Kapitel 4

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Ich öffnete die Tür und blieb einen Moment unschlüssig stehen. Ich wusste nicht, was ich tun oder wohin ich gehen sollte.

Schließlich beschloss ich Luke zu suchen. Ich ging den Flur entlang und betrat einen großen hellen Raum, welchen ich als Küche identifizierte. Etwa in der Mitte des Raumes stand ein riesiger Tisch mit mindestens 10 Stühlen drum herum.
Wie viele Kinder hatte diese Familie?

Ich starrte immer noch den Tisch an als sich eine Hand von hinten auf meine Schulter legte. Erschrocken schrie ich auf und fuhr herum. Luke stand hinter mir und blickte mich entschuldigend an 》sorry ich wollte dich nicht erschrecken《 murmelte er.
》Schon okay《sagte ich lachend und blickte beschämt auf dem Boden.

Ich war schon immer etwas schreckhaft gewesen aber durch den Abend im Wald war es offenbar noch schlimmer geworden. Als hätte Luke meine Gedanken gelesen fragte er 》an was erinnerst du dich noch?《
Ich versuchte erneut mich an die Details des Abends zu erinnern und fing an zu erzählen 》Ich war im Wald spatzieren und das Gewitter hat mich überrascht. Irgendwann habe ich mich dann verlaufen und wusste nicht mehr wie ich zurück kommen sollte. Ich bin auf den Boden gesunken und dann waren da diese riesigen Tiere, die aus dem Gebüsch sprangen und anfingen zu kämpfen und...《 Ich brach ab und spürte wieder die Panik des Abends in mir aufsteigen.

》Erinnerst du dich noch daran was für Tiere das waren?《 fragte plötzlich eine Stimme direkt hinter mir und ich fuhr herum. Hinter mir stand ein weiterer Junge und blickte mich fragend an. Wie lange stand er dort schon und hatte gelauscht?
Er hatte ziemlich verwuschelte schwarze Haare die ihm in alle Richtungen standen. Ich blickte erneut zu Boden und dachte nach. 》Es waren Wö... Ich glaube es waren Wölfe... riesige Wölfe《 stammelte ich. 》Zwei Stück - sie kämpften und versuchten mich zu töten. Zumindest glaube ich das. Der eine war braun und sah ziemlich gefährlich aus und der andere war tiefschwarz und hatte leuchtend grüne Augen so wie...《 Ich brach erneut ab und versuchte einen Vergleich für diese faszinierenden Augen zu finden.

Ich blickte zu dem Jungen auf, der immer noch vor mir stand und erstarrte! 》Alles in Ordnung?《 fragte er und zog dabei eine Augenbraue hoch.
》...So wie deine《 vollendete ich meinen Satz und starrte ihn immer noch an.

Der Junge lachte bloß und entblößte dabei eine Reihe glänzend weißer Zähne》Okay... das ist interessant!《 sagte er und blickte mich seelenruhig an.
Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand ebenso still wie er gekommen war.
Ich starrte ihn mit offenem Mund hinterher und überlegte was grade passiert war.

Luke räusperte sich und holte mich damit zurück in die Gegenwart. 》Das klingt alles ziemlich verrückt meinst du nicht?《 fragte er und schaute mich direkt an. 》Keine Sorge, Jonas verhält sich immer ein wenig merkwürdig. Beachte ihn einfach gar nicht.《 meinte er lachend und grinste mich wieder an. Er schien ein ziemlich glücklicher Junge zu sein und hatte eine unglaublich ansteckende fröhliche Art.

》Wie viele Geschwister seid ihr eigentlich in eurer Familie?《 fragte ich ihn mit einem erneuten Blick auf den großen Küchentisch.
》Naja, das ist etwas schwer zu erklären《 lachte er. 》Unsere Familie ist etwas anders als die Familien die du wahrscheinlich so kennst. Wir sind eher so etwas wie eine Pflegefamilie. Ich bin mit meinen 14 Jahren der jüngste von uns allen und dann gibt es noch meine 7 älteren Brüder Tom, Maik, Sam, Finn, Theo, Daniel und Jonas, welchen du ja eben kenngelernt hast. Unser Familienoberhaupt ist Felix, der sich quasi um uns kümmert und somit so etwas wie eine Vaterrolle einnimmt. Unsere Mum ist leider vor einiger Zeit gestorben...《

Eine Woge des Mitgefühls ergriff mich.
》Oh, das tut mir Leid! Ich kenne das Gefühl《 flüsterte ich 》Ich habe meine Eltern auch vor zwei Jahren bei einem Unfall verloren. Aber krass, dass Felix sich dann ganz allein um euch alle kümmert, obwohl ihr so viele seid - und nur Jungs《
》Ja es geht hier manchmal etwas chaotisch zu aber das gehört eben dazu《 sagte Luke und zwinkerte.

Eine Tür im Flur öffnete sich und laute Stimmen waren zu hören. Sie klangen ziemlich wütend und aufgebracht aber ich konnte nicht viel verstehen. Dann flog die Tür mit einem lauten Krachen wieder zu und jemand stürmte aus dem Haus.

Im nächsten Moment stand Jonas wieder in der Küchentür und sah auf einmal ziemlich erschöpft aus.
》Wie ist es gelaufen?《 fragte Luke an Jonas gerichtet.  》Tja, ich würde mal sagen wie zu erwarten. Vielleicht solltest du mal nach ihm sehen. Bei dir bleibt er wenigstens ruhig《 antwortete dieser und blickte daraufhin zu mir.
Luke stöhnte leise auf, verließ dann aber ohne ein weiteres Wort das Haus und ließ mich mit Jonas alleine.

MoonlightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt