Kapitel 11

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Tony schreckte aus dem Schlaf auf. JARVIS' Stimme klingelte wie ein Echo in seinen Ohren wider, ohne dass er die Worte verstand. Mit einem Bein stand er noch in den Trümmern von New York – wie fast jede verdammte Nacht. Mit dem anderen versuchte er Halt im Hier und jetzt zu finden. Er blinzelte mehrmals gegen das helle Licht seiner Lampe und kämpfte mit der Decke, die er im Schlaf halb über sich gezogen hatte und die ihn jetzt vorkam wie ein Gefängnis. Er konnte so verdammt noch mal nicht richtig atmen!

Sobald er sich aufrecht hinsetzte, wurde ihm sehr schnell klar, dass es weder JARVIS war, der ihn geweckt hatte, noch sein Traum.

Barnes stand am Ende seines Bettes, genau wie vor einer Woche. Heute tropfte er seinen neuen, diesmal fünfhundert-Dollar-Teppich mit Wasser voll. Zumindest hoffte Tony, dass es Wasser war. Es perlte von seinen Haaren, seinem Gesicht und seiner Kleidung. Tony brauchte das schwere Trommeln des Regens gegen seine Scheiben nicht zu hören, um eine Vorstellung zu haben, wo dieser Idiot sich in den letzten Stunden herumgetrieben hatte.

Genau wie letzte Mal sagte Barnes kein verdammtes Wort, sondern sah ihn einfach nur an – und Tony war so kurz davor auszuflippen! Es war mitten in der Nacht, er hatte beschissen geschlafen und Barnes hatte echt Nerven hier aufzutauchen, nachdem er sich vor drei Tagen ohne ein Wort verpisst hatte! Und nein, Tony war nicht in der Stimmung zuzugeben, dass er sich Sorgen gemacht oder ungesund viel Zeit damit verbracht hatte, diesen nervigen roten Punkt zu verfolgen, der ihm immer genau anzeigte, wo Barnes sich herumtrieb.

Er war nicht weit gekommen. Tony hatte keine Ahnung, was Barnes genau in den letzten Tagen getrieben hatte, aber er war nicht aus der Stadt verschwunden. Einmal war er sogar ein paar Stunden in der Nähe vom Tower herumgeschlichen, was wirklich an seinen Nerven gezerrt hatte. Tony war kurz davor gewesen, mit seinem Anzug rauszufliegen und diesen Deppen zu fragen, was er hier eigentlich tat, aber bevor er sich dazu hinreißen lassen konnte, war Barnes schon wieder verschwunden.

Tony sagte sich wieder und immer wieder, dass es okay war und er froh darüber sein sollte. Eine Sache weniger, um die er sich kümmern musste!

Dummerweise funktionierte Vernunft sehr selten bei ihm.

„Wo zur Hölle kommst du auf einmal her?", begrüßte er Barnes und gab sich gar keine Mühe so zu tun, als hätte er gute Laune. „Das wird langsam echt unheimlich! Wenn du noch einmal nachts in meinem Schlafzimmer aufschlägst, werde ich dich in den 'Winter Stalker' umtaufen und dafür sorgen, dass die Presse das übernimmt!" Tony murmelte ein paar unflätige Flüche vor sich her, während er sich aus dem Bett quälte. Sein Kopf schmerzte und er hatte das Gefühl, dass es nicht besser werden würde!

Barnes schwieg immer noch, als Tony sich zwei Aspirin aus der orangenen Dose von seinem Nachttisch nahm und zu seinem Schreibtisch rüberging, um sie mit etwas Scotch runterzuspülen. Er spürte diesen viel zu intensiven Blick in seinem Nacken, was seine Haut zum Kribbeln brachte – und in ihm irgendwie den Wunsch weckte, Barnes einfach ins Gesicht zu schlagen.

„Was?", hakte er genervt nach und drehte sich zu dem anderen Mann um. „Bekomme ich eine Erklärung oder willst du einfach die restliche Nacht weiter herumstehen?"

Barnes' Finger zuckten leicht. Es war die einzige Regung, die er zeigte. Tony stöhnte genervt und musterte seinen ungewollten Gast von oben bis unten. Zumindest schien er diesmal nicht verletzt zu sein. Da war kein Blut, keine Schramme zu sehen. Sein linker Arm war nach außen hin auch vollkommen in Takt. Tony hatte absolut keine Ahnung, was er damit anfangen sollte.

Draußen grollte der Donner, gefolgt von einem Blitz, der das Zimmer für zwei Sekunden unnatürlich hell werden ließ und eine seltsamen Kontrast zu Barnes' dunkler Gestalt formte. Tony wartete noch einen Moment, ob irgendwas passierte und der Mann endlich mit der Sprache rausrückte.

Falling AwayWhere stories live. Discover now