Das ist auch nicht einfach. Niemand kann von dir verlangen, dass du in wenigen Wochen lernst, was uns über Jahre beigebracht worden ist."

,,Es ist einfach so verdammt frustrierend. Ich bekomme nichts auf die Reihe und Seth schaut mich immer an, als wäre ich das unfähigste Wesen, das ihm jemals untergekommen ist."
Zeke öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, schloss ihn dann aber wieder. Er holte tief Luft und sprach dann doch aus, was ihm in den Sinn gekommen war.  ,,Ich... Also, wenn du willst, könnte ich mit dir trainieren."

Überrascht sah ich ihn an. ,,Ehrlich?"

Zeke nickte. ,,Klar. Natürlich nur wenn du möchtest..."
,,Sehr gerne", antwortete ich lächelnd.

,,Gut, dann sehen wir uns gleich?"

Ich nickte. Als sich unsere Wege trennten und ich auf das Wohnheim zusteuerte, freute ich mich sogar tatsächlich auf das Training. Mit Zeke zu trainieren war viel besser, als einfach nur meine Zeit im Krafttrainingsraum abzusitzen.

TodessohnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt