Yoongi
Die gestrige Nacht, war einer meiner schönsten, denn ich durfte sie damit verbringen, Jimin an meiner Seite zu haben und ihn zu begutachten.
Nichts schöneres, hätte ich mir in dieser Nacht wünschen können.
Irgendwann, als die Sonne bereits aufging, verabschiedete er sich von mir und verschwand. Daraufhin lag ich einige Zeit alleine auf dem großen Felsen um meine Gedanken Revue passieren zu lassen.
Als ich einigermaßen wieder klar denken konnte, bin ich ebenfalls gegangen und stehe nun vor dem Spiegel.
Es ist bereits ein Tag später und ich mache mich bereit zum Aufbruch.
Wie am letzten Tag, hoffe ich darauf, Jimin wiederzusehen, doch hatte er kürzlich, ebenfalls seine Worte wahr gemacht, weswegen ich davon ausgehe, ihn heute Nacht erneut zu begegnen.
Ein letztes Mal, fahre ich mir, durch die frisch gemachten Haare und verlasse, mit einem letzten Blick in den Spiegel, das Badezimmer.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals eine Zeit gab, in der ich mir Gedanken um mein Aussehen gemacht habe, doch jetzt, da wo ich Jimin kenne, interessiert mich mein Aussehen ungemein, auch wenn ich niemals mit ihm mithalten könnte.
Diesmal ist es nicht so spät wie sonst, denn die Sonne ist gerade erst dabei, unterzugehen und das Krähen der Möwen ist ebenfalls deutlich zu hören.
Wie die Tage davor auch, ziehe ich mir meine Schuhe aus und gehe den gleichen, sandigen Weg entlang, um zum großen Felsen zu gelangen, allerdings anders als sonst, trage ich diesmal keine Kopfhörer.
Von unten erkenne ich schon eine helle, kleine Gestalt und augenblicklich überkommt mich eine solche Freude, dass mir das Klettern heute um einiges leichter fällt.
Oben angekommen, scheint er mich noch nicht bemerkt zu haben, denn sein Blick ist stets nach unten gerichtet und er hantiert wild mit seinen Armen rum, offensichtlich ist er gerade wieder dabei etwas zu zeichnen.
Um ihn nicht zu stören, gehe ich deshalb, so leise wie möglich, auf ihn zu und lasse mich neben ihn nieder, diesmal mindestens genauso nah, wie letzte Nacht.
Ich sehe einen großen Block in der Hand, worauf wenige schwarze Linien zu sehen sind, die er gerade auf das Papier bringt, allerdings kann ich nicht ganz entziffern, was sie darstellen sollen.
Sein Blick ist konzentriert, die Augenbrauen leicht zusammengezogen und sein helles Haar, fällt ihn, in vereinzelten Strähnen, in die Stirn. Die Zungenspitze lugt etwas aus dem Mund, da er sie kumulierend zwischen den Zähnen hält.
Die Sonne taucht die Welt in ein sattes Orange und lässt die Haut von Jimin scheinen wie Gold.
Keine einzige Unebenheit ist zu erkennen, noch irgendwelche Falten. Seine Haut ist rein und straff, wie die einer Puppe.
Minuten, in denen ich einfach nur sein Seitenprofil beobachte, sage ich kein Wort zu ihm, im Unwissendem darüber, ob er mich bereits bemerkt hat.
,,Ach man, das wird doch alles nichts", höre ich ihn fluchen und sehe, wie er das Papier von seinem Block reißt, zerknüllt und die Kugel ins Wasser wirft.
Er schaut verärgert aus und so ganz recht, weiß ich nicht was ich sagen soll, denn ich habe ihn noch nie so gesehen, geschweige erlebt.
Die Sachen, die er noch eben in der Hand hatte, liegen nun neben ihn und ich bin mir sicher, dass sie dort vorerst auch bleiben werden.
Seufzend dreht er sich zu mir um und sobald ich in seine Augen schaue fange ich an zu lächeln, worauf sich bei ihm auf Anhieb, ebenfalls ein Lächeln bildet.
Während er mich verträumt anschaut, bewundere ich das Blau seiner Augen, welches unvermeidlich durch die Sonnenstrahlen, zur Geltung kommt. Sein Haar schimmert angenehm in der Sonne und ich bin mir sicher, dass sie aus Seide sind.
,,Wieso funktioniert es nicht?", frage ich neugierig, denn ich möchte wissen, was ihn bedrückt.
Die Wellen toben wild unter uns und brechen am Gestein, weswegen ein lauteres Rauschen zu hören ist.
,,Ich weiß nicht, irgendwas blockiert meine Noema", meint er und lässt dabei ein wenig die Schultern hängen.
,,Noema?", frage ich verwundert. Ich bin mir sicher, noch nie dieses Wort gehört zu haben.
,,Ja Noema. Es ist ein anderes Synonym für 'Gedanke'", klärt er mich auf und verstehend nicke ich.
,,Ist das irgend so ein Kunstding?".
Meine Frage klingt lächerlich im Gegensatz zu seine hoch-angewandten Sprache, weswegen ich es sofort bereue, doch ein Lachen seinerseits, lässt mich erleichtert aufatmen.
,,So in der Art, ja. Allerdings gilt es eher der Philosophie", lacht er.
Ich kann nicht wirklich was mit dieser Information anfangen, denn wirklich beschäftigt mit Philosophie und den ganzen Kram, habe ich mich noch nie. Im Allgemeinen habe ich mich nie für die Schule interessiert, was man heute unschwer erkennen kann.
Daraufhin sage ich nichts, nicke lediglich, während ich mit zusammengekniffenen Augen in die leuchtende Sonne schaue, von der nur noch die Hälfte zu sehen ist.
Da Jimin nichts mehr sagt, gehe ich davon aus, dass sein Fehlschlagen ihn ziemlich mitnimmt, denn es scheint ihm überaus wichtig zu sein.
,,Gehst du noch zur Schule?", war meine nächste Frage, denn auch wenn wir uns jetzt zum dritten Mal sehen, weiß ich kaum etwas über ihn.
,,Ja", sagt er und nickt dabei.
,,Ahhh und was genau machst du da?", eigentlich könnte ich mich für diese Frage selber schlagen, denn es ist doch offensichtlich, was man an einer Schule macht.
,,Ich bin dort im künstlerischen Bereich, weshalb ich auch so viel am Zeichnen bin. Ich muss eine Zeichnung, als Prüfung abgeben", erklärt er mir und gestikuliert dabei mit seiner Hand.
Seine Stimme ist sanft und klar, so klar, dass sie trotz des wilden Rauschen des Wasser, deutlich zu hören ist.
,,Verstehe. Und was soll sie darstellen?".
Einen Moment überlegt er, ehe er mir antwortet.
,,Eine Darstellung meiner Selbst", erläutert er und augenblicklich verstehe ich, warum sie ihm so schwer fällt.
Denn in der gestrigen Nacht, erzählte er mir, welche Probleme er mit sich trägt und dass es nicht so einfach für ihn ist, sich selbst zu finden.
Krampfhaft überlege ich, was ich darauf sagen soll, noch wie ich ihn helfen könnte, allerdings erweist sich dies als ziemlich schwer, denn ich bin kein großer Mensch, der gut Trost spenden kann.
Stille legt sich zwischen uns. Jimin, traurig darüber, dass er seine Zeichnung erneut nicht hinbekommen hat und ich, ebenfalls traurig, da ich ihm nicht helfen kann.
Heute ist es um einiges wärmer als gestern, nur der Wind welcher über die Landschaft zieht, sorgt für eine leichte Briese. Dennoch scheinen die letzten Sonnenstrahlen warm auf unsere Körper und ich genieße, die letzte Wärme des Tages.
Vor mir sehe ich ein Schwarm Möwen fliegen, die immer wieder unter Wasser tauchen, um somit ein paar Fische zu fangen.
Das Wasser unter uns ist schön hellblau und klar, sodass der Sand darunter zu erkennen ist und die Sonnenstrahlen spiegeln sich auf der Wasseroberfläche wieder, was sie somit zum glitzern bringt.
Und so, als hätte Gott mein stilles Gebet erhört, trifft mich eine Idee, auch wenn ich dafür über meinen eigenen Schatten springen muss.
Doch um Jimin glücklich zu sehen, wird ich alles machen.
Hastig springe ich auf und einen Moment lang dachte ich, das Gleichgewicht zu verlieren, doch noch in letzter Sekunde schaffe ich es wieder gerade zu stehen.
Jimin schaut verwundert zu mir hoch, denn anscheinend weiß er nicht was ich vorhabe, was auch gut so ist, denn wenn wir erst einmal angekommen sind, kann er nicht mehr ablehnen.
Hoffe ich zumindest.
Ich halte ihm meine Hand hin und als er sie auch nach Sekunden nicht nimmt, bücke ich mich und ergreife seine, ehe ich ihn mit Kraft hochziehe und zum Abhang des Felsens führe.
Meine Hand kribbelt angenehm, als ich seine Berühre. Sie ist kleiner als meine und unglaublich zart und weich. Auch hier ist seine Haut makellos und seine Nägel gepflegt, während meine aussehen, wie die eines Bauern.
Als es dann runter geht muss ich gezwungenermaßen seine Hand loslassen, doch ich verschwenden keine Zeit damit zu klettern und springe die wenigen Meter nach unten.
Mit einem dumpfen Prall komme ich unten an und wische mir den feuchten Sand von den Knien, als ich wieder auf meinen Beinen stehe.
Suchend schaue ich um mich, um Jimin zu finden, doch als ich ihn nirgends entdecken kann, schaue ich hoch und erkenne, dass er wie zuvor, an dem Anhang steht und fragend zu mir runterschaut.
Es scheint, als würde er mir nicht ganz vertrauen, was mir einen kleinen Stich im Herzen bereitet, den ich allerdings versuche zu ignorieren und rufe Jimin aufmunternd zu.
,,Vertrau mir", schreie ich.
Ich sehe förmlich, wie sich die Zahnräder in seinem Kopf zu drehen scheinen und er gründlich überlegt, ob er mir wirklich folgen soll.
Doch heute, ist das Glück erstaunlicher Weise an meiner Seite, denn wenige Sekunden später, landet Jimin direkt neben mir auf dem Sand.
Als er aufsteht, wischt er sich ebenfalls den Sand von den Beinen und anschließend von den Händen, ehe er sich gerade aufstellt und nun, mir zugewandt, neben mir steht.
Es ist das erste Mal, dass wir wirklich nebeneinander stehen und ich merke, dass er nur ein klein wenig kleiner ist als ich, was mich unheimlich freut, weil sonst war ich immer der Kleinere und hat mich unmännlich fühlen lassen.
Darüber erfreut, ergreife ich Jimins Hand erneut und ziehe ihn hinter mich her, bis wir endlich da angekommen sind, wo ich hinwollte.
Es war kein weiter Weg und es ist auch kein besonderer Ort, allerdings denke ich, hier Jimin etwas aufmuntern zu können.
Wir stehen an einer freien Fläche am Strand, vor uns das blaue Meer und die Wellen, kurz vor uns, endend.
Ich löse mich aus Jimins Hand und greife nach meinen Schuhe, die ich daraufhin ausziehe, gefolgt von meinen Socken. Meine Hose kremple ich ein Stück hoch.
Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie Jimin das Szenario skeptisch mustert und keine Anstalten macht, meinen Taten zu folgen.
,,Bitte mach mit, ich verspreche dir, es wird dir gefallen", bettele ich ihn an, während ich dabei versuche meinen süßesten Blick aufzusetzen und zu meiner Überraschung, funktioniert dies sogar.
Denn im nächsten Augenblick, zieht Jimin ebenfalls seine Schuhe aus und zieht die Hose ein Stück hoch.
Einfach, weil ich es liebe seine Hand zu halten, nehme ich sie wieder in meine und gehe mit ihm, die Sachen zurücklassend, auf das Wasser zu.
Das Wasser ist kühl als unsere Füße in die Nässe eintauschen, allerdings nicht zu kalt um nicht weiter reinzugehen und als wir schlussendlich bis zu den Knien im Wasser sind bleibe ich stehen.
Meine Hose ist bereits nass und als ich mich Jimin zuwende und diesen anschauen, bemerke ich, dass seine hellblaue Hose, ebenfalls unten durchnässt ist, doch ein Lachen seinerseits, lässt mich beruhigt bleiben.
Anscheinend findet er die Idee besser, als er dachte und seine Augen leuchten, bei dem Anblick des, Horizonts, auf und lassen meinen Körper probt warm werden.
Ich lasse seine Hand los und gegen seinen Erwartungen, renne ich noch tiefer ins Wasser, sodass vereinzelte Tropfen auf meinem Gesicht landen und das Wasser mir nun bis zum Bauchnabel geht.
Jimin steht noch am selben Fleck wie davor und scheint zu überlegen was er jetzt machen soll, doch kurze Zeit später, erhellt sich sein Gesichtsausdruck und er folgt mir.
Als er letztendlich, neben mir stehen bleibt, wende ich mich ihm zu und verringere den Abstand zwischen uns, indem ich einige Schritte auf ihn zugehe.
Er reißt seine Augen weit auf, als ich ihn um die Taille packe und ihn somit nun ganz nah an mich ranziehen, sodass unsere Gesichter nur Millimeter weit entfernt sind.
Sein Atem ist hektisch und trifft warm auf meine Haut, die Lippen leicht geöffnet.
Ich bemerke, wie sein Blick immer zwischen meinen Augen und Lippen, hin und her wandert und komme ihm noch etwas näher.
Würde ich mich nun ein Stück vorbeugen, würden unsere Lippen sich berühren und ich würde nichts lieber als das, allerdings habe ich andere Pläne, denn mit Jimin im meinen Armen, lasse ich mich nach vorne fallen und somit landen wir zusammen in das kalte Wasser.
Ich merke, wie Jimin hastig mit seinen Beinen strampelt, da ich ihn komplett mit meinem Gewicht nach unten drücke und seine Augen, aufgrund des Salzwasser zusammengekniffen sind.
Ich halte ihn immer noch in meinen Armen, als wir wieder auftauchen und er sich wie verrückt das Wasser aus den Augen reibt und nach Luft schnappt.
Seine hellen Haare, sind nun etwas dunkler und hängen ihm nass an der Stirn, ehe er mit den Fingern, durch sie hindurchfährt und sie somit zurückstreicht.
Und ich würde lügen, wenn ich nicht behaupten würde, dass das unglaublich gut aussieht.
Seine Stirn ist nun komplett zu sehen und vereinzelte Tropfen rinnen über sein Gesicht, was mich schwer zum Schlucken bringt, keine Kontrolle über mich selbst.
,,Du... Du...", fängt er an und augenblicklich plagt mich die Angst, dass ich eventuell zu weit gegangen bin doch seine nächsten Worte, überzeugen mich vom Gegenteil.
,,Das hat Spaß gemacht".
Seine perfekt aneinandergereihten Zähne werden wieder zur Schau gestellt und erst jetzt bemerke ich, dass sein einer Zahn leicht hervorsteht, was die Perfektion aber, in keinerlei Hinsicht, stört.
Mit meiner freien Hand, belege ich wieder seine Wange und streiche dort einige Tropfen davon, was allerdings nicht so zu funktionieren scheint, da mein Daumen eine feuchte Spur hinterlässt.
Seinem Gesicht so nahe, dass ich die einzelnen Punkte in seiner Iris erkenne kann, schaue ich abwechselnd zwischen seinen Augen hin und her, ehe mich die Worte verlassen, die ich mich schon die ganze Zeit nicht traue, auszusprechen.
,,Geh mit mir aus".
Diese vier Wort, scheint er nicht oft zu hören und ich bin ehrlich, ich habe sie ebenfalls noch nie gesagt, allerdings möchte ich mehr mit Jimin erleben, als nur unsere nächtlichen Treffen.
Eine Zeitlang ist gar nichts zu hören und ich dachte schon, dass er ablehnen würde doch, es kam anders als erwartet.
,,Okay", haucht er mit entgegen, sodass ich einen kleinen Luftzug an meinen Lippen spüre.
Und ich bin mir sicher, dass ich mich noch nie so sehr über ein einfaches 'Okay' gefreut habe, wie in diesem Augenblick.
Voller Freunde, stoße ich einen Lacher aus und ziehe ihn erneut mit ins Wasser und das solange, bis die Sonne komplett untergegangen ist.
.....
My heartuuuuu boom boom!
Ich hoffe es hat euch gefallenChrissy :)
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Colours || YoonMin
Romance,,Wir sind vom Leben gezeichnet, in den buntesten Farben". ... Möwen, Strand und ein Leuchtturm. All das sieht Yoongi täglich. Doch egal wie schön es auch sein mag, langweilt ihn das kleine Örtchen bei seiner Oma zu Tode. Genau als er dachte, jeden...