Von Zwergen und Elben

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Ich stieß die Türe zu dem Büro auf. Alex saß hinter seinem Schreibtisch und sah auf. „Oh, du bist da! Gut, wir können gleich anfangen, ich muss nur noch den Brief durchlesen..." Ich nickte und wollte gerade wieder gehen, als er mich zurückrief. 

„Zia?" „Ja?" „Was hast du denn da an?" Ich grinste. „Das ist der Mantel, von dem ich dir erzählt habe." „Du willst doch nicht wirklich damit trainieren?" „Warum nicht?" „Er sieht sehr eng aus." „Ich habe es zuhause ausprobiert, es wird funktionieren." „Nun, dass wird spannend heute, du hast noch fünf Minuten, um dich umzuziehen." Ich schloss die Türe hinter mir und ging die Treppe hinunter, zum Trainingsplatz. 

Der Mantel war selbstgenäht und ich war lange daran gesessen. Er war aus einem dunkelblauen Samtstoff gemacht, der leicht schimmerte. Ich wusste nicht einmal, ob es ein Mantel war, denn er wurde wie ein Bademantel umgenommen und war vorne mit Spangen verschlossen und mit einem Gürtel fixiert. 

Eigentlich eher ein Kleid mit Kapuze und langen Ärmeln, die vorne hinunterhingen. Er sah mittelalterlich aus. In einem Film, der im Mittelalter spielte, würde ich nicht auffallen. Ich hatte die Säume der Ärmel, des Mittelteiles, der Kapuze und des Rockes mit Runen bestickt und einen goldenen Faden dafür verwendet. Ich fand, dass es wunderbar aussah. Außerdem war es sehr bequem zu tragen.

 Ich holte mir aus meinem Spind bei den Umkleiden meinen Bogen und den Brustgurt mit dem Köcher und nahm mir diesen um. Als ich zurück auf den Trainingsplatz ging, stellte Alex gerade die Zielscheiben auf. Er ging zu mir. „Nun, zeig mir mal, ob du das wirklich kannst, in diesem Gewand." Ich nahm einen Pfeil aus dem Köcher und spannte den Bogen. Es war Abend und niemand war mehr auf dem Gelände und so musste ich keine Angst haben, dass mir jemand vor die Zielscheibe lief. Ich zielte und ließ die Sehne los. Der Pfeil schwirrte durch die Luft und bohrte sich in den zweitinnersten Ring.

 Fast, doch ich wusste, daneben ist daneben. Ich spannte einen weiteren Pfeil ein und diesmal traf ich in die Mitte. „Wow, das hatte ich nicht erwartet, sieht aus, als wäre dieses Gewand zu gebrauchen." „Sagte ich doch, ich habe es ausprobiert, die Ärmel sind überhaupt kein Problem." Wir arbeiteten noch eine Ewigkeit an der Haltung und den Füßen und als die Stunde um war, schwitzte ich, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Ich legte den Bogen und den Köcher wieder in den Spind und nahm mir ein Handtuch heraus. Ich stellte mich unter eine der Duschen und wusch mich. Dann trocknete ich mich ab und zog mich wieder an. 

Ich beschloss, zu Fuß zum Dorf zurückzugehen. Es war ein warmer Sommerabend und ein kleiner Wind wehte. Ich nahm die längere Route über die Felder und am Wald vorbei, damit mein Haar trocknen konnte und ging los. Die Sonne ging unter und ich genoss den Geruch des Grases, den leichten Wind, die Stille und die letzten Sonnenstrahlen. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich die Person hinter mir erst wahrnahm, als sie mir eine Hand auf den Mund presste und mich in den Schwitzkasten nahm. 

Ich trat den Unbekannten ins Bein und er schrie auf. Ich nahm eine weitere Person wahr und rammte ihm meine Faust unters Kinn. Der erste kam wieder auf die Beine und ich trat ihm in den Bauch. „Rukhsul menu! (Sohn eines Orks!)" fluchte ich. Eine Klinge legte sich von hinten an meinen Hals und ich stand still. Ein Schwert. Ich riss meinen Kopf nach hinten und stieß ihn gegen meinen Hintermann, der auffluchte. Unterschätze niemals jemanden, der als kleines Kind mit Karate angefangen hat. „Menu shirumund! (Du hast keinen Bart!)" beschimpfte ich ihn. 

Die zwei Anderen rappelten sich auf. Ich erwartete, dass sie angriffen, doch sie blieben stehen. „Was hast du gerade gesagt?" Sie hatten lange Mäntel um und die Kapuzen ins Gesicht gezogen, doch die Stimme kam mir bekannt vor. Ich wusste nur nicht woher. „Ich sagte: Menu shirumund! Was zum Teufel wollt ihr? Ich habe kein Geld bei mir!" Der dritte Mann kam vor mich. Er hatte keine Kapuze auf. 

An unexpected WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt