Das Fotoshooting

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Gerade als ich im Park ankam, sah ich, dass das Fotoshooting schon im vollen Gange war. Die Fotografen nahmen jede Pose der beiden Models ins Visier. Doch meiner Chefin gefiel das wohl gar nicht, denn sie kriegte einen Wutanfall. Die Fotografen schreckten zurück und die zwei Models gingen genervt beiseite. Meine Chefin drehte sich zu zwei weiteren Models und einer Maskenbildnerin um. "Dieser Badeanzug, aber an diesem Model!", hörte ich ihre schrille Stimme. Die Maskenbildnerin verdrehte ihre Augen und verschwand mit den beiden. "Kann denn niemand heute etwas richtig machen?!" Mein Stichwort. Ich hielt lächelnd den Kaffee-Becher hoch und kam näher: "Ich habe Kaffee gebracht!" Sie drehte sich lächelnd zu mir um: "Gott-Sei-Dank! Bitte sag mir, dass du meine neue Assistentin bist." "Das ist richtig. Ich bin Martina." Sie verschränkte ihre Arme und musterte mich aufmerksam. Hatte ich etwas falsch gemacht? Sie deutete mir an, mit ihr zu kommen. Nervös folgte ich ihr etwas abseits vom Set. "Deine Bewerbung war das beste was ich je gesehen habe! Und ich habe viele gesehen. Ich bin wirklich froh darüber, dass du nun hier arbeitest. Und das sage ich nicht zu jeder Assistentin. Und ich hatte eine Menge Assistentinnen. Was denkst du, sollten wir bei unserem Magazin verbessern?" Zögernd antwortete ich: "Ich denke, dass die Leser mehr über die Arbeitswelt erfahren sollten und selber herausfinden, welcher Job am besten zu ihnen passt. Das ist mega wichtig heutzutage, bei so vielen Arbeitsmöglichkeiten, die es in diesem Jahrhundert gibt." "Das könnte etwas ganz neues bei uns werden und neue Leser gewinnen... Ganz ehrlich? Ich bin positiv überrascht von dir, Martina. Ich werde sehr wahrscheinlich mehr über solche Themen mit dir reden. Aber Fotoshootings haben einen straffen Zeitplan. In diesem Beruf ist es wahnsinnig wichtig, so schnell und gut wie es nur geht zu arbeiten. Am besten mehr als es geht. Ein einziger Fehler und der ganze Tag könnte ruiniert sein. Und ein ruinierter Tag könnte unseren Monats Zeitplan ruinieren. Verstanden?" Ich nickte und zuckte zusammen, als sie plötzlich rief: "Warum trägt sie ihren Badeanzug falsch herum?!" Greeicy ging in schnellen Schritten an mir vorbei. Verwirrt drehte ich mich um und zuckte wieder zusammen, als sie nach mir schrie. Schnell eilte ich ihr hinterher. "Du musst mir wie ein Schatten nicht von der Seite weichen! Talent allein reicht nicht! Du musst dich hier jeden Tag neu beweisen." Wir gingen zu einer Frau, die wohl ebenfalls eine Assistentin sein musste, denn sie hielt ihr ein klingelndes Handy hin. "Madame Greeicy? Sie kriegen gerade einen Anruf." Stöhnend riss sie ihr das Handy aus der Hand und ging in schnellen Schritten weg. Sofort rannte die Frau ihr hinterher. Gerade als ich beschloss den beiden zu folgen, sprach mich ein junger Mann an: "Was zur Hölle machst du hier?" "Es... Es ist mein erster Tag..." Er verschränkte seine Arme: "Ich meine, was machst du hier? Die Models müssen ihre neuen Outfits bekommen. Sie warten darauf schon." "Die Models? Greeicy hat mir deutlich gemacht, dass ich hier auf sie warten soll, allerdings wollte ich sicherheitshalber doch ihr folgen. Ich bin schließlich ihre neue Assistentin." "Oh... Tut mir leid. Ich habe dich verwechselt." Ich kicherte leise: "Schon gut. Ich bin Martina." "Es ist mir eine Ehre dich kennenzulernen. Ich bin Jorge. Ich bin der Art Director vom Magazin." "Art Director? Aber du bist so jung!" Er lachte: "Der jüngste den dieses Magazin jemals hatte! Es ist hart, aber wenn du viel Zeit investierst, dann klappt es, Martina." "Ich hoffe es..." "Und wenn nicht, dann kannst du immer noch als Model durchstarten." "Modeln ist nichts für mich. Ich bin Schreiberin. Oder eher hoffe ich, irgendwann eine zu sein... Oder als Editor durchzustarten." "Ich mag Mädchen, die wissen was sie wollen." Er kam mir näher, doch ich drehte meinen Kopf leicht zur Seite. "Jorge? JORGE? Hat jemand Jorge gesehen?" Jorge und ich zuckten gleichzeitig zusammen, als wir Greeicys Stimme hörten, daraufhin fingen wir an zu kichern. Er verabschiedete sich von mir und ging zu Greeicy. Als ich mich umdrehte, stand eine junge Frau vor mir. Sie musste ungefähr im selben Alter wie ich sein. Sie zwinkerte mir grinsend zu. Hatte ich irgendwas verpasst? Misstrauisch verschränkte ich meine Arme vor der Brust: "Wer bist Du? Wir haben uns noch nie gesehen." Sie lachte, beruhigte sich aber schnell wieder: "Ist es so wichtig wer ich bin? Ich bin Camila, nenn mich aber lieber Cami. Ich bin Chefredakteurin von 'Daily Shame'." "Warte... 'Daily Shame'? Das Magazin über Frauen und Männern? Das 'Daily Shame'?" Ein Grinsen erschien auf ihrem Gesicht: "Meinst du etwa das beste Magazin aller Zeiten? Viel besser als das Magazin 'Gossip Talk' natürlich. Und nun ist Greeicy diejenige, die Menschen dazu bringt, zu denken, dass Fashion das wichtigste ist. Ich verstehe, warum." "Miss Unbekannt? Komm. Ich zeige dir, wie eine Assistentin von ihr gekleidet sein sollte." Gerade, als ich ihr was entgegnen wollte, hörte ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und als ich sie sah, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. "Lodo?" Sie kicherte ihr hässlichstes Kichern, dass sie überhaupt drauf haben konnte. Was hatte ich in meinem Leben so schlimmes gemacht, dass ich jemanden wie ihr immer und immer wieder begegnete? "Was trägst du denn da bitte? Planst du etwa einen Marathon heute zu laufen?" Ich stemmte meine Hände in die Hüften und funkelte sie an: "Pepe hatte nichts gegen mein Outfit. Ich bin heute morgen ihm begegnet." Ich weiß, dass sollte ich nicht sagen, aber ich kann einfach nicht anders. "Ja, ich weiß. Er hat es mir erzählt. Pepe hat allerdings besseres zu tun, als mit dir abzuhängen." Sie warf grinsend ihre Haare zurück. Wäre Greeicy nicht in den Moment zu uns gekommen, wäre ich ihr an die Gurgel gesprungen. "Was machst du hier, Cami? Hast du nicht schon genug Models von mir zu euch gelockt? Willst du jetzt etwa auch noch meine Assistentin? Und bevor du fragst: Nein, du darfst sie auch nicht daten." Sie lachte: "Bist immer noch dieselbe, Greeicy. Siehst mich immer aus der schlechtesten Seite. Also bis dann, Ladies..." Sie verschwand mit Lodo im Schlepptau. Dieses Gespräch zwischen Cami und Greeicy verwirrte mich sehr. Nicht, weil Cami lesbisch zu seien scheint (das störte mich kein bisschen), sondern weil ich nicht verstand, was zwischen ihr und Greeicy zu laufen schien. Waren es nun Feinde oder Freunde? Vielleicht lief da ja auch schon mal mehr? Ich sollte besser nicht zu viel darüber nachdenken. Doch Greeicy nahm mir das ab. "Sie ist ja so eine Bitch. Ich sollte es wissen. Schließlich habe ich mit ihr mal geschlafen." Ich drehte mich überrascht zu ihr um. "In diesem Business ist es wichtig eine Stimme zu haben. Du musst wissen, wer du bist. Und was du willst. Und jetzt: Lass uns mit dem Shooting weiter machen." Als hätte das Universum diesen Satz gehört, kam eine Assistentin zu uns gelaufen: "Greeicy! Wir haben ein Problem!" "Was für ein Problem?" "Der Star für den Song von unserem Shooting hat abgesagt!" "Abgesagt? Aber wir brauchen ihn! Das alles hängt schließlich von ihm ab! Abgesehen davon, dass wir jetzt einen Ersatz in den nächsten 10 Minuten finden müssen... Das alles wird den Bach runter gehen!" Schockiert folgte ich dem Gespräch der beiden. Doch plötzlich kam mir ein Gedanke. Sebastian konnte doch für diesen Star einspringen! "Martina, dein Job ist es meine Probleme zu lösen. Und das ist ein großes Problem! Bitte sag mir, dass du einen heißen Musiker-Ersatz kennst, der sofort einspringen kann.", unterbrach Greeicy meine Gedanken. "Um ehrlich zu sein kenne ich sogar jemanden, der singen kann und hot ist. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das für ihn alles okay ist... Wir sollten jemand anderen dafür suchen.", antwortete ich ihr.

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