Bedheat

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Mein Blick streifte den Empfangsbereich von 'Gossip Talk'. Es sah hier unfassbar schön aus. Unglaublich, dass das hier bald nicht mehr zu uns gehören würde. Plötzlich wurde ich von Jorge aus meinen Gedanken gerissen: "Ich kann es nicht fassen, dass sie 'Gossip Talk' dicht machen wollen." "Ach, jetzt sei doch nicht so eine Drama-Queen. Sie machen euch nicht dicht. Sie machen euch nur zu einem Teil von 'Daily Shame'.", entgegnete Lodo mit verdrehten Augen. Ich hasste sie. Hatte ich das schonmal erwähnt? Jorge sprang empört neben mir von der Couch auf, was mich zusammenzucken ließ. "Das ist genauso schlimm!" Jetzt sprang ich auch auf, allerdings nur, weil eine laute Stimme den Empfangsbereich durchflutete. "Niemals!" "Greeicy, bitte versuche zu verstehen, dass..." "Verstehen?! Denken Sie etwa, dass es total verständlich ist, mein Magazin dieser Frau zu überlassen?" Jorge und ich sahen uns an, seufzten und setzten uns wieder. So ging es schon die ganze Zeit so. Und ich fand einfach keine Worte dafür. "Martina, es tut mir so unfassbar dolle leid. Du musst mir glauben, dass ich nicht wusste, dass du hier arbeitest.", sagte Pepe, als er zu uns trat. Ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an und verschränkte meine Arme. Was wollte er jetzt noch bitte von mir? Wie aufs Kommando öffnete sich die hinterste Tür im Gang und Camila war zu sehen. "Pepe, mein Freund. Komm rein. Wir alle wollen den Rest von deiner brillianten Idee hören, dass Greeicys kleines Magazin zu 'Daily Shame' gehören wird." Wir alle sahen zu ihr. Und dann zu Pepe. "Klein?! Du willst über kleine Sachen reden, Camila? Vielleicht sollten wir mal über deine...!" Camila zwinkerte uns kurz zu und schloss wieder die Tür. Was sollte das alles bitte? Unsere Blicke waren immer noch auf Pepe gerichtet. "Na dann reden wir später weiter, okay?" Er drehte sich um, rannte zur Tür und verschwand in den Raum. Was erlaubte sich dieser Typ eigentlich? "Dann schließe ich mal daraus, dass Pepe dir nicht gesagt hat, dass sein Vater Francisco Muzlera ist?", hörte ich Lodos Stimme sagen. Wenn sie nicht gleich aufhörte zu reden, dann würde ich noch an die Wand springen. Wortwörtlich. Ich stand auf und sah sie mit einem kalten Blick an: "Wie soll ich denn bitte jedes kleinste Detail über ihn wissen?" "Exakt. Du tust es nicht und wirst es auch niemals tun. Du wirst hier diesen Job verlieren. Du ziehst aus der Stadt. Und wir alle sind dich dann los." Sie trat näher an mich heran, sodass ich ihr, furchtbares, Parfum riechen konnte. "Schau mal, Martina. Es ist nicht meine Schuld, dass alles, was du in dieser Stadt anfasst, kaputt geht. Manche Menschen gehören hier einfach nicht her." Gerade, als ich etwas entgegnen wollte, sprang wieder die Tür auf und Camila trat ins Freie. "Was für ein schöner Tag!" Lodo drehte sich um, um meinen Blick zu Camila zu folgen. Camila und Pepe spazierten beide aus dem Raum und kamen auf uns zu. "Lodo, Herzchen. Pepe und ich führen diese Leute heute aus zum feiern." Lodo klatschte freudig in die Hände und lief zu ihnen, während sie "Bye, Herr Muzlera! Bis zum Wochenende!" rief. Genervt seufzte ich auf. Ging es eigentlich noch schlimmer? Camila legte ihren Arm um Lodos Rücken und gemeinsam gingen sie zum Aufzug. "Wir werden später reden. Das verspreche ich dir.", meinte Pepe zu mir, bevor er den beiden folgte. Notiz an mich selber: Nie wieder fragen, ob es noch schlimmer ging. Wieder ging die Tür auf und Pepes Vater kam raus. "Es tut mir wirklich leid für 'Gossip Talk', Greeicy. Ich wünschte es würde einen anderen Weg geben..." Er drehte sich um und ging an uns vorbei zum Aufzug. "Jorge? Martina? Kommt rein. Sofort!" Seufzend machten wir uns auf dem Weg zu unserer Chefin.

"Das alles ist kompletter Bullshit! Warum lässt auch Francisco seinen ach-so-tollen Sohn diese Entscheidung treffen? Camila ist eine Narrin. Unsere Leser werden sich niemals auf so etwas einlassen!" Ich glaubte, Greeicy würde nun komplett durchdrehen. Was man ihr auch nicht wirklich verübeln konnte. "Alles okay mit dir? Du siehst ein bisschen..." "Natürlich ist nichts okay! Wir müssen irgendetwas tun. Wir müssen 'Gossip Talk's Zukunft in unsere eigenen Händen nehmen." "Die ganze Sache ist echt schlimm, aber was sollen wir denn bitte machen? Es gibt keine Optionen für uns." Ich nicke Jorge zustimmend zu. "Selbstverständlich haben wir welche! Camila kann ruhig ihren kleinen Sieg solange feiern, wie sie will. Wir lassen ihr einfach den Glauben, dass sie gewonnen hat... Aber hinter dieser ganzen Fassade, werden wir daran arbeiten 'Gossip Talk' zu retten! Wir müssen dafür sorgen, dass 'Gossip Talk' Bestseller von Franciscos Medien wird!" Jorge und ich zogen entsetzt die Luft ein. Jetzt drehte sie komplett am Rad. "Versteht mich doch mal. Alle meine Arbeiter haben mich verlassen. Ihr beide seid das einzige was mir noch von 'Gossip Talk' übrig bleibt." "Na gut. Greeicy, du weißt, dass ich immer zu dir halten werde. Zu 100%.", entgegnete Jorge. Das war ein Scherz oder? Wo waren die versteckten Kameras? "Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann, Darling." Ihr Blick richtete sich auf mich. "Martina. Du bist talentiert, jung und so modern. Du bist die frische Stimme, die wir brauchen, um das Magazin vorm Tod zu retten. Machst du mit? Wirst du helfen 'Gossip Talk' zu retten?" Omg. Was? Greeicy wollte mich, um ihr Magazin zu retten? Das könnte eine riesige Gelegenheit für mich werden! Aber wenn das schief ging, könnte es auch ein riesiges Desaster werden. Was sollte ich denn jetzt nur machen? Ich holte tief Luft und nickte lächelnd: "Ich bin dabei, Greeicy. Sag mir was zu tun ist und ich mache es." Jorge sah mich grinsend an, worauf ich ihm nur zu zwinkerte. "Fantastisch! Wir müssen jetzt sofort anfangen, daran zu arbeiten. Ich brauche drei Sachen von euch beiden bis morgen. Ein cooles neues Logo, ein absolut sensationelles erstes Thema, und eure beste Idee für eine neue monatliche Kolumne. Und denkt dran: Ich brauche sexyness! Ich brauche etwas atemberaubendes! Ich brauche etwas, dass Frauen lieben werden. Also gibt mir nur eure besten Ideen. Warum geht ihr nicht zusammen etwas trinken, lernt euch besser kennen und brainstormt einbisschen?" "Das ist eine gute Idee, Greeicy. Ich würde es lieben, Martina einbisschen näher kennenzulernen und ihre Gedanken dazu zu hören..." "Super. Vermasselt es nicht, ihr beiden. Schließlich ist die Zukunft von 'Gossip Talk' in euren Händen." Sie nickte uns zu und verließ anschließend ihr Büro. "Na komm. Befolgen wir der Anweisung von unserer Chefin und gehen was zusammen trinken. Umso mehr Zeit wir miteinander verbringen, umso besser werden unsere Ideen. Außerdem kenne ich den besten Ort dafür und ich bezahle auch. Was sagst du?" "Ich stimme dir eindeutig zu. Aber ich bin total müde. Der erste Arbeitstag war eindeutig zu hektisch und aufregend für mich. Tut mir leid." "Oh, okay... Dann arbeite ich halt daran alleine... Und vielleicht können wir uns ja wann anders besser kennenlernen..." "Natürlich. Irgendwann anders." Er nickte und verließ das Büro. Ich konnte seine Enttäuschung eindeutig spüren...

"Das ganze Magazin soll abgeschafft werden! Wie soll ich denn bitte 'Gossip Talk' retten? Ich habe da erst einen Tag lang gearbeitet! Ich bin total neu auf diesem Gebiet. Außerdem habe ich keinen Ort zum leben. Mein ganzes Leben geht im Moment drauf und drunter." Cande hörte mir die ganze Zeit schweigend zu, bis ich meinen Redeschwall beendet hatte. "Oh. Das erinnert mich an etwas. Ich habe mich einbisschen mit Mechi und Sebastian unterhalten und... naja... Wir finden, dass du hier einziehen solltest!" "Was? Ist das dein Ernst? Das ist perfekt! Vielen vielen Dank. Wirklich, Cande. Endlich passiert heute etwas Gutes." Kichernd umarmten Cande und ich uns. Als wir uns lösten, sah Cande mich eindringlich an: "Tini. Du wirst das alles schaffen. Das wird sich irgendwie schon von selbst lösen." Ich stand auf: "Wie, Cande, wie? Wie soll sich das denn von selbst lösen?" "Tja, du kennst ja diesen süßen Art Director, Jorge... Also ist es gar nicht sooo schlecht." "Sicher, aber das ist meine Karriere. Ich kann das alles nicht so auf die leichte Schulter nehmen..." "Du kannst nicht immer nur arbeiten und nicht nicht spielen, Tini. Das hier ist New York! Genieße das doch ein wenig. Außerdem ist Jorge nur ein Fisch im Meer. Es gibt auch noch Sebastian und Pepe. Die Jungs stehen total auf dich.", meinte Cande, die ebenfalls aufstand. "Die beiden sind meine Freunde. Wer sagt überhaupt, dass beide an mir interessiert sind?" "Klar. Alle meine Freunde würden auf mich stehen, wenn ich der erste Sonnenschein nach einem langen Winter wäre. Jedenfalls kannst du dich nicht aus diesen Dingen befreien. Und die anderen Dinge... Morgen. Heute Abend ist nämlich dein Job mit mir auszugehen." "Ich weiß nicht, Cande..." "Na, komm schon! Ich habe eine Trennung hinter mir, schon vergessen? Ich brauche wirklich jemanden zum küssen! Und du solltest so viele Menschen küssen, wie du nur kannst, bis du deinen Prinzen findest." Ich schüttelte lachend den Kopf, als ich mein Handy nahm, weil es vibriert hatte. Eine Nachricht von Sebastian.

Hey, du. Meine Band spielt heute einen geheimen Gig in der Stadt... Du solltest kommen.

"Was? Sebastian hat dich nicht gerade zu einer seiner Shows eingeladen oder? Er muss ja sowas von auf dich stehen!", schrie Cande aufgebracht, als ich ihr die Nachricht vorgelesen habe. Wieder sah ich auf mein Handy.

Was ich damit sagen wollte ist, dass ich dich wirklich da haben will... Ich habe einen Song darüber geschrieben, wie ich dich traf. Als du in meinem Bett warst? ;) Ich würde dich gerne im Publikum haben, wenn ich es zum ersten Mal spielen. Das Passwort um reingelassen zu werden ist Bedheat. Ich kann nicht mehr warten bis du es hörst.
P.S.: Trag etwas auffallendes, damit ich dich von der Bühne aus finden kann ;)

Schockiert sah ich vom Bildschirm hoch. "Okay, wir gehen! Wir müssen diesen Song über dich hören. Und ich habe es echt nötig, mich mal wieder mit einem Hottie zu treffen.", sagte Cande voller Freude. "Also, was tragen wir? Ah, ich habe zwei perfekte Outfits für uns!"

"Omg. Sieh uns doch mal an. Du siehst viel besser aus, als ich dachte. Sebastians Augen werden ihm aus dem Kopf fallen, wenn er dich so sieht." Ich trug ein schwarzes langes Kleid, dass fast nur aus Tüll besteht. Dazu trug ich schwarze einfache High-Heels. Mein Make-Up war eigentlich ganz natürlich gehalten, bis auf den knallroten Lippenstift. Meine Haare hatte ich erst zu einem hohen Zopf gebunden und dann den Rest einfach geflochten. Ich drehte mich vom Spiegel weg und musste leicht kichern. "O. M. G. Stell dir doch nur mal vor, wenn er den Song für dich singt, zum Publikum sieht und er dann dich in diesem Hammer Outfit erblickt." Ich musterte sie. Sie trug ein beiges, glitzernes, kurzes Wickel-Kleid. Dazu trug sie ihre Haare offen, die jedoch leicht gewellt waren. Ihr Make-Up war genauso wie meines. "Du siehst genauso gut aus, Cande. Du wirst heute viel Spaß haben, das versichere ich dir." "Danke. Aber ich will mich nicht so auf stylen, wenn du gar nicht mitkommst." "Was? Warum?" Cande verschränkte zuckend ihre Arme: "Weil ich so aufgebrezelt mit dir zusammen dahin gehen will. Bitte seh so hot mit mir zusammen aus!" "Sebastian hat gesagt, dass wir was auffallendes anziehen sollen... Also, was spricht dagegen? Außerdem ist das ja auch gar nicht so auffallend." Qietschend klatschte Cande in die Hände und warf sich um meinen Hals, bis sie sich wieder zusammen riss. "Okay, komm."

Wir kamen an einem kleinen Gebäude an, vor dessen Tür eine ganze Schlange von Menschen stand. Ganz vorne stand ein Mann mit einem Notizblick und diskutierte wild mit ein paar Mädchen. Cande zog mich nach vorne zu ihm und stupste mich an. "Ähm... Hallo. Ein Freund von mir hat mir das Passwort gegeben." Mit hochgezogener Augenbraue drehte sich der Typ zu uns um. Wie lautete das Passwort nochmal? "Mädels. Entweder ihr gebt mir jetzt das Passwort oder ihr geht wieder ans Ende der Schlange." Ich nannte ihm schnell das Passwort und er ließ uns grummelnd durch. Was für ein sympathischer Typ...

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