"Was zum Teufel mach ich hier eigentlich?", fragte sich Summer im Stillen, als sie mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend unruhig auf dem edel gepolsterten Stuhl hin und her rutschte und dabei immer die riesige, verglaste Eingangstür des Restaurants im Blick behielt. Es war das erste Mal, dass sie mit ihrem neuen Chef außerhalb der Firma etwas zu tun hatte – dementsprechend wusste sie auch nicht, wie sie sich verhalten sollte. Mit seinem Vater ging Summer in den letzten Jahren öfters aus, sei es zum Frühstück oder zum Lunch. An manchen Abenden begleitete er sie auch ein Stück nach Hause, ehe sie sich in eine kleine Bar ein paar Straßen von der Firma entfernt setzten. Doch die Essen mit seinem Vater fühlten sich nie gezwungen an, was vielleicht aber auch an der Atmosphäre lag, da Arthur Black Holz und dimmernde Lichter einem Aquarium, in dem man wie auf dem Präsentierteller saß, vorzog. Jonathan Black hingegen saß ihr starr gegenüber, mit lässig hochgekrempelten Ärmeln und dem Rücken zum Eingang, während sein Jackett fein säuberlich über der Stuhllehne hing. Eindringlich studierte er die Speisekarte, wobei er hin und wieder die Augenbrauen zusammenzog, als sei es allen Ernstes eine schwierige und kaum lösbare Aufgabe, sich zwischen Pancakes und American Breakfast zu entscheiden.
Nervös biss sich Summer auf die Lippe, als sie ihren Blick von der Tür löste und sich in die Lederbank zurücklehnte. Jonathan Black hatte seit dem Verlassen der Firma kein Wort mehr von sich gegeben und auch Summer zog es vor, zu schweigen, dabei konnte sie nicht leugnen, dass sie die Sache mit Hannah Stover mehr beschäftigte, als ihr lieb war. Am liebsten hätte sie Charlotte gesucht, um sich die Ereignisse von der Seele zu reden, doch Jonathan Black bestand darauf, dass sie ihn zum Frühstück begleitete. Nur widerwillig folgte sie ihm zu seinem Wagen, der wie aus dem Nichts vor dem Firmengebäude erschien und im Halteverbot stand, nur um sie wenige Straßen weiter wieder abzusetzen – doch das gehörte scheinbar zu den vielen Privilegien, die man hatte, wenn man vermögend und einflussreich war.
"Möchten Sie nichts?", fragte Jonathan, ohne seinen Blick von der Speisekarte zu lösen.
Summer zuckte leicht erschrocken aus ihren Gedanken, die von dem schwarzen Luxusschlitten zu ihrem eigenen, kleinen Truck, der sich nicht abschließen ließ und der nur startete, sobald man zweimal kräftig auf die Motorhaube schlug, gewandert sind. "Nein. Nein, danke", murmelte sie verlegen und überkreuzte die Beine. Der komplette Tag lag ihr bereits schwer im Magen und dabei war es noch nicht einmal zehn Uhr. Nicht einmal ihren Kaffee, den Jason ihr mit einer doppelten Portion Espressoshots zubereitet hatte, konnte sie trinken. Sie fühlte sich ausgelaugt und überhaupt nicht in der Stimmung, nun einen auf Konversation zu machen.
"Sie sollten etwas essen", murmelte Jonathan Black gedämpft, den Kopf immer noch gesenkt.
Summer atmete hörbar leise aus. "Ich habe bereits gegessen, vielen Dank", erwiderte sie und reflexartig fiel ihr Blick wieder auf die Eingangstür. Dass sie an diesem Morgen keine Zeit mehr für einen Bagel oder einen Muffin hatte, musste sie ihm nun nicht gerade auf die Nase binden, doch sie wollte auch nicht mehr Zeit wie nötig in diesem kleinen Restaurant verbringen, also biss sie die Zähne zusammen und ignorierte das Grummeln in ihrem Bauch.
"Ich habe gesagt, Sie sollten etwas essen", wiederholte Jonathan Black, dieses Mal jedoch eine Spur lauter.
Ungläubig weiteten sich Summers Augen. Der Tonfall seiner Stimme gefiel ihr gar nicht und auch die Befehle, die er ihr gab, gingen ihr nicht runter. Was dachte er, wer er war? Ihr Vater? Ganz sicher nicht. Sie drehte ihren Kopf zu Jonathan und merkte, dass er sie mit Falten auf der Stirn streng ansah. "Und ich sagte, ich habe bereits gegessen, vielen Dank", flüsterte sie erbost. Sie kam nicht umher, zu bemerken, wie sich Jonathans Augen dunkel färbten und ohne es zu wollen, stieg sofort wieder dieses Fluchtgefühl in ihr auf, das sie seit der ersten Sekunde begleitete, als sie aus dem Auszug traten.
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Beautiful Mistake
Romance. BEAUTIFUL MISTAKE » How far would you go for the person you love? « » Sie sollten eines nicht vergessen, Miss Langston: Sie sind hier, weil ich es so will! Ich bin immer noch Ihr Chef und Sie meine...