16. Kapitel

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Es war Sammy unheimlich in dem Wagen, der sie nun nach Hause fuhr.

Das Abendessen war für sie schon eine einzige Qual gewesen.

Max hatte zwar zuerst versucht, die Gespräche neutral zu halten, doch man hatte eine gewisse Anspannung bei den älteren Kühns bemerkt. Sammy konnte sich nicht erklären, was sie getan hatte um diese Familie so nervös zu machen. Nun ja, beinahe die ganze Familie. Die Jüngeren Kühns schien es nicht zu interessieren.  Alexis und Patricia waren einfach nur gelangweilt gewesen und hatten auch keinen Hehl daraus gemacht. Patricia sah sich immer wieder gelangweilt um, während Alexis gähnte und seinen Kopf auf seine Hand aufstützte und dabei aussah, wie ein kleines bockiges Kind.

Irgendwann schien Margot Erbarmen mit ihnen zu haben und entließ die beiden. Sammy wollte sie selbst nach Hause bringen.

Auf der einen Seite war Sammy froh, dass sie sich nicht mehr in diesen verfluchten Sportwagen zwängen musste, aber eine Fahrt mit Margot erschien ihr weit unangenehmer als das.

Doch nun saß sie in dieser riesigen Limousine, deren hinteren Innenraum von einer kleinen Lampe erhellt wurde. Sie saß Margot gegenüber und wartete, was noch kommen würde.Der Fahrer hatte die Trennscheibe nach oben gefahren, damit er nichts von dem Gespräch mitbekam. Irgendwie wäre es Sammy lieber, sie hätte Zeugen.

Margot betrachtete sie eine ganze Weile, doch irgendwann holte sie Luft.

„Ich muss dir danken, dass du nicht diese Szene auf dem Friedhof erwähnt hast. Ich mag es nicht, wenn ich aus der Fassung bin und vor allem mag ich es nicht, wenn es andere bemerken."

Sammy stutzte.

„Sie haben ihrer Familie nichts davon erzählt, dass wir uns schon einmal gesehen haben?"

Margot schüttelte den Kopf.

„Nein! Und ehrlich gesagt hätte ich dich auch nicht eingeladen. Ich habe keine Ahnung, was ich wollte, aber ein so frühes Zusammentreffen habe ich bestimmt nicht geplant."

Sammy lachte bitter.

„Ein frühes Zusammentreffen? Meine Granny ist nun schon Jahrzehnte weg. Von einem frühen Zusammentreffen würde ich nicht unbedingt sprechen. Es war eher unvermeidbar, dass irgendjemand irgendwann hierherkommt und Fragen nach der Vergangenheit stellt."

Ihre Augen blitzten wütend auf, aber Margot blieb nach außen hin ruhig. Sammy schwieg nun lieber und schaute nach draußen in die dunkle Nacht.

„Du bist nicht das, was ich erwartet habe.", hörte sie nach einer Weile Margot sagen.

Sammy schnaubte.

„Das kann ich mir denken. Ich habe die Blicke von allen sehr wohl bemerkt. Niemand hat erwartet, dass ich mich benehmen kann und auch etwas Sinnvolles von mir gebe."

Margot nickte.

„Meine Familie ist wirklich sehr arrogant und sie kommt nicht zurecht, wenn man sie übertrumpft."

Sammy musste sich zusammenreißen, dass sie nicht den Fahrer anwies stehen zu bleiben.

„Ist das ihre Entschuldigung, dass man mich so herablassend behandelt hat?"

Man musste ihr zu gute halten, dass Margot wenigstens etwas betroffen war.

„Nein! Es ist keine Entschuldigung. Ich habe das Essen in einem Restaurant vorgeschlagen, aber bestimmt nicht in so einem Rahmen. Max wollte unbedingt, dass wir nach Baden-Baden gehen. Er hat dich beobachtet, Sammy. Und weil du mit einen der Macks zusammen gesehen wurdest, nahm er wohl an, dass du genauso primitiv seist, wie sie."

Helenas ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt