Kapitel 13

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Es dauerte einen Moment bis sich meine Augen an das schummrige Licht hier im Raum gewöhnten. An der Decke hing lediglich eine alte Glühbirne an einem Kabel, welche in unregelmäßigen Abständen flackerte. Der Raum an sich war nicht besonders groß und hatte nicht ein einziges Fenster. Die Tapete an den Wänden blätterte langsam ab und bis auf einen Tisch und dem Stuhl an den ich immer noch gefesselt war gab es keine weiteren Möbelstücke.

Als ich meinen Blick jedoch auf die Person richtete, die mir die Augenbinde abgenommen hatte, gefror mir das Blut in den Adern. Daniel blickte mich grimmig an und als ich dann auch noch Theo und Felix im Hintergrund erblickte, verstand ich die Welt nicht mehr. Was sollte das ganze hier?
Felix blickte mich nachdenklich an, bis er entschlossen sagte 》lasst uns allein《
Wie befohlen verließen Daniel und Theo den Raum, allerdings nicht, ohne mir vorher noch einen bösen Blick zuzuwerfen.

Ich blickte mittlerweile mit großen Augen Felix an, welcher strammen Schrittes auf mich zu kam und ein Messer zückte. Mein Herz begann zu rasen und ich war mir sicher, er würde mich jetzt umbringen. Ich schloss die Augen und spürte im nächsten Moment wie das Messer meinen Arm berührte. Doch der Schmerz den ich erwartete trat nicht ein, stattdessen bemerkte ich, dass der Druck der Seile nachließ. Überrascht öffnete ich die Augen und sah zu, wie Felix auch die restlichen Fesseln entfernte und sein Messer dann einsteckte.

》Tut mir Leid, dass wir dich entführt und verängstigt haben. Und wir haben auch niemanden in Angst und Schrecken versetzt. Um ehrlich zu sein, haben wir drei dir nicht vertraut, dass du niemandem von uns erzählen würdest. Deswegen haben wir uns diese dämliche Story ausgedacht, die wir dir hier grade aufgetischt haben. Wenn es nach Daniel gegangen wäre, hätte er das Spielchen gerne auch noch weiter getrieben aber ich habe genug gesehen, um zu verstehen, dass Jonas von Anfang an Recht hatte. Du bist keine Gefahr für uns und hattest niemals vor zu verraten was wir sind.《
Ich hatte nicht mit so viel Ehrlichkeit von Felix Seite aus gerechnet und es hatte mir definitv die Sprache verschlagen, aber er war auch noch nicht fertig mit reden.

》Weißt du, ich habe nicht immer so empfindlich bei euch Menschen reagiert. Ganz im Gegenteil. Vor ein paar Jahren hatten einige von uns sogar noch menschliche Freunde. Klar wussten diese nicht was wir waren und wir haben unsere zweite Identität vor ihnen geheim gehalten, aber trotzdem konnten wir es managen, dass sie zu Besuch kamen. Eines Tages traf ich ein Mädchen, und zwar das schönste was ich je gesehen hatte. Ihr Name war Rose, sie hatte feuerrotes, lockiges Haar und dunkelgrüne Augen. War ja klar, dass es nicht lange dauerte, bis ich mich in sie verliebte. Ich war damals noch jung und naiv und habe sie relativ bald in mein Geheimnis eingeweiht. Ich ließ mir von ihr das Versprechen geben, niemandem von uns zu erzählen. Natürlich war sie nicht begeistert und hatte anfangs wahnsinnige Angst vor mir, aber die Liebe besiegt ja bekanntlich alles... zumindest sagt man das so. Dementsprechend hat es nicht lange gedauert, bis sie akzeptiert hat was ich bin. Wir haben viel Zeit zusammen verbracht und letztendlich ist sie bei uns eingezogen. Knapp über ein Jahr hat sie bei uns gewohnt.《

Felix machte eine Pause. Er war mittlerweile komplett in seiner eigenen Erzählung versunken und beachtete mich gar nicht mehr.
Ich hingegen hörte gespannt zu und mir fielen die Klamotten ein, die Luke mir ganz am Anfang mal gegeben hatte. Damals hatte ich noch gedacht es waren die seiner Mutter, aber wahrscheinlich waren es Klamotten von Rose gewesen. Ein mulmiges Gefühl ging mir durch den Magen. Wo war Rose jetzt?

》Wir Werwölfe sind leicht reizbar und können schnell mal aus der Haut fahren. Das ist übrigens auch einer der Gründe, weshalb wir in unserer Wohnung öfter mal neue Möbel kaufen müssen. Viele werden bei unseren Kämpfen in Mitleidenschaft gezogen.
Eines Tages hatte ich einen Kampf wegen einer Meinungsverschiedenheit mit Maik, einem meiner Rudelmitglieder. Er war noch nicht so lange bei uns und schon damals ziemlich anstrengend und aufmüpfig. Dementsprechend war ich ziemlich mies gelaunt und sehr leicht reizbar. Natürlich erzählte mir Rose genau an diesem Tag, dass sie so ein großes Geheimnis, welches sie hier über uns kannte, nicht länger für sich behalten konnte. Sie wollte es ihrer besten Freundin erzählen. Natürlich konnte ich das nicht zulassen. Was wenn ihre Freundin so eine typische Tratschtante war und es gleich jedem weiter erzählte, sodass es am nächsten Tag womöglich in der Zeitung stand. Ich bin durchgedreht und habe sie angeschrien. Aber dickköpfig wie Rose nunmal war, fing sie an zu diskutieren und wollte nicht auf mich hören. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle und ging auf sie los. Ich verwandelte mich und griff sie einfach an. Irgendwann lag sie blutverschmiert am Boden und ich realisierte was ich getan hatte. Ich kam wieder zu mir, brach zusammen und hielt das Mädchen meiner Träume weinend in den Armen. Ich war wie in Trance. Sie war noch am Leben, aber ich wusste, dass sie es nicht schaffen würde. Sie hatte tiefe Kratzspuren am ganzen Körper und ihre Augen blickten mich leblos an.
Jonas holte mich zurück in die Gegenwart und sagte mir ich solle sie ins Krankenhaus fahren. Das tat ich. So schnell ich nur konnte raste ich los. Ich überfuhr jede rote Ampel und weiß bis heute nicht wie wir es bis zum Krankenhaus geschafft haben. Dort erzählte ich, sie wäre im Wald von einem wilden Tier angegriffen worden.
Das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe. Ich hinterließ meine Handynummer für die Ärzte und sagte sie sollen mich anrufen, wenn sich ihr Zustand verändert. Dableiben konnte ich nicht. Ich fühlte mich schuldig und hielt es in diesem Krankenhaus einfach nicht aus. Somit verschwand ich, ohne ihr vernünftig Lebewohl gesagt zu haben.
Einen Tag später kam der Anruf aus dem Krankenhaus, dass sie es nicht geschafft hat.
Ich meine ich hatte damit gerechnet, aber es entzog mir jeden Willen weiterzuleben. Ich zog mich komplett zurück und es dauerte lange bis meine Jungs mich wieder auf die Beine bekamen. Ich habe meinen Fehler akzeptieren müssen und manche Dinge lassen sich eben nicht mehr rückgängig machen, so sehr man es sich auch wünscht.
So etwas verändert einen eben und ich habe den Kontakt zu all meinen menschlichen Freunden abgebrochen. Wir zogen weg und auch den anderen verbot ich weiteren Kontakt zu euch Menschen zu pflegen, was dafür sorgte, dass wir uns nur noch um uns selbst kümmerten und uns schworen uns nie wieder einem von euch zu zeigen. Tja und dann bist du aufgetaucht. Als wir dir den Abend im Wald begegnet sind, war das Zufall. Wir waren bloß unterwegs auf Streifzug und normalerweise laufen in diesem Abschnitt des Waldes keine Menschen umher. Zumindest nicht um diese Zeit und bei Gewitter. Ich habe Panik bekommen, da du uns gesehen hast und wollte dich loswerden, aber Jonas unsere gute Seele war dagegen. Ich hoffe du verstehst warum ich so reagiert habe. Es war nichts gehen dich aber ich will einfach nicht, dass sich die Geschichte wiederholt. Für niemanden von uns. Also wenn du schlau bist, hälst du dich von uns fern, doch ich kann es dir nicht verbieten. Jonas macht sich Sorgen um dich und er wird mich umbringen, wenn er erfährt, was wir mit dir gemacht haben.《

Ich hatte während Felix Geschichte angefangen zu weinen und es hatte mich hart getroffen all das zu hören. Ich verstand warum er war, wie er war, aber er konnte trotzdem nicht für mich reden und er hatte Recht er konnte mir den Kontakt zu ihnen nicht verbieten. Wenn ich ehrlich war, dann vermisste ich die Jungs ein wenig. Es waren immerhin die einzigen seit langer Zeit, mit denen ich mal wieder etwas Zeit verbracht hatte.

In diesem Moment hörten wir von draußen Lärm und die Tür wurde aufgerissen.

MoonlightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt