Alaska dachte noch oft über das Mädchen Lia nach. Wie es ihr wohl ging? Von ihr selbst verärgert, schüttelte sie mit gerunzelten Augenbrauen ihren Kopf. Wie soll es ihr nach ihrem Vorfall gehen? Schnell versuchte sie ihre Gedanken wegzusperren und sich den Unterricht zu widmen. Es waren nur noch wenige Wochen, bis zu ihrer Matura. Das Ende ihrer quälenden Schulzeit und vielleicht ein neuer Anfang? Noch gab es noch viel zu tun. Was sie nach ihrer Schulzeit machen wollte, wusste sie schon genau. Eine Weltreise und danach Psychologie studieren. Träumerisch versank sie in ihren Lebenszielen und plante sie zum hundertsten Mal genau durch. Sie hatte eine eigene Wohnung, arbeitete neben dem Studieren an der Uni und hatte vielleicht endlich ihren langerersehnten Neuanfang.
Durch die ansteigende Lautstärke ihrer Mitschüler verlor sie den Faden ihres Traumes und kam wieder in die Gegenwart zurück und verzog das Gesicht. Wieso sollte sie ein Neuanfang verdienen? Innerlich verzogen sich ihre wenigen positiven Hoffnungen und Träume und machten wieder Platz für ihre Vergangenheit, Selbstzweifel und ihrer zerstörten Seele. Ächzend stand sie auf und bemerkte wie immer, dass sie wieder einer der Letzten war, die aus der Schule ging. Langsam und gemächlich ging sie auf ihr Auto zu und sah dabei viele Freunde miteinander lachen und wie Schüler von ihren Familien abgeholt wurden.
Sie beobachtete wie ein Junge lachend auf seine Mutter zuging und sie gemeinsam nach einer Umarmung ins Auto stiegen. Sofort sah sie schmerzerfüllt weg und ihre Erinnerungen an eine gute und doch so grausame Vergangenheit überrumpelte sie.
Lachend kam sie mit Freunden zuhause an und verabschiedete sich von ihnen, bevor sie ins Haus ging. Als sie durch die Tür ging, roch sie schon den köstlichen Geruch von den weltberühmten Schweinsbraten ihrer Mutter durch das ganze Haus wehen. Ihr Magen knurrte schon vorfreudig auf und sie beeilte sich ihre Schuhe und Jacke auszuziehen. Schnell rannte sie in die Küche und sah ihre Mutter schon in der Küche stehen. Im gleichen Moment drehte sich ihre Mutter auch schon um und begrüßte sie mit einem Lächeln. Ihre Mutter hatte das schönste Lächeln der Welt, obwohl sie von unserem Vater in Stich gelassen wurde. Doch sie hat es ohne ihn geschafft und Alaska nahm sie sich als Vorbild. "Das riecht so gut Mama, danke fürs Kochen. Ich bin am Verhungern!" Ihre Mutter lachte darauf nur und gab ihr das Essen. Sie unterhielten und lachten während des Essens, denn sie waren ein gutes Team. Mutter und Tochter.
Sie musste von hier verschwinden, so schnell wie möglich. Sie konnte diesem freudigen Treiben ihrer Mitschüler einfach nicht ertragen und flüchtete mit dem Auto Richtung Baumhaus.
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Beim Baumhaus angekommen, sah sie das bereits jemand im Baumhaus saß und war wütend. Wie konnte es jemand wagen, in ihr Baumhaus zu gehen? Schnell kletterte sie mit der Wut im Bauch in ihr Baumhaus, um denjenigen rauszuschmeißen, der hier hinaufgeklettert war. Doch bevor sie überhaupt dazukam, denjenigen ordentlich einzuheizen, stockte ihr der Atem.
Es war ein Junge. Ein Junge mit braunen verwuschelten Haaren und grünen intensiven Augen, die sie aufmerksam, aber auch kühl musterten. Ihre Augen huschten auch über den Rest des Körpers, der einen normalen Körperbau eines, ihrer Schätzung nach, 18jährigen Jungen nachkam. Doch was sie wirklich innehalten ließ, war das blaue Auge und das blaugefärbte Kinn. War sie in letzter Zeit ein Magnet für Misshandelte? Sofort bereute sie diesen Gedanken und ihr schlechtes Gewissen tauchte auf. Doch ihre Aufmerksamkeit galt den Jungen, der sie immer noch musterte.
"Was?!" , blaffte sie ihn an, da sie nicht wusste, was er wollte und wieso er nicht aufhörte, sie anzustarren. Sofort wandte der Junge seinen Blick ab und sah beim kleinen Fenster des Baumhauses hinaus, wo gerade einer der schönsten Sonnenuntergänge stattfand, den sie je gesehen hatte, wie sie fand. "Es ist wunderschön, nicht wahr?" , flüsterte der Junge rau und bescherte ihr dabei eine Gänsehaut.
Ärgerlich rieb sie sich über ihre Arme, um die Gänsehaut zu vertreiben. Wer war dieser Typ?
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Das Ende ihrer Welt
Teen FictionWer bist du, wenn du alles verlierst? Alles, was du geliebt und geachtet hast? Das Mädchen Alaska hat zu viel verloren, um jetzt noch etwas zu gewinnen. Wird sie in die Realität zurückkehren, indem die Menschen, die sie achten, helfen können? Ode...