Kapitel 10

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Tap, tap, tap.

Es war völlig ohne jeden Rhythmus.

Tap, tap.

Es passte nicht zur Musik, die im Hintergrund lief, und zu keiner anderen Melodie, die Tony kannte.

Tap, tap ... tap.

„Was zur Hölle machst du da?"

Abrupt hörte Barnes auf, mit den Fingern auf der Lehne des Stuhls zu trommeln. Er legte die Hand in den Schoß und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. In Momenten wie jetzt fiel es Tony wirklich schwer sich daran zu erinnern, dass dieser Mann eine fünfzigjährige Geschichte von Morden hinter sich hatte.

„Tu ich dir weh?", erkundigte er sich, während er die Zange gegen eine dünnere austauschte. Barnes schüttelte den Kopf, was beruhigend, aber nicht hilfreich war. „Was dann?"

„Es kribbelt."

Fragend hob Tony eine Augenbraue, bis Barnes in Richtung seiner Hand nickte, die auf dem Metallarm lag. Tony folgte dem Blick. Er arbeitete seit einer Weile an einer ganz besonders heiklen Stelle im Kabelsystem und hielt einen Teil der Platte seitdem fest. Das Metall unter seinen Fingern war inzwischen warm und hatte sich seiner Körpertemperatur angepasst. „Ich bin gleich fertig", versicherte Tony ihm, bevor er sich wieder näher über den Arm beugte.

„Die Sensoren sind sensibler als vorher", stellte Barnes fest. „Warum?"

„Ich dachte es ist praktischer." Tony kniff die Augen ein wenig zusammen und konzentrierte sich einen Moment ganz darauf, zwei Drähte zu verbinden, bevor er weitersprach. „Vorher hast du keinen Schmerz am Arm gespürt, aber Eindrücke vom Tastsinn gehabt, richtig? Schmerz ist ein Schutzmechanismus des Körpers und warnt uns vor Gefahren. Es würde keinen Sinn machen, deinem Arm diese Fähigkeit zu geben, weil es im Kampf ablenkt, aber es macht sehr wohl Sinn, dich andere Dinge besser fühlen zu lassen. Temperaturen, die Beschaffenheit von Oberflächen ... es müsste einen ähnlichen Effekt haben wie Schmerzrezeptoren. So merkst du zum Beispiel, wenn dein Arm im Feuer ist, bevor die Hitze zu großen Schaden anrichtet."

„Wie kann man nicht bemerken, dass man brennt?", hakte Barnes in dieser trockenen Art nach, die er manchmal an den Tag legte.

Tony räusperte sich. „Ist mir öfter passiert als ich zugeben möchte."

Der Hauch eines Lächelns huschte über Barnes' Gesicht, nur ganz kurz. Es machte Tony neugierig darauf, wie ein richtiges Lächeln aussehen würde.

„Du bist warm", führte Barnes das Gespräch nach einer Weile von allein weiter. Es irritierte Tony. Normalerweise musste man dem Kerl alles aus der Nase ziehen.

„Sonst höre ich eher 'heiß' in Beschreibung mit mir, aber gut." Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Wie gesagt, ich bin gleich fertig."

„Ich habe nicht gesagt, dass es mich stört."

Tony hielt inne, um dem Mann neben sich ins Gesicht zu sehen. Fast sofort fingen dessen Finger wieder nervös an zu trommeln, diesmal auf seinem Oberschenkel. Bei jedem anderen Menschen hätte Tony eine ziemlich genaue Vorstellung davon, in welche Richtung dieses Gespräch verlaufen würde. Jetzt hingegen konnte er nur amüsiert schnauben. Es schmerzte ihn nahezu körperlich, den Spruch runterzuschlucken, der ihm auf der Zunge lag, und sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren.

Eine gute halbe Stunde später war er dabei, die restlichen Platten wieder an den Arm anzubringen. Barnes wurde mit jeder Minute unruhiger, was ungewollt auf Tony übersprang. Als er die letzte Verbindung gefestigt hatte, fühlte er sich irgendwie aufgekratzt. „Probier ihn zu bewegen", forderte er Barnes auf.

Ohne zu zögern hob er den Arm, streckte ihn, bewegte die Finger und ballte sie zur Faust. Er zog sein Messer aus dem Gürtel und warf es in die Luft, nur um es mit der linken Hand wieder aufzufangen und wahnsinnig schnell zwischen seinen Fingern zu drehen. „Es ist perfekt", fiel das Urteil aus. Tony war ebenfalls zufrieden mit dem, was er sah.

„Man könnte über einen anderen Stoff für die äußere Panzerung nachdenken", schlug er trotzdem vor. „Chrom vielleicht ... wobei das zu schwer sein könnte ... Mann, ich würde liebend gerne Vibranium in meine Finger bekommen."

„Es ist perfekt", wiederholte Barnes.

„Jaja, aber es ist immer Luft nach oben." Nachdenklich kratzte Tony sich am Kinn und musterte den Arm noch einmal von oben bis unten. „Man könnte den Übergang zum Rumpf sicher angenehmer gestalten, aber da müsste ich Bruce um Rat fragen. Vielleicht würde sich mit deinen Heilungskräften sogar das Narbengewebe zurückbilden. Und was ist damit?" Er tippte gegen den roten Stern am Oberarm. „Willst du den behalten?"

Barnes beugte seinen Arm, bis er einen guten Blick auf den Stern hatte, und runzelte tief die Stirn. Kurz wirkte er so ... angewidert, dass Tony fest mit einem 'auf keinen Fall' als Antwort rechnete. Am Ende nickte Barnes jedoch.

„Warum?", musste er einfach nachhaken.

„Es erinnert mich an etwas." Der Stuhl knarzte leise, als Barnes sein Gewicht verlagerte, um das T-Shirt vom Boden aufzuheben und sich wieder anzuziehen. Das Ganze schrie mit einem Mal nach Aufbruchsstimmung und Tony bekam leichte Panik. Er hatte noch keinen ausgereiften Plan entwickelt, wie man den verdammten Winter Soldier in ein Zimmer sperren konnte, bis Cap bereit war, seinen Hintern hier hin zu bewegen! Erst am Morgen hatte Tony erneut probiert, ihn und Nat anzurufen, ohne Erfolg. Langsam war er sogar bereit sich deswegen Sorgen zu machen, wenn Clint nicht abgewunken und gemeint hätte, dass es nichts Außergewöhnliches war, so lange für eine Mission unterzutauchen.

„Du musst nicht gehen", entschied Tony sich einfach, die Karten auf den Tisch zu legen. „Hier ist mehr als genug Platz und ich bin mir sehr, sehr sicher, dass Steve dich sehen will."

Wie immer, wenn dieser Name fiel, versteifte Barnes sich sichtlich. „Ich habe doch erklärt, dass -"

„Jaja!" Gelangweilt verdrehte Tony die Augen und fing an, sein Werkzeug zusammenzuräumen. „Du kannst aber nicht ewig weglaufen und Cap wird dich finden, weil er ein sturer Hurenbock ist, der einfach nicht weiß, wann er aufhören sollte. Dann seid ihr beide alleine und ja, vermutlich endet es so wie die letzten Male. Ein Grund mehr, hier auf ihn zu warten! Wenn du austickst und ihm an die Gurgel springen willst, ist Cap nicht alleine. Dann musst du es mit ihm, Clint und mir aufnehmen. Vielleicht können wir sogar mit deiner Programmierung helfen. Bruce ist ein genauso schlaues Kerlchen wie ich und wir kennen vielleicht noch jemanden, der helfen könnte. Hydra ist nicht die einzige Organisation mit Ressourcen."

Man konnte dabei zusehen, wie die Räder in Barnes' Kopf sich drehten. Er schien wirklich mit sich zu kämpfen, was ein gutes Zeichen war! Zumindest besser, als wenn er gleich ablehnen würde.

„Überleg es dir", bot Tony deswegen an. „Du schuldest mir noch ein Training. Bleib heute und wenn du morgen gehen willst, dann gehst du. Wenn nicht, dann bleib." Er zuckte mit den Schultern. Er wusste, welche Variante er bevorzugte, aber im Grunde wäre es auch kein Beinbruch, wenn Barnes wieder verschwand. Dank dem Peilsender konnte Tony ihn jederzeit und überall finden.

Eine ganze Weile sah Barnes ihn einfach nur abwägend an, bis er irgendwann den Blick senkte. „Okay", gab er schließlich nach.

Zufrieden mit sich grinste Tony, stieß sich mit den Füßen vom Boden ab und rollte mit dem Stuhl fast bis zum anderen Ende des Raumes. „JARVIS, ruf Clint in den Trainingsraum", wies er an, stand auf und wühlte sich durch den Schrank vor ihm, bis er den letzten Prototyp seines Schutzanzuges gefunden hatte. „Es wird Zeit für einen Testlauf."

Neben ihm ertönte das unverwechselbare Summen, das ihm schon so manche Nerven geraubt hatte, weswegen er sofort drohend den Zeigefinger auf Dum-E richtete. „Ohne dich! Niemand wird Feuer fangen, also musst du niemanden löschen!"

Ergeben senkte der Roboter den Arm und rollte zurück auf seinen Platz. Tony beobachtete ihn dabei misstrauisch. Fast wäre ihm dabei der amüsierte Ausdruck in Barnes' Gesicht entgangen.

*

„Und du hältst das wirklich für eine gute Idee?" Clint lehnte an der Wand des Raumes, die Arme vor der Brust verschränkt und sah ihm mehr als nur ein bisschen skeptisch dabei zu, wie er sich den Anzug überzog. Er war vom Stoff nicht dicker als ein Pullover und auch genauso leicht.

„Japs."

„Du könntest den Anzug auch testen, ohne dich da drin verprügeln zu lassen."

„Und wo wäre da der Spaß?" Mit einem leichten Grinsen streifte er sich die Handschuhe über und ignorierte Clints resigniertes Kopfschütteln.

Ein paar Mal streckte er sich, bis er ein Gefühl für den Anzug entwickelt hatte. Dann rieb er sich die Hände und sah Barnes an, der ein Stück entfernt auf der Matte stand und geduldig wartete. Er hatte sich die Schuhe ausgezogen und die Hundemarke unters Shirt geschoben. Wie immer fielen ihm ein paar Strähnen ins Gesicht und er stand unnatürlich steif.

„Ich habe noch keinen passenden Helm oder eine andere Kopfbedeckung für den Anzug", ließ er Barnes wissen. „Also wäre ich dir dankbar, wenn du mir nicht den Kiefer brichst."

„Okay. Bereit?"

Tony nickte – und merkte sehr schnell, dass er kein bisschen bereit war. Barnes schoss mit solch einer Geschwindigkeit auf ihn zu, dass er kaum Zeit hatte auszuweichen. Er schaffte genau einen Schritt zur Seite, bevor Barnes seinen eigenen Schwung nutzte, sich drehte und ihn dabei von den Füßen riss. Tony krachte auf den Boden, merkte aber kaum etwas von dem Aufprall. Für eine Sekunde grinste er darüber, dann war Barnes mit ausdrucksloser Miene über ihm. Tony bekam ein Deja-vu, als er das schwere Gewicht auf sich fühlte und die Hand an seinem Hals. Nur dass diesmal keinen Druck auf der Kehle verspürte. Trotzdem war die Nachricht klar. Wäre das hier ein ernster Kampf, er wäre jetzt tot. Trotz Anzug.

Barnes stand auf, nahm Abstand und wartete, bis Tony ebenfalls wieder auf den Beinen war. Dann wiederholten sie das Ganze, immer und immer wieder. Tony merkte schnell, wie lächerlich das hier war. Er wusste, dass er kein außergewöhnlich guter Kämpfer war. Nach der ganzen Scheiße in Afghanistan hatte er sich zum ersten Mal in seinem Leben ernsthaft mit Kampfsport auseinandergesetzt und gegen einen normalen Menschen hätte er sicher gute Chancen. Nur waren das selten seine Gegner. Für ihn war das kein Problem, denn er hatte seine Anzüge, die jeden seiner Nachteile wunderbar wieder ausglichen. Darum störte es ihn auch nicht, dass Barnes ihn früher oder später immer wieder auf die Matte schickte - meistens in Begleitung eines dummen Spruchs von Clint –, weil der Anzug besser funktionierte als gedacht. Er spürte den Druck der Schläge, die er einsteckte, aber sie richteten keinen Schaden an. Er konzentrierte vor allem da drauf.

Trotzdem entging ihm nicht, wie Barnes diese Sache mit dem Mund machte. Die meiste Zeit zeigten sich keine Emotionen in seinem Gesicht, aber manchmal verzogen sich seine Mundwinkel für einen kurzen Moment nach unten. Es war immer nur kurz, sah aber so missbilligend aus, dass Tony es irgendwann nicht mehr ignorieren konnte.

„Okay, okay, Auszeit!", verlangte er keuchend. Er stützte sich mit beiden Händen auf den Knien ab und blinzelte zu Barnes nach oben – der nicht einmal ins Schwitzen gekommen war. So unfair! „Was soll das?"

Leicht kniff er die Augen zusammen. „Was?"

„Na, das!" Er imitierte so gut es ging diesen Gesichtsausdruck, bevor er sich mit dem Handrücken Schweiß von der Stirn wischte. „Wenn du was zu sagen hast, dann sag es. Wann immer du willst. Du bist nicht mehr bei Hydra, also hast du verdammt noch mal auch ein Recht auf eine eigene Meinung."

Unter anderen Umständen wäre es witzig, dass Barnes ihn ansah als hätte er nicht mehr alle Latten am Zaun. So jedoch war das irgendwie traurig. Tony war auch fast sicher, dass er eben kostbaren Sauerstoff für nichts und wieder nichts verschwendet hatte, als Barnes doch den Mund aufbekam. „Deine Beinarbeit ist grauenhaft."

Clint lachte laut auf. „Wo er Recht hat!"

Mit einem leisen Grummeln zeigte Tony ihm den Mittelfinger, musste aber selbst in Barnes' Richtung grinsen. „So?"

„Wenn du in die Passive gehst, hast du einen guten Stand, aber sobald du angreifst, vernachlässigst du ihn komplett."

Mit einem schweren Seufzen richtete Tony sich wieder auf. „Dann zeig mir, wie man es besser macht."

Und Barnes tat genau das. Er zeigte ihm nicht nur, wie er seinen Stand verbesserte, sondern auch ein paar Ausweichmanöver, die man blitzschnell in Angriffe umwandeln konnte. Normalerweise fiel es Tony schwer, sich etwas sagen zu lassen – egal von wem. Barnes redete in der nächsten Stunde jedoch so viel, wie in den ganzen letzten Tagen zusammen nicht und Tony ... war fasziniert. Ihm war bisher nicht einmal aufgefallen, was für eine angenehme Stimme Barnes hatte. Tony erwischte sich dabei, wie er manchmal Fragen stellte, von denen er die Antwort nicht wissen wollte. Nur um mehr von dieser rauen Stimme zu hören.

Mitten im Satz hörte Barnes plötzlich auf und hielt inne als wäre er ein Roboter, dem man spontan den Stecker gezogen hätte. Er stand gerade so dicht neben Tony, dass er keine Probleme hatte, das Duschgel an Barnes zu riechen – oder zu hören, wie er angestrengt die Luft ausstieß. Nach dem Schreck von gestern erwartete Tony das Schlimmste, doch Barnes sah einfach nur verwirrt aus.

„Was ist los?", erkundigte er sich und legte Barnes eine Hand auf die Schulter.

„Ich glaube, ich habe das schon mal gemacht."

Clint kam zu ihnen, denselben skeptischen Ausdruck im Gesicht, den Tony sicher auch gerade trug. „Jemanden trainiert?"

„Ja ... Frauen. Eine ganze Gruppe."

Tony grinste und klopfte Barnes auf die Schulter, bevor er die Hand wieder runternahm. „Sicher, dass es 'Training' war? Denn ehrlich, mir würden ganz andere Dinge mit einer Gruppe Frauen einfallen."

„Kampftraining", stellte der alte Langweiler klar. „Spionage. Attentate. Ich kann mich nicht an die Gesichter erinnern, aber ..." Er presste die Lippen zusammen und gab ein frustriertes Geräusch von sich. „Ich habe das Gefühl, irgendwas Wichtiges zu übersehen."

„Kommt schon noch", ermunterte Clint ihn. Er schob sich zwischen sie beide und grinste Tony auf eine Art an, die man gut und gerne als 'diabolisch' betiteln könnte. „Gib mir den Anzug! Ich will auch."

„Mach ihn nicht kaputt!", mahnte Tony, zog sich den Anzug aber aus und reichte ihn an Clint weiter. Nach einem kurzen Blick zu Barnes, der immer noch viel zu nachdenklich aussah, setzte er sich an den Rand und leerte eine halbe Flasche Wasser mit einem Zug.

Den beiden beim Kämpfen zuzusehen, war spannender als gedacht. Clint war viel besser im Nahkampf als Tony es vermutlich je sein würde und ließ sich nicht so schnell von Barnes erwischen. Er landete selbst einige Treffer, aber am Ende krachte Clint trotzdem öfter gegen die Wand oder auf den Boden, als es gut für sein Ego war. Tony achtete darauf, wie sein Anzug sich an Clints Bewegungen anpasste und hielt nach Schwachstellen Ausschau. Nebenbei konnte er aber nicht aufhören, Barnes zu beobachten. Er kämpfte anders, als gegen Steve auf dem Highway. Nicht gnadenlos wie eine Maschine ohne Rücksicht auf Verluste. Diesmal schien er jeden Schritt und jeden Schlag mit Bedacht zu wählen. Es war nicht schlechter, sondern einfach anders – und ziemlich beeindruckend.

Tony hatte keine Ahnung, wie lange das Ganze anhielt. Irgendwann schlug Barnes Clint so kräftig gegen die Schulter, dass dieser einfach umfiel und schwer keuchend liegen blieb. „Ich gebe auf", verkündete er mit schwerer Stimme und hob müde den Arm. „Das ist verdammt noch mal nicht fair."

„Das wusstest du vorher", warf Tony ein. „Es hat dich auch nie davon abgehalten, gegen Steve zu kämpfen."

„Steve tut aber wenigstens so, als hätte ich eine Chance!"

Mit müden Gliedmaßen stand Tony auf und schmiss Clint die Wasserflasche zu. „Hör auf zu weinen und sag mir lieber, was du von dem Anzug hältst."

„Da er mir ein paar Knochenbrüche erspart hat: eine Menge! Ich bin aber nicht der Typ für Ganzkörperkondome. Mach daraus eine Weste und ich nehme einen."

„Klar, sonst noch irgendwelche Wünsche?"

„Eine Dusche? Eine Massage? Oh, und Pizza. Ich verhungere gleich!"

Tony grinste. Das klang nach einem Plan!

Keine Stunde später saßen sie zu dritt auf der großen Couch im Wohnbereich. Im Fernseher lief irgendein alter Film, den Clint ausgesucht hatte und den er mitsprechen konnte – was er bei jeder Gelegenheit machte. Barnes saß im Schneidersitz neben ihm, ein riesiger Karton Pizza auf seinem Schoß, die er inhalierte. Erst bei der dritten fing er an wirklich zu kauen, bevor er schluckte. Tony glaubte nicht, dass er sich irgendwann einmal nicht darüber amüsieren könnte.

Oder dass ihm das hier irgendwann einmal nicht gefallen würde. Er fühlte sich angenehm erschöpft von dem Tag und nachdem sie sich alle den Bauch vollgeschlagen hatten, wechselten sie zum nächsten Film. Tony und Clint stritten sich darüber, ob die Blondine es wirklich wert war, einen Krieg anzuzetteln, und mit Barnes diskutierte er eine Weile darüber, inwiefern die Technik in dem Raumschiff Sinn machte. Es war so einfach für den Moment alles andere zu vergessen.

Als Clints Handy piepte und er sich verabschiedete, um was auch immer zu tun – Tony hatte schon vor langer Zeit gelernt, keine unnötigen Fragen zu stellen – blieben Barnes und er einfach sitzen. Eine Weile diskutieren sie noch, dann war zumindest Tony zu faul, um großartig zu reden, und sie sahen sich den Rest schweigend an. Es war nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil. Tony erwischte sich dabei, wie ihm immer wieder die Augen zufielen und ab einem gewissen Punkt kämpfte er nicht mehr dagegen an. Er ließ sich von der Wärme einlullen, die Barnes neben ihm ausstrahlte, und beschloss, den Schlaf von letzter Nacht nachzuholen.

Stunden später, als die Sonne schon schien und Tonys Bewusstsein sich langsam wieder in die grausame Realität kämpfte, bemerkte er ziemlich schnell zwei Dinge: die Decke, die über ihm ausgebreitet war, und der leere Platz neben ihm. Barnes war nicht hier und auch in keinem anderen Raum, in dem Tony nachsehen ging. Als JARVIS ihn informierte, dass Barnes am frühen Morgen das Gebäude verlassen hatte, fühlte er sich seltsam leer.

Falling AwayWhere stories live. Discover now