five - what is the point

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Summer hatte sich selbst jetzt, eine halbe Stunde nachdem sie Jonathan Blacks Büro verlassen hatte, nicht beruhigen können. Ihr Gesicht war immernoch blass, die Schweißperlen standen ihr auf der Stirn, ihr Magen rumorte und sie fühlte sich, als müsste sie sich jeden Moment übergeben. Sie war sich auch nicht sicher, ob sie es rechtzeitig auf die Toilette schaffen würde oder ob sie ihren gesamten Mageninhalt im Papierkorb unter dem Schreibtisch entleeren müsste. Seit der Pizza gestern Abend hatte sie jedoch nichts mehr gegessen. Vielleicht würde ihr die Banane helfen, die sie letzte Woche in eine der obersten Schubladen gesteckt hatte und die sie vollkommen vergessen hatte? Schlimm genug, dass ihr Morgen ohne ein Frühstück und mit solch einem Stress begann und noch schlimmer, dass sie sich auf eine Standpauke von Jonathan Black gefasst machen musste. Doch dann auch noch Hannah Stovers keifende Tirade zu ertragen, war ihr nach alldem, was sie die letzten Tage durchstehen musste, schon beinahe zu viel. Mit zitternden Fingern griff Summer nach dem Blatt Papier, das sie gerade ausgedruckt hatte und faltete es sorgfältig, ehe sie es in einen einfachen, weißen Briefumschlag steckte und ihre geschwungene Handschrift und den offiziellen Stempel der Firma in der rechten Ecke betrachtete. 

Vielleicht brauchte sie wirklich mal Urlaub. Richtigen Urlaub, in dem man sich erholen konnte und in dem man von niemandem rumkommandiert oder niedergemacht werden würde. Am liebsten irgendwo, wo sie kein Netz hatte und somit niemand sie erreichen konnte. Charlotte müsste dann allerdings auf jeden Fall mitkommen, ansonsten würde sie vermutlich dank der ungewöhnlichen Ruhe durchdrehen. Trotz der langen Zeit, die sie sich nun schon kannten, waren die beiden niemals zusammen in Urlaub gefahren. Zumindest von dem einen Mal abgesehen, als Charlotte sie über zwei Tage lang zu ihrem Vater gefahren hat, als sie keinen billigen Flug mehr bekam. Charlotte hatte daraufhin drei Tage in Summers ehemaligem Zuhause verbracht und dabei vermutlich mehr über ihre Freundin erfahren als in all den Jahren zuvor. Es war eine emotional aufwühlende und sehr anstrengende Zeit, doch Summer war Charlotte mehr als dankbar, dass sie ihre freie Zeit für solch einen Gefallen opferte, dass sie durchaus bereit war, ihr einen Einblick in ihr früheres Leben zu gewähren.

Ein Vibrieren ließ Summer aus ihren Gedanken fahren. Sie zog ihre Handtasche unter dem Schreibtisch hervor und fingerte nach ihrem Smartphone, das leicht aufleuchtete. Sie ignorierte den niedrigen Akkustand und die beiden entgangenen Anrufe ihrer Tante und öffnete ihre Nachrichten. Beinahe hatte sie schon vergessen, dass es erst wenige Stunden her ist, dass sie Jason wiedergesehen und ihm ihre Nummer gegeben hatte. Die trüben Wolken, die sinnbildlich um ihren Kopf schwirrten, lockerten sich etwas auf und eine angenehme Wärme breitete sich in Summers Brust aus, als sie Jasons Nachricht las:

Jason: Guten Morgen Sonnenschein, ich hoffe, dein Kaffee schmeckt dir. Ich freue mich auf Samstag.

Das Grinsen, das auf ihrem Gesicht erschien, ließ ihre Wangen schmerzen. Ihre Finger schwebten schon über der Tastatur, jedoch hielt sie in ihren Bewegungen inne. Jason schien ein guter Kerl zu sein, liebevoll und freundlich, und er verdiente mehr als eine unüberlegte Nachricht während ihrer Arbeitszeit. Also sperrte sie ihr Smartphone wieder und verstaute es dort, wo sie es herholte. Sie würde ihm in ihrer Mittagspause zurückschreiben, ja, das nahm sie sich fest vor. Jetzt musste sie sich erst mal um diesen dämlichen Vertrag kümmern, was Hannah Stover eigentlich in ihrer Abwesenheit erledigen wollte. Und sie musste genau dieser ihre Kündigung überreichen. Oh Gott. Erneut rumorte Summers Magen. Als wäre es nicht schon Strafe genug, dass sie Hannah ein Dorn im Auge war und sie sich bei jeder Begegnung unwohl fühlte, nein, nun war sie auch noch diejenige, die ihr diese absolut beschissene Nachricht überbringen musste – sie konnte nur hoffen, dass sich Hannah Stover nicht an ihrem Platz befand.

Nun denn, jetzt oder nie: Summer atmete tief durch und schnappte sich den Brief. Mit ungutem Gefühl verließ sie ihr Büro und schlängelte sich die vielen Korridore entlang, bis sie die Finanzabteilung betrat. Mit einem kurzen Seitenblick vergewisserte sie sich, dass die Luft rein war, ehe sie sich Hannahs Schreibtisch näherte. "Vielleicht konnte dieser Morgen doch noch gut werden", dachte sie, als sie sah, dass Hannah nicht an ihrem Arbeitsplatz saß. Schnell legte sie den Brief gut sichtbar in die Mitte des Tisches und atmete erleichtert aus. Sollte sie den Vertrag nun auch noch schnell erledigen können, so stand an diesem Tag lediglich diese extrawichtige und extragroße Konferenz mit den Vertriebsleuten aus Russland auf dem Plan und sie hatte genügend Zeit, sich wieder dem Chaos in ihrem Büro zu widmen und einige lapidare Anrufe zu tätigen, die sie in der letzten Woche verschieben musste.

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