Der Höllentrip

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Die Erinnerung kehrte mit voller Wucht zurück. Loki wusste wieder, was zu tun war. Und das Gute daran: er konnte es sogar tun, ohne körperlich anwesend zu sein. Schliesslich hatte er es damals auch geschafft. Denn ob ein kaum oder gar nicht vorhandener Körper: das spielte für ihn als Magier keine Rolle. Er konnte Dinge allein durch seinen Willen in Bewegung setzen. Und das reichte völlig.

Das Schlechte an der Sache: es machte für ihn selbst nicht wirklich einen Unterschied, ob die Hände, die das Werk ausführen mussten, tatsächlich anwesend waren oder nicht.

Er würde trotzdem spüren, was es dabei zu spüren gab...

'Ernsthaft: sind die das etwa wirklich wert?'

Da war sie wieder, diese innere Stimme aus den dunklen Tiefen seines Bewusstseins!

'Fandral! Der Mistkerl hat sich an deiner Qual geweidet, als du in diesem Käfig gesessen hast. Schon vergessen?'

Loki keuchte. Er hatte nicht mehr daran gedacht, wie viel schwieriger es hier unten war, die eigene Finsternis auszuklammern. Vor allem jetzt, da er sich diesem Ort bewusst stellte.

'Und Coulson kann dich genauso wenig ausstehen wie diese überhebliche Ziege namens Daisy Johnson.' Die Stimme wollte und wollte nicht verklingen. 'Was also tust du hier? Willst du für solchen Abschaum wirklich nochmal durch die selbe Hölle gehen wie damals?'

«Will ich nicht!» erwiderte er laut, ohne zu merken, dass er es tat. «Aber es wird nicht dieselbe Hölle sein -also halt die Klappe!»

Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er über sich selbst gelacht. Denn Selbstgespräche zu führen war so ungefähr das Dämlichste, was er sich denken konnte. Aber ihm stand nicht der Sinn nach Lachen.

Und Zeit dafür hatte er auch keine.

Das Auge... Er musste es schaffen, das Auge zu weben.

Der einzig mögliche Ausgang für die drei Eingeschlossenen. Nur: ob menschliche Körper den Durchgang überhaupt lebend überstehen konnten, stand noch in den Sternen – genauso wie die Frage, ob die beiden Agenten die Qualen überstehen würden, die sie auf dem Weg nach draussen verspüren würden. Die namenlose Furcht, die sogar die stärksten Wesen kaum ertragen konnten. Die überirdisch schrillen, alles durchdringenden Schreie? Den beissenden Gestank? Konnten Menschen das aushalten? Loki bezweifelte es zutiefst.

Allerdings hatten sie gar keine andere Wahl. Der einzige Weg hier raus führte genau da durch: durch einen nie enden wollenden Tunnel des Grauens.

Lokis Finger bewegten sich beinahe wie von selbst. Sie griffen nach den seltsamen Spinnweben in der Luft und begannen, diese miteinander zu verknüpfen. Wie beim letzten Mal setzte sich die Materie, aus der diese Fäden bestanden, allerdings sogleich heftig zur Wehr. Das dunkle Leuchten nahm genauso zu wie das Reissen und Zerren, mit dem sich die Elemente gegen die ungewohnte Behandlung sträubten. Das war unangenehm – allerdings nichts im Vergleich zum letzten Schritt, der ihm noch bevorstand.

Ob Coulson ihn schon bemerkt hatte? Das letzte Mal, als er sie gesucht hatte, war es so gewesen, aber inzwischen war viel Zeit vergangen und der Agent somit sehr viel schwächer geworden als damals. Machte nichts. So konnte Loki ungestört arbeiten.

Je mehr das Auge wuchs, das der Magier erstellte, desto zäher und drahtiger wurden die vorher dünnen Fäden. Ausserdem setzte der Gestank ein. Noch so etwas, das er vergessen hatte. Absolut widerlich! Ob die drei das aushalten würden?

Loki wusste nicht, wie lange es gedauert hatte, bis er soweit war. Mit jedem Handgriff wurde es schwieriger, weil das Material sich wand und zerrte wie verrückt. Und schliesslich setzte das Schreien ein. Hätte er es gekonnt, hätte Loki sich die Ohren zugehalten. Aber er brauchte beide Hände – also blieb nichts weiter übrig, als das Gekreische so gut es ging auszublenden.

Lokis Punishment - Lokis StrafeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt