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Oneshot von unkreativherself

Grindeldore - Erinnerungen

einseitige liebe | vergangenheit | kind of sad

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Aus der runden Schale des Denkariums heraus, zwinkerte Gellert ihm zu. Albus betrachtete sein junges Gesicht. Er würde es nie vergessen. Egal wie viel Zeit vergangen war, oder noch vergehen würde, Gellerts Gesicht war in seinem Gedächnis eingeprägt.
Die blauen Augen, umrandet von dichten Augenbrauen und starken Konturen, schienen stets zu leuchten. Seine Augen gefielen Albus immer am Besten.
Wie sie ihn in ihren Bann gezogen hatten. Wie Gellert ihn in seinen Bann gezogen hatte.
Er hatte Ablus von Anfang bis Ende um seinen Finger gewickelt.
Alleine der Fakt, dass er ihn in den letzten Jahren so oft besucht hatte, war Beweis genug.

Albus musste an seinen letzten Besuch vor einigen Tagen denken. Er hatte Gellert nicht erzählt, dass es das letzte Mal sein würde, dass sie sich sehen würden.
In einigen Minuten würde Harry kommen und sie würden aufbrechen um Tom Riddle's Horkrux zu finden. Wenn alles nach Plan laufen würde, wäre er tot, sobald die Sonne am nächsten Morgen aufgehen würde.

Er musste unwillkürlich an ihre erste Begegnung denken.
Gellert war wie ein Komet in seinem tristen Leben eingeschlagen und hatte seine Welt erschüttert.
Lächelnd rührte er in seinen Erinnerungen herum.
Ein weitere Szene stach zu ihm heraus.

"Ich- ich muss mit dir reden!"
Albus beobachtet wie Gellert aufsah.
Die blonden Locken fielen ihm in die Stirn und seine Lippen waren leicht geöffnet. Normalerweise würde Albus nun denken, dass Gellert wirklich wirklich hübsch war oder andere Gedanken, die durch seinen verliebten, hormongesteuerten Kopf schossen. Aber da er beschlossen hatte, dass er über Gellert hinweg gekommen war, dachte er natürlich nichts davon.
Die Schmetterlinge in seinem Bauch kamen von dem, was er nun sagen wollte.
"Ja, ich wollte auch noch mit dir reden.", sagte Gellert abwesend.
Albus seufzte.
"Gellert! Das ist wichtig. Wirklich wichtig. Also hör mir bitte richtig zu."
Gellert nickte wiederwillig und schaute erwartungsvoll und ungedulig auf.
Albus setzte sich und sah auf seine Hände.
"Ich bin mir nicht mehr sicher, was unsere Pläne angeht. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, was wir tun wollen!"
Nun hatte er Gellerts volle Aufmerksamkeit.
Er spürte den bohrenden Blick und schaute unsicher auf.
Er konnte nicht lesen, was in Gellerts Augen geschrieben stand. Konnte er selten.
"Wie meinst du das?", fragte Gellert leise.
Albus nahm seinen Mut nocheinmal zusammen und sprach aus, was ihm in den letzten Tagen durch den Kopf ging.
"Ich denke, dass wenn wir etwas Gutes tun wollen, wir es anders machen müssen. Was wir vorhaben ist nur im großen Ganzen gut. Aber nicht im Detail. Ich möchte nicht für Kollateralschaden verantwortlich sein."
Gellert starrte ihn an, aber sagte nichts. Albus glaubte Verzweiflung in seinen Augen zu sehen. "Verstehst du was ich meine, Gellert?", fragte er gedulig.

Im nächsten Moment hatte Gellert sich vorgebeugt und seine Lippen auf Albus'.
Seine Augen weiteten sich. Hatte Gellert ihm nicht vor ein paar Tagen noch deutlich gesagt, das Albus Gefühle unerwiedert waren? Gellert hatte zwar gesagt, er liebte ihn, aber eher als einen Bruder, als einen Liebhaber.
Und jetzt küsste er ihn.
Er spürte schon, wie all seine Gefühle die er in den letzten Tagen verdrenkt hatte, mit voller Wucht zurück kamen.

Gellert löste sich und keuchte leicht. Ihre Gesichter waren immernoch nah an einander.
"Darüber wollte ich mit dir reden. Ich fürchte, ich war neulich etwas voreilig. Du hast mich überrumpelt. Aber in den letzten Tagen konnte ich mit meine Gefühle ins Reine kommen, und ich denke ich fühle ähnlich wie du."
Langsam setzte er sich wieder auf seinen Platz gegenüber von Albus.
"Aber... nun wenn ich dich richtig verstanden habe, ist unsere Zeit zusammen jetzt beendet."

Im Nachhinein konnte Albus deutlich erkennen, dass Gellert ihn manipuliert hatte.

Er hatte so getan, als würde er ihn auf eine romantische Weise lieben, um Albus dazuzubringen zu bleiben. Albus bezweifelte nicht, dass Gellert ihn geliebt hatte, nur eben nicht so, wie er Gellert liebte.
In gewisser Weise war Gellert auf ihn angewiesen gewesen. Er war gerade erst Volljährig, hatte keinen Schulabschluss und wenig Kontakte in England.
Und Albus war hatte sich eingebildet, dass Gellerts Gefühle tatsächlich aufrichtig waren. Er hatte seine Bedenken in süßen Worte und sanften Berühungen versenkt. Letztendlich siegte sein Gewissen zwar und er und Gellert gingen getrennte Wege, aber das war erst einige Monate später.

Albus hatte sich lange gefragt, ob er alles verhindern hätten können, wenn er damals schon Gellert verlassen hätte.
Gellert hatte das verneint, als er ihm diese Frage vor einigen Jahren gestellt hatte.
Er sagte, dass er diese letzten Wochen mehr damit verbracht hatte, Albus zu verführen und von den Plänen, die er seit Jahren gehabt hatte, zu überzeugen und nicht damit, sich diese Pläne tatsächlich zu überlegen.
Albus würde es lieben, wenn das die Wahrheit gewesen war.
Allerdings hatten der Krieg, die Niederlage, die Gefangenschaft und das Alter Gellert verändert. Er war deutlich umsichtiger, bedachter und im Gesamten netter geworden.
Die Chancen standen also gut, dass er bloß Albus Gewissen beruhigen wollte.

Der alte Mann lächelte und schaute nach draußen. Dort ging die Sonne hinter den Bäumen unter. Das war immer Gellerts Lieblingszeit gewesen.
Wenn das Licht langsam verschwand und die Welt um sie herum kälter wurde.
Wenn anstatt der Sonen, der Mond auf sie runterschien und alles anders aussah.

Er erinnerte sich, dass Gellerts Haare in der Sonne immer wie Gold aussahen und im Mondlicht, unter abertausenden Sternen, plötzlich Silber schimmerten.
Er musste an all die Nächte denken, an denen sie unter freien Himmel lagen.
Gellerts Kopf auf seiner Brust.
Er erinnerte sich, wie er in die Nacht schaute, wie er Sternschnuppen beobachtet und Gellert zuhörte, als er von seinen Träumen und Zielen sprach.
Vorallem am Anfang. Als sie beide noch unschuldiger waren. Als Gellert noch nicht von dem Wahnsinn korrupiert wurde, welcher ihn kalt, berechnend und manipulativ hinterließ.
Als ihre Absichten rein waren und sie noch nicht an ihren Moralen gezerrt und gebogen hatten, bis sie sie verloren hatten.

Er dachte gerne an diese Zeit zurück.
Sie hatten sich gegenseiteig angezogen, weil sie sich verstanden hatten.
Zum ersten Mal konnte jemand nachvollziehen was Albus dachte und wollte und tat. Er hatte jemanden dem er seine Probleme und Sorgen anvertrauen konnte, jemand der sie teilte.
Es war wohl die beste Zeit seines Lebens gewesen.

Damals schien ihm alles möglich. Denn die ganze Welt stand ihnen offen. Sie waren talentiert, ambitioniert und hatten das Begierde etwas Gutes zu tun.
Das Problem war, dass sie den falschen Weg gingen. Aber als Albus dass erkannte, war es für Gellert schon zu spät.

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