17.Kapitel

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Stefan schaute auf seine Armbanduhr.

Es war schon beinahe Nachmittag, aber von Samantha war immer noch nichts zu sehen. So langsam machte er sich Sorgen.

Erst hatte er gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen war. Sein Freund war schnell fertig gewesen, denn die Leitungen lagen ja schon parat. Es war nur so gewesen, dass irgendjemand die Leitungen gekappt hatte und es hatte nur wenige Handgriffe genügt, um wieder alles in Gang zu setzen.

Die Wasserleitung hatte er schon repariert und nun könnte man sogar wieder in dem kleinen Haus wohnen.

Vor Tagen hatte er schon einige Möbel aus seiner Studentenbude geholt, die er bei seinen Eltern eingelagert hatte. Wenn man sich jetzt so umsah, war es doch recht gemütlich. Zufrieden sah er sich um und lächelte. Samantha würde es bestimmt auch gefallen. 

Er ging nach draußen. Vielleicht hätte er Samantha doch den Wagen überlassen sollen. Er wollte ihr entgegenfahren, damit sie nicht mehr so lange zu laufen hatte.

Gerade als er den Wagen aufschloss, sah er sie den Weg entlanglaufen, aber irgendetwas war seltsam. Sie hatte die Arme eng um sich geschlungen und den Kopf gesenkt. Als er dann auch noch ein leises Schluchzen hörte, rannte er ihr entgegen.

Samantha hörte ihn und hob den Kopf.

Stefan fluchte. Sie hatte tatsächlich geweint.

Schnell nahm er sie in seine Arme.

„Was ist passiert?", fragte er leise.

Sie barg ihr Gesicht an seine Brust.

„Gerard ist gestorben."

Einen Moment runzelte er die Stirn.

„Der Franzose, der Hans verstümmelt hat?"

Sie nickte und begann wieder zu weinen.

„Gestern ist er friedlich eingeschlafen. Celeste hat mich deswegen angerufen. Ben wird morgen kommen, um mich für die Beerdigung abzuholen."

Sie hob ihr Gesicht.

„Kannst du mit mir kommen?", bat sie leise. „Ich will nicht alleine hin.Ich brauche dich dort."

Er nickte ernst und strich ihr die Tränen von der Wange.

„Natürlich werde ich dich begleiten."

Er führte sie in das Haus und legte sie auf die kleine Couch. Nachdem er ihr etwas zu trinken und ein Tuch gegeben hatte, damit sie ihre Tränen trocknen konnte, setzte er sich zu ihr und hielt ihre Hand.

„Hast du schon deine Granny angerufen?"

Sie nickte.

„Deswegen bin ich erst so spät gekommen. Ich musste warten, bis sie aufgestanden ist."

Er nickte. Deswegen war sie also so spät gekommen.

„Wie hat sie es aufgenommen?"

Sie schluchzte wieder und er küsste ihren Handrücken.

„Nicht sehr gut. Ich werde später noch einmal von einer Telefonzelle aus anrufen. Doch sie hat Pop. Er wird sie trösten können."

Sie lehnte sich an ihn.

„Der Tag hat so gut angefangen. Stefan. Ich war so glücklich."

Er hob sie hoch und setzte sie sich auf seinen Schoß.

Wie selbstverständlich lehnte sie sich an ihn und er legte die Arme um sie.

„Willst du dir etwa jetzt Selbstvorwürfe machen, weil du mit mir einen schönen Morgen verbracht hast und Gerard gestorben ist? Meinst du, das hätte er gewollt, dass du deswegen traurig bist?"

Helenas ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt