Falling Away

Kapitel 14

Zischend sog Tony die Luft ein. Seine geschundene Haut zuckte und er kniff die Augen zusammen, bis er sich an die Kälte des Kühlpads gewöhnt hatte. Diesmal würde er nicht drauf schwören, dass seine Rippen den Tag unbeschadet überstanden hatten. In solchen Momente wie jetzt, dachte er immer zwei Sachen:

Erstens: Es hätte im College wirklich nicht geschadet, einen Kurs in Medizin zu belegen.

Zweitens: Er wurde zu alt für den Scheiß.

Es wäre nicht ganz so frustrierend, wenn er in der Hydra-Basis nützliche Informationen gefunden hätte. Er hatte jeden einzelnen Computer gründlich durchsucht, aber kaum etwas gefunden. Wer auch immer die Daten gelöscht hatte, hatte verdammt gute Arbeit geleistet – was aus seinem Mund ein echtes Kompliment war. Blieb nur zu hoffen, dass die gefangenen Soldaten sich ein paar Geheimnisse entlocken ließen. Gott sei Dank war das nicht seine Aufgabe.

Wenn er daran dachte, mit was für einen durchdringenden Blick Maria Hill ihn die ganze Zeit bedacht hatte, taten die Soldaten ihm fast schon leid. Die Frau war vom selben Schlag wie Pepper: realistisch, knallhart, zu schlau für ihr eigenes Wohl und sie wusste ganz genau, welche Knöpfe sie drücken musste, um zu bekommen, was sie wollte. Genau deswegen hatte Tony sie eingestellt, nachdem SHIELD den Bach runtergegangen war.

Oh, und sie waren beide nicht bereit, sich seinen Bullshit zu geben.

Tony würde als Erster behaupten, ein perfekter Lügner zu sein. Egal ob Bettbekanntschaften, Geschäftspartner oder Journalisten: er konnte ihnen alle ins Gesicht lügen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Nur Pepper durchschaute ihn, bevor er überhaupt den Mund aufmachte.

Wie sich herausstellte, ließ sich Maria Hill auch nicht an der Nase herumführen.

Natürlich wollte sie wissen, wie Tony auf die Basis gestoßen war und Tony war gerne bereit gewesen, ihr mehr als eine Antwort auf diese Frage zu geben. Sie konnte sich sogar eine aussuchen! Keine davon beinhaltete die kleine, unwichtige Tatsache, dass Barnes seit einer Weile sein Hausgast war – so mehr oder weniger – und sie hatte gerochen wie ein Trüffelschwein, dass er ihr etwas verschwieg.

Neben den Schmerzen, der fehlenden Bergung von relevanten Informationen und der nicht zu ignorierenden Kleinigkeit, dass er Steve fucking Rogers immer noch nicht ans Telefon bekam, musste er sich also auch noch damit herumschlagen, Barnes vor neugierigen Augen zu verstecken. Er hatte ja sonst nichts zu tun.

Mit dem Kühlpad immer noch an seine Seite gepresst, verließ Tony die Küche und ging betont langsam den Flur entlang. Ohne richtiges Ziel, wie ihm schnell bewusst wurde – zumindest bis JARVIS ihm ungefragt mitteilte, dass Barnes sich im Wohnzimmer befand. Tony hob eine Augenbraue und war versucht sich von JARVIS erklären zu lassen, was genau er mit dieser Information anfangen sollte. Allerdings war der Gute manchmal schlauer als Tony es lieb war und er bekam das dumpfe Gefühl, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde. Also hielt er die Klappe und ging zum Wohnbereich.

Barnes saß auf der Couch, in schwarzer Jogginghose und einem roten T-Shirt von Stark Industries aus dem Schrank vom Gästezimmer. Tony machte sich eine mentale Notiz, dem Mann in naher Zukunft Kleidung zu besorgen, die praktischer und nicht eine Nummer zu groß waren. Es war bedrückend dunkel im Zimmer. Das einzige Licht kam von der Projektion der Hundemarke, die Barnes in der Hand hielt. Er starrte so konzentriert auf die Schrift, dass Tony schon vom Zusehen Kopfschmerzen bekam, und es dauerte länger als es sollte, bis er weiter scrollte.

„Hast du wieder Probleme mit deinem Oberstübchen?", stellte Tony eine Vermutung an.

Ohne aufzusehen, kniff Barnes die Augen enger zusammen. „Ich habe etwas ergänzt und wollte nur kontrollieren, ob es geklappt hat."