~Prolog~

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„Verfluchter Mist!"

Seufzend drehe ich mich auf den Rücken, bleibe einfach mit von mir gestreckten Gliedmaßen auf der kalten Eisfläche liegen. Schon wieder hat die Biellmann-Pirouette nicht funktioniert. Ich bekomme meinen Fuß zwar zu fassen, kann ihn aber in der Drehung nicht festhalten und mache mich so gut wie jedes Mal lang. So wie auch heute und nach dem Gott weiß wie vielten Mal habe ich die Nase voll.

Also liege ich einfach da, die Augen geschlossen, die kühle, spiegelglatte Fläche in meinem Rücken. Ich liebe das Eis, die Kälte, die Helligkeit, einfach alles. Und auch die Feuchtigkeit, die langsam durch meinen Pulli dringt macht mir rein gar nichts aus, ich finde es sogar angenehm, denn so wird mein vom Laufen erhitzter Körper angenehm gekühlt.

„Hey du! Was machst du denn da bitte?!"

Als ich die Augen öffne sehe ich meine beste Freundin neben mir stehen, die Hände in die Hüften gestemmt und leicht über mich gebeugt. „Ich gebe auf! Der Scheiß funktioniert einfach nicht.", stöhne ich und werfe theatralisch die Hände in die Luft. Elli kichert, legt sich dann aber einfach neben mich und greift nach meiner Hand, verschränkt unsere Finger miteinander.

„So möchte ich das für immer haben.", sagt sie leise, bringt mich so dazu, sie von der Seite anzusehen. „Was meinst du?", frage ich sie und fange den Blick aus ihren smaragdgrünen Augen auf. „Na das hier. Du und ich, gegen den Rest der Welt. Zusammen auf dem Eis, zusammen in der Welt." Elli legt den Kopf wieder so, dass sie an die Decke der Eishalle schaut und ich tue es ihr gleich. Es ist fast, als würde mit Ellis Worten unsere Zukunft wie in einem Film vor meinen Augen ablaufen.

„Wir lernen zwei tolle Jungs kennen, denen wir unsere Herzen in die Hände legen und die wir später einmal heiraten werden. Wir machen zusammen unseren Abschluss und im besten Fall werden wir erfolgreiche Eiskunstläuferinnen, vielleicht sogar bei Olympia! Und wenn nicht, dann studieren wir, ich irgendetwas Mathematisches, mit vielen Zahlen und du etwas, wo du mit Menschen arbeiten kannst. Oh, und mit Mitte zwanzig bekommen wir Kinder. Eine einen Jungen und die andere ein Mädchen und die beiden werden später selbst einmal heiraten und Kinder haben. Aber egal was passiert, wir beide bleiben beste Freundinnen!"

Ich drücke ihre Hand ein wenig fester und nicke leicht. „Für immer. Du, ich und das Eis."

Nachdem wir noch ein paar Minuten so dagelegen sind und uns unseren Zukunftsvorstellungen hingegeben haben, rappeln wir uns hoch und während ich meinen Zopf wieder festziehe, gleitet Elli über das Eis zu John, der uns vom Rand der Fläche aus beobachtet. Meine schwarzhaarige Elfe spricht kurz mit ihm, kommt dann breit grinsend zu mir zurück und greift meine Hände.

„Vergiss die Choreo. Fühl die Musik, lass dich vom Eis führen. Belle, lass einfach los!" In dem Moment ertönt mein absolutes Lieblingslied und ich kann gar nicht anders, als Ellis breites Grinsen zu erwidern. Ich alte ihre Hände fest, schalte mein Hirn ab und zusammen mit meiner Freundin lasse ich mich zu Bon Jovis „Shot through the Heart" einfach fallen, ganz so wie Elli gesagt hat.

Das ist der Ort, an dem ich frei bin, absolut ich selbst. Es ist beinahe wie fliegen. Frei wie ein Vogel, einfach alles um einen herum vergessen und nur der Musik folgen. Es ist ein unglaubliches Gefühl, unbeschreiblich, einfach... Das aller Schönste in meinem Leben! Und ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als mit beiden Füßen auf dem Eis zu stehen. Niemals würde ich das aufgeben, für nichts auf der Welt.

 Niemals würde ich das aufgeben, für nichts auf der Welt

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Die Eisprinzessin (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt