Ich bin ein Gott

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Quinn schwebte mit Daisy über dem Boden. Seine Hände umklammerten sie so fest, dass sie kaum noch Luft bekam. Was hatte der Kerl vor?

Er hatte sie entführt und dann mit einer einzigen Schockwelle ins Land der Träume geschickt. Daisy hatte keinen blassen Schimmer, wie viel Zeit vergangen war. Doch seit sie das Bewusstsein wieder erlangt hatte, hatte sie pausenlos versucht, sich zu befreien: erfolglos.

Nun schwebten sie mitten in der Wüste (Daisy hatte keine Ahnung, welche es war) rund zwei bis drei Meter über dem Boden. Und das schon seit ungefähr zwanzig Minuten.

«Soll das jetzt eine Art Tanz werden, oder was?» fragte sie zynisch. Obwohl ihr nicht wirklich nach Spotten zumute war.

Die Antwort bestand darin, dass Quinn sie noch fester packte. Und auf einmal tat er noch etwas anderes... Aber was? Daisy merkte nur, wie ihr plötzlich schwindlig wurde. Und dann sah sie zu ihrem Entsetzen, dass die Körperstruktur des Mannes sich auf einmal zu verändern begann – seine Arme schienen sich auszudehnen, zu verflüssigen, und schimmerten plötzlich silbrig weiss.

'Was zum..?' zuckte es durch Daisys Gehirn, doch dann realisierte sie, was vor sich ging: Quinn war dabei, sie zu absorbieren! Sie konzentrierte ihre gesamte Kraft darauf, ihn abzuwehren, aber erneut war sie ohne die geringste Chance. Starr vor Grauen merkte sie, wie sie mit Quinn zu verschmelzen begann.

«Warum... tun sie... das?» keuchte sie, mehr in der Hoffnung, ihn hin zu halten als in der Absicht, wirklich eine Antwort zu bekommen.

Doch Quinn gab ihr eine: «Wenn ich erst mal deine Kraft habe, komme ich an das Gravitonium heran, dass hier direkt unter uns tief im Erdinnern schlummert.» erwiderte er triumphierend. «Und danach kann mich nichts mehr aufhalten. Ich werde die Welt beherrschen!»

«Sie... sind... ja... irre!» Daisy konnte kaum noch sprechen – zum einen, weil ihr die Luft wegblieb und zum anderen, weil sie immer mehr mit Quinn verschmolz.

Diesmal bestand die Antwort des Mannes nur in einem grausamen Auflachen. Daisy bäumte sich ein letztes Mal auf, versuchte, ihre Kraft zu bündeln... und verschwand schliesslich im Inneren Quinns.

Als er die junge Frau in sich aufnahm, durchströmte deren Stärke Quinn so extrem, dass er sekundenlang fast die Balance verloren hätte und beinahe gefallen wäre. Doch der Augenblick ging vorüber, und er breitete die Arme aus. Zwischen seinen Fingern entstand langsam eine unglaubliche Schwingung, die stetig zunahm. Wieder stiess Quinn ein lautes Lachen aus: er war am Ziel seiner Träume angelangt! Daisy Johnson war ein Teil von ihm geworden, und nun konnte er den Erdkern freilegen, um an das Gravitonium heranzukommen. Danach würde ihn niemand mehr stoppen können!

Auch nicht diese Witzfigur aus Asgard, die vor weniger als einem Jahr versucht hatte, die Erde zu erobern. Und sich ihm jetzt in den Weg hatte stellen wollen.

Nein, niemand würde ihn jetzt noch stoppen können. Er, Ian Quinn, war wirklich ein Gott! Und die Menschen würden vor ihm knien und ihm huldigen. Bereits konnte er das Bild vor seinem geistigen Auge sehen, und es verlieh ihm buchstäblich Flügel.

Die Schwingungen zwischen seinen Händen wurden zum Beben, und er sah, wie die Erde unter ihm zu erzittern begann. Schon schoben sich einzelne Gesteinsbrocken auseinander. Ha, das war doch viel besser als die bisher viel zu geringe Kraft, die er in sich getragen hatte!

Er konzentrierte sich, und der Boden riss auf. Ein breiter Spalt entstand da, wo vor wenigen Sekunden noch Sand und Steine gelegen hatten. Quinn lachte nochmals laut auf, ein beinahe irres Lachen, und hob die Hände wieder. Das Beben, das aus seinen Fingern Richtung Erde fuhr, vergrösserte den Spalt um ein Vielfaches.

Lokis Punishment - Lokis StrafeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt