Kapitel 8

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Die Spuren vom Kampf vorhin waren noch deutlich zu sehen. Jemand hatte einen der Küchenstühle in die Ecke geräumt, da dieser komplett zu Kleinholz zerlegt wurde und auch auf dem Parkett Boden waren tiefe Kratzer.
Ich sog scharf die Luft ein und mir lief ein Schauer über den Rücken.
Erst jetzt fiel mir auf, dass Jonas auch ordentlich etwas abbekommen haben musste. Er humpelte stark und biss die Zähne zusammen, als hätte er große Schmerzen.
Trotzdem musste er sich irgendwie durchgesetzt haben, schließlich war ich noch hier und am Leben. Die Frage war nur, wie lange noch?
Jonas schien meine Anspannung zu bemerken, denn er lächelte mir schwach zu und murmelte irgendetwas vor sich hin, dass alles okay wäre und ich mir keine Sorgen machen müsste.

Ich lachte schwach und versuchte meine Panik wieder unter Kontrolle zu bekommen. Was würde passieren wenn Felix jetzt rein kommen würde und konnte ich Jonas wirklich vertrauen? Was dachte der Rest wohl über mich?
Wieder einmal rasten mir hunderte von Fragen durch den Kopf.

Ich ließ mich erschöpft auf einen der Stühle am Esstisch sinken, stütze den Kopf auf die Hände und beobachtete Jonas, der sich an den Herd stellte und anfing mit Töpfen und Pfannen zu hantieren.

Nach einer geschätzten halben Stunde, in der ich weiter vor mich hin gegrübelt hatte, war das Essen fertig und Jonas stellte zwei dampfende Teller mit Fleisch, Klößen und Spinat vor mir auf den Tisch. Er setzte sich mir gegenüber und lächelte.
Es roch köstlich und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Erst jetzt bemerkte ich wie hungrig ich war und wie auf Kommando knurrte mein Magen.
Gierig steckte ich mir eine Gabel voll in den Mund und musste feststellen, dass Jonas ein großartiger Koch war. Es schmeckte mindestens genauso gut wie es roch.

Der Geruch zog anscheinend auch noch weiter durchs Haus, denn Luke und ein weiterer Junge betraten die Küche und blickten gierig auf das Essen.
Sie schnappten sich einen Teller und taten sich ebenfalls eine Portion auf.

Langsam kamen sie an den Tisch und blickten mich an 》dürfen wir uns zu euch setzen?《 fragte Luke zaghaft und ich schaute überrascht zu ihm auf.
》Natürlich! Ihr wohnt doch hier《 antwortete ich schnell und Luke lächelte dankbar. Er ließ sich neben mir nieder und der andere setzte sich neben Jonas.

》Ich bin übrigens Tom《 sagte der Junge schräg gegenüber von mir und lächelte mich schüchtern an. Er hatte lockige braune Haare und ein niedliches Stupsnäschen. Er schien nicht viel älter als Luke zu sein aber genauso herzlich, wenn auch ein wenig zurückhaltender.
》Du bist also Tom, ich bin Mia, nett dich so menschlich kennenzulernen, nachdem ich dich eben draußen nur als Wolf gesehen habe《 erwiderte ich und er zuckte leicht zusammen. Jonas lachte und schien ziemlich amüsiert über meinen Spruch und Toms Reaktion darüber.

Luke blickte mich überrascht von der Seite an und sagte 》Du hast dich aber schnell gefangen nachdem du eben noch komplett durchgedreht bist und das Wort Wolf aus deinem Leben verbannen wolltest.《 Er schmunzelte und ich zuckte mit den Schultern. Innerlich tobte ein Sturm in mir, meine Gedanken fuhren Karussel und ich hatte panische Angst, doch das wollte ich mir nicht anmerken lassen.
》Habe ich denn eine andere Wahl?《 fragte ich ihn und grinste frech zurück. Jetzt zuckte er mit den Schultern.

》Ich hoffe ich habe dich nicht allzu sehr erschreckt?《 Tom blickte mich entschuldigend an. 》Ich habe gehört Felix ist ziemlich durchgedreht... das tut mir Leid!《 Er schien ernsthaft besorgt, weshalb ich ihm klar machte, dass alles in Ordnung sei und es mir gut ging.
Ich bin ja grade nur fast gestorben. Dachte ich und fragte mich wieder wie das ganze hier wohl enden würde.

Wir saßen eine ganze Weile zu viert am Tisch und unterhielten uns über alles Mögliche. Auch Tom war ziemlich nett und ich musste feststellen, dass ich die drei eigentlich echt gern hatte. Sie ignorierten mich nicht und interessierten sich wie es mir ging.

》Habt ihr Lust auf einen Film?《 fragte Luke und blickte in die Runde. Ich war ein wenig überrascht über die Frage; vielleicht weil ich nicht gedacht hätte, dass sie so ein normales Leben führen und sich abends zusammen setzen und gemeinsam einen Film gucken, vielleicht aber auch weil ich es selbst nicht mehr gewohnt war. Ich hatte Filmeabende immer geliebt aber mein letzter war ewig her.
》Klar, immer《 antwortete Tom und Jonas blickte mich an, als Zeichen dass ich entscheiden durfte. Ich nickte und wir räumten den Tisch ab und die Küche auf.

Danach folgte ich den Jungs durchs Haus; eine Treppe nach oben und in einen kuscheligen Raum mit Sofas, Sesseln und ganz vielen Kissen. An der Wand hing ein riesiger Fernseher und es sah wahnsinnig gemütlich aus. Ich war echt überrascht über diese Art von Raum und stand einen Moment lang sprachlos da.

》Willst du da stehen bleiben und Wurzeln schlagen oder setzt du dich zu uns?《 fragte Jonas und lachte.
Verlegen biss ich mir auf die Lippe und ließ mich auf eines der Sofas neben Jonas fallen. Luke und Tom setzten sich ebenfalls.
》Okay, was möchtest du gern sehen?《 fragte Jonas und schaute mich an. Überfordert zog ich die Schultern hoch und sagte 》Mir egal, sucht ihr aus.《

In diesem Moment öffnete sich die Tür und drei weitere Jungs betraten den Raum. Sie blieben stehen und starrten mich mit großen Augen an, bis einer von ihnen grinsend auf uns zu kam, mit Jonas einschlug und sich neben ihm auf die Couch fallen ließ.
》Das ist Sam, mein bester Freund hier《 sagte Jonas und Sam nickte mir freundlich zu.

》Daniel, Theo, wollt ihr mit gucken?《 fragte Luke die anderen beiden, doch sie starrten mich weiter an als wäre ich ein Alien.
Ich spürte wie Jonas sich anspannte und begann nervös zu werden.
》Sie ist noch hier?《 fragte der rechte von ihnen. Er hatte Schulterlange braune Haare und etwas von einem Hippie.
Sein Blick allerdings machte mir Angst! Seine Augen waren fast schwarz und fixierten mich bedrohlich.
》Ja Theo, wie du siehst ist sie noch hier!《 knurrte Jonas und funkelte ihn wütend an 》entweder ihr setzt euch, oder ihr geht.《 drohte er.
Theo zog eine Augenbrauen hoch und der andere neben ihm schnaubte abwertend.
》Ich werde mich bestimmt nicht mit ihr in einem Raum aufhalten! Sie sollte verschwinden《 sagte der andere, welcher offenbar Daniel hieß und warf mir einen finsteren Blick zu. Ich zuckte bei seinen harten Worten zusammen und blickte zu Boden.
Jonas knurrte erneut, stand auf und ging einen Schritt auf die beiden zu. Auch die anderen drei erhoben sich von ihren Plätzen und stellten sich zu Jonas.
Daniel und Theo waren jetzt in der Unterzahl und hatten offenbar keine Lust auf Streit, denn zu meiner Überraschung drehten sie sich wortlos um und verließen das Zimmer.

Ich fühlte mich ziemlich unbehaglich und wusste nicht so recht wie ich mich verhalten sollte, aber die Jungs setzten sich einfach wieder auf ihre Plätze und taten als wäre nichts gewesen. Das machte es mir zwar etwas leichter aber ich sagte trotzdem noch 》Danke das hättet ihr wirklich nicht tun müssen.《
Jonas zwinkerte mir bloß zu und meinte 》Keine Sorge, die sind zu jedem so scheisse und wir passen schon auf dich auf.《
Luke startete inzwischen den Film und ich spürte wie sich die bleierne Schwere des Tages auf mir niederließ.
Meine Gedanken kreisten nochmal um die seltsame Situation gerade und ich konnte mich nur schwer auf den Film konzentrieren. Was guckten wir da überhaupt?
Ich schlief selten ein bei Filmen, aber ich war so unendlich müde und erschöpft von diesem Ereignisreichen Tag, dass ich spürte wie meine Augen immer kleiner und mein Kopf immer schwerer wurde.

Langsam sank mein Kopf zur Seite und ich schlief ein.

MoonlightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt