🔸️16: Besuch

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Jungkook kam wie die letzten Tage auch gegen Nachmittag ins Krankenhaus. Da er direkt von seinem Revier kam, trug er wieder seine Uniform und es war vermutlich eine Untertreibung zu sagen, dass er (mal wieder) sämtliche Blicke auf sich zog — vor allem die des weiblichen Personals.

Der Schwarzhaarige öffnete die Tür und betrat das Zimmer, blieb aber direkt wie erstarrt stehen.

Er hatte das übliche Bild erwartet, das sich ihm seit Tagen bot, wenn er Taehyung im Krankenhaus besuchte: ein stilles, steriles Zimmer, in dem ein friedlich schlafender Junge mit hellbraunem Haar in seinem Bett lag, angeschlossenen an diversen Kabeln und Schläuchen.

Doch stattdessen saß genau dieser Junge aufrecht auf seinem Bett und unterhielt sich fröhlich mit einer Krankenschwester, die gerade dabei war Blut abzunehmen.

Als Taehyung seinen Kopf Richtung Tür drehte und sein Blick auf Jungkooks traf, weiteten sich seine Augen. „O-Officer Jeon...?"

Jungkook lächelte erleichtert und trat näher. „Wie ich sehe bist du endlich wach. Wie geht es dir?"

„Gut.. danke..." Taehyung senkte seinen Blick und nestelte mit seinen Fingern an der Bettdecke herum. Er wusste ehrlich gesagt nicht, wie er auf den jungen Polizisten reagieren sollte. Nach dem, was Dr Min ihm erzählt hatte, war Taehyung ihm so unendlich dankbar.

Aber es war ihm auch so abgrundtief unangenehm. Der Schwarzhaarige muss ihn in einer absolut bemitleidenswerten Situation gesehen haben, und Taehyung würde sich am liebsten unter seiner Bettdecke verkriechen und nie wieder herauskommen.

Er fühlte sich hässlich und verknittert von seinem langen Schlaf und er hatte seitdem er wach war nicht viel Zeit gehabt sich zu richten. Das graue OP-Hemdchen war ihm viel zu groß und er hatte bereits darauf herum gekleckert, weil seine schwachen Hände einfach nichts anständig halten konnten, ohne wie wild herum zu zittern. Aber leider hatte er keinerlei Kleidung mehr zum Wechseln, die sauber wäre, geschweige denn irgendjemanden, der sie für ihn waschen würde. Er war noch ungeduscht und ungekämmt, geschwächt und so mager und blass wie noch nie. 

Er fühlte sich schlichtweg wie ein unansehnliches Häufchen Elend.

Und jetzt wo sein Retter vor ihm stand (in all seiner uniformierten Pracht) noch mehr als sowieso schon.

Die Krankenschwester wechselte einen kurzen Blick zwischen ihrem nervös dreinschauenden Patienten und dem hübschen Polizisten und entschied dann, dass sie die beiden allein lassen sollte.

„Wenn du noch etwas brauchst, dann lass es mich wissen, Taehyung", sagte sie freundlich, drückte einen Tupfer auf die Entnahmestelle und bat Taehyung noch einen Moment darauf zu drücken, bevor sie das Zimmer verließ.

„Keinen Tag wach und schon per du mit dem Personal", sagte Jungkook kopfschüttelnd. „Warum wundert mich das nicht?"

Er drehte sich um und zog den Stuhl aus der Ecke näher ans Bett. Taehyung nutzte den Moment und strich sich schnell sein Hemd glatt und kämmte sich ungeschickt die Haare mit seinen Fingern. Sobald Jungkook sich wieder zu ihm drehte und auf dem Stuhl Platz nahm, den er direkt neben das Bett gestellt hatte, ließ Taehyung seine Arme augenblicklich fallen und lächelte den Polizisten nervös an.

„Seit wann bist du wach?"

„Uhm, seit Mittag ungefähr."

Der junge Polizist schnaubte. „Seit Mittag also schon? Ich hatte Dr Min eigentlich gesagt er soll mich informieren, sobald du aufwachst."

Taehyung sah sein Gegenüber irritiert an. Der Ältere schien wirklich genervt davon zu sein, dass man ihm diese kleine Information vorenthalten hatte. 

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